Lufthansa-Aktie: Warum der Kranich wieder eine Spekulation wert ist
Deutschlands größte Airline Lufthansa hat erstmals seit Ausbruch der Pandemie einen Quartalsgewinn erzielt. Aktionäre werden mutiger.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Die USA öffnen die Grenzen. Ab dem 8. November dürfen Ausländer wieder einreisen, vorausgesetzt, sie sind geimpft und können einen negativen Test vorweisen. Für die Lufthansa ist das eine langersehnte Nachricht: Die Transatlantikroute ist für die Airline die wichtigste Strecke, weil dort viele zahlungskräftige Geschäftskunden unterwegs sind.
Schon jetzt spürt die im MDAX notierte Airline Auftrieb: Im dritten Quartal schaffte die Lufthansa erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder einen operativen Gewinn. Als bereinigtes Betriebsergebnis blieb ein Plus von 17 Millionen Euro. Im selben Zeitraum des Vorjahres stand dort mit 1,3 Milliarden Euro eine dicke rote Zahl. Analysten hatten auch jetzt wieder mit einem Minus gerechnet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einem "weiteren Meilenstein auf unserem Weg aus der Krise".
Angetrieben wird das Geschäft derzeit vor allem vom Frachtgeschäft. Dort ist die Nachfrage dank der weltweit überlasteten Lieferketten hoch. Weil der Schiffsverkehr stockt, nehmen viele Unternehmen als Alternative die höheren Kosten des Lufttransports in Kauf. Der operative Gewinn der Logistiksparte stieg im Quartal um knapp 80 Prozent auf 301 Millionen Euro. Die Nachfrage sei auf einem Rekordniveau, ein Ende der Erfolgsserie derzeit nicht absehbar, berichtet Spohr.
Gemischt fällt das Bild bei der Personenbeförderung aus. Die Tochter Eurowings flog dank höherer Auslastung im Sommerquartal einen Betriebsgewinn ein. Die Netzwerk-Airlines, zu der auch die Hauptmarke Lufthansa gehört, verbuchten dagegen einen deutlichen Verlust.
Spürbare Erholung
Spohr ist zuversichtlich, dass die schlimmste Phase überstanden ist: Die Neubuchungen hätten auch auf den Transatlantikrouten bereits wieder rund 80 Prozent des Vorkrisenniveaus erreicht. Man sehe zudem einen Trend zu höherer Nachfrage nach den teureren Buchungsklassen. Über alle Reiseklassen sei ein signifikant steigender Anteil an Geschäftsreisen erkennbar. Insgesamt hat die Lufthansa-Gruppe im vergangenen Quartal 19,6 Millionen Fluggäste transportiert, knapp die Hälfte des Vorkrisenniveaus.
Entscheidend für die Dynamik des Comebacks wird auch das Angebot sein. Fluggesellschaften neigen dazu, ihre Kapazitäten zu schnell auszuweiten. Die Lufthansa will das Angebot im vierten Quartal auf rund 60 Prozent des Vorkrisenniveaus begrenzen. Das Gesamtjahr wird trotz der deutlichen Verbesserung noch immer im Zeichen der Krise stehen. Der operative Verlust der Lufthansa soll sich laut Prognose des Konzerns aber mindestens halbieren.
Am Aktienmarkt kamen die neuen Zahlen gut an. Von alten Höhen ist die Notierung aber noch immer weit entfernt. Unter den Analysten hat die Lufthansa wenig Freunde: Laut Datenbank des Finanzdienstes Bloomberg haben nur drei von 25 Experten die Aktie auf ihrer Empfehlungsliste.
Nach Einschätzung der Redaktion ist die Lufthansa derzeit eine charttechnisch getriebene Turnaround-Spekulation für risikofreudige Anleger.
Hoffnung: Die Krise der Luftfahrt ist noch nicht überwunden, die Lufthansa-Aktie nach den guten Zahlen aber eine Spekulation wert.
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