CK*Trends: 5G - Auf dem Weg in die mobile Echtzeit
5G ermöglicht die stabile Echtzeitübertragung von großen Datenmengen, was besonders für das autonome Fahren von grundlegender Bedeutung ist, jedoch auch für die Vernetzung aller Geräte im Internet der Dinge. Dieser technologische Quantensprung bietet entsprechend großes Potential, um im Rahmen der neuen Studie genau unter die Lupe genommen zu werden.
Deutschland ist im Bereich der Mobilfunkabdeckung in vielen Bereichen Entwicklungsland. Wer einmal versucht hat auf der Autobahn - immerhin die Hauptschlagadern des Landes - ein längeres Telefongespräch zu führen, der weiß um die Thematik. "Du warst plötzlich weg" ist vermutlich einer der am häufigsten gesprochenen Sätze in Deutschen Automobilen.
Verbindungsabbrüche, "Edge-Verbindungen" und "kein Netz" sind noch viel zu oft tägliches Ärgernis. Da fällt es schwer zu glauben, dass es jetzt mit dem neuen 5G-Netz anders laufen soll. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Zudem ist der wirtschaftliche Druck nun ein ganz anderer. Waren langsame Netze und Verbindungsabbrüche bislang nur Ärgernisse für Individualpersonen und kleine Betriebe im ländlichen Raum, deren Bedürfnisse in der Regel weder die Politik noch die einflussreiche Großindustrie zu Aktivitäten bewegen, geht es diesmal um die ureigenen Interessen der Politik und der Konzerne. Viele technische Masterpläne können ohne weitgehende 5G-Netzabdeckung nicht realisiert werden.
5G ist die Echtzeitübertragung von Daten. Selbst beim heute modernsten der üblichen Mobilfunkstandards LTE ist die Reaktionsgeschwindigkeit der Geräte 40mal langsamer als beim künftigen 5G-Betrieb. Riesige Datenmengen können künftig in faktischer Echtzeit stabil übertragen werden. Das ist besonders für das autonome Fahren von grundlegender Bedeutung. Eine Verzögerung des Datenaustausches zwischen zwei Fahrzeugen kann an einer Kreuzung fatal enden.
Die Politik und die Automobilindustrie hat also ein großes Interesse diesen Funkstandard schnellstmöglich einzuführen. Davon hängen Milliardengewinne ab. Ein Argument, das bei dem bisherigen Standard nicht im Raum stand, weshalb es auch nur mäßigen Druck gab, flächendeckend schnelles Internet anzubieten.
Künftig werden Milliarden von Maschinen und Geräten aller Art bis hin zum Toaster per Mobilfunk mit dem Internet (der Dinge) verbunden sein. Die totale Vernetzung der technischen Welt und der Menschen in Echtzeit. Für viele Menschen aus gutem Grund eine Horrorvorstellung - für Politik, Konzerne, Geheimdienste und Technikfans eine Traumwelt, die es schnellstmöglich zu erreichen gilt.
Wie wichtig dieses Thema für die Machtausübung ist, zeigt der harte Kampf, der auf diesem Feld zwischen amerikanischen und chinesischen Firmen und ihren jeweiligen Regierungen geführt wird. Da geht es in erster Linie um Macht und Kontrolle - und erst in zweiter Linie um Profit.
Wie auch immer, wird 5G in den nächsten zehn Jahren einer der spannendsten und weitgreifenden technologischen Sprünge mit einem gigantischen Umsatz- und Ertragspotential sein. Wie immer gilt es im Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in die Schaufelhersteller zu investieren. Denen ist es egal, wer damit am Ende Gold findet und wer nicht.
Jene, die am Ende die Dienstleistung "5G" an ihre Kunden verkaufen wollen - die Telekommunikationsanbieter - sind die denkbar falsche Investitionsalternative. Sie haben zunächst riesige Investitionskosten zu stemmen, die sich möglicherweise in den kommenden Jahrzehnten amortisieren - oder eben auch nicht. Jene, die aber die Technologie bereitstellen, die von den Telekommunikationsanbietern oder den Endkunden erworben werden, haben ihre Erlöse sofort und im Voraus -noch bevor die Technologie flächendecken im Einsatz ist- in der Tasche.
Hierzu gehören in erster Linie die Chiphersteller wie Nvidia oder Qualcomm, aber auch in der nächsten Stufe Unternehmen wie Apple. Sobald 5G halbwegs verfügbar ist und die ersten spannenden Anwendungen ohne 5G nicht mehr funktionieren, wird nahezu der gesamte Kundenstamm von Apple seine Iphones der vergangenen zehn Jahre in die Schublade legen und sich binnen kürzester Zeit mit neuen 5G-fähigen Smartphones ausstatten.
Ein vollkommener Technologiewechsel und somit ein kompletter Umschlag der Kundengeräte. Dass diese Geräte bei Apple aufgrund des großen Kaufdrucks seiner Kunden erfahrungsgemäß mit hohem Preissprung verkauft werden dürften, kann angenommen werden. Die in wenigen Jahren daraus entstehenden Quartalsergebnisse kann man sich bereits heute bunt ausmalen.
Doch die erste und auch langanhaltendste Gewinnwelle wird bei den Chipherstellern liegen, die sämtliche Geräte, vom selbstfahrenden Automobil über das Smartphone bis zur elektrischen Zahnbürste mit Chips ausstattet. Ein Gerät, ein Chip. Milliarden Geräte, Milliarden Chips.
Diese Branche konzentriert sich auf wenige Platzhirsche mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Daher macht es durchaus Sinn, sich mehr als nur einen Chipanbieter ins Depot zu legen. Nvidia, die gerade schwere Rückschläge an den Börsen erleben, ist hier genau aus diesem Grund sehr interessant.
Sie waren der Hauptlieferant der Mining-Industrie im Bitcoin und Kryptwährungsboom. Die Kassen quollen über als die Kryptojünger ihrer Serverfarmen aufgebaut haben. Mit dem Ende des Krypto-Hypes bricht auch dieses absehbar kurzfristige Geschäft zusammen und enttäuscht die kurzfristigen Analysten. Das ist eine gute Chance, mit langfristigem Blick auf 5G und selbstfahrende Automobile ein Auge auf die unter Druck stehende Aktie zu legen.
Dirk Müller ist Deutschlands bekanntester Wirtschafts- und Börsenexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater und Initiator des Dirk Müller Premium Aktien Fonds. Als erfolgreicher Internet- und Medienunternehmer gründete er das Finanzinformationsportal Cashkurs.com und die Börsenbriefe Cashkurs-Trends.de und Cashkurs-Gold.de. Er gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Heute ist er das bekannteste Gesicht des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne „Mr. DAX“ genannt.
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