Diese Lehren können Anleger aus dem Crash durch die Spanische Grippe ziehen
Auch die letzte große Pandemie, die Spanische Grippe, welche in den Jahren 1918 bis 1920 allein auf dem europäischen Kontinent über zwei Millionen Todesopfer forderte, ging mit einem Börsenkollaps einher. Dabei konnte man an den Märkten jedoch eine ganz besondere Entwicklung feststellen.
• Die Spanische Grippe forderte bis zu 100 Millionen Opfer
• Die Erholungsrally nach der Spanischen Grippe war sehr differenziert
• Defensive Dividendenwerte regenerierten sich schnell
Niemand weiß, wie die Zukunft nach der globalen Corona-Pandemie aussieht und wie viele Menschenleben das Virus noch kosten wird, dennoch kann ein Blick in die Vergangenheit helfen, die Gefahr besser einschätzen zu können, um das eigene Portfolio auf das Schlimmste vorzubereiten.
Die schrecklichste Pandemie der Weltgeschichte
Der erste Weltkrieg, welcher sich von 1914 bis 1918 erstreckte, kostete weltweit rund 17 Millionen Menschen ihr Leben. Die Spanische Grippe, die zwischen den Jahren 1918 und 1920 wütete, kostete hingegen, je nach Schätzungen, 20 bis 100 Millionen Menschenleben. Dieser Vergleich zeigt schnell, dass die Spanische Grippe nicht umsonst als die schwerste Seuche, die jemals über die Erde zog, bezeichnet wird.
Mit bis zu 100 Millionen Toten hinterließ die Grippe deutlich mehr Opfer als jede andere Pandemie. Das extrem aggressive Virus ließ das Immunsystem der Erkrankten überreagieren, sodass sich das Abwehrsystem gegen den eigenen Körper richtete und dabei auch die Funktion der Lunge stark beeinträchtigte. Im Gegensatz zum Krankheitsverlauf bei einer COVID-19 Infektion, wurde die Spanische Grippe durch ein robustes Immunsystem bzw. starke Abwehrkräfte des jeweiligen Patienten sogar noch verstärkt. Dieser Umstand erklärt auch, warum der Spanischen Grippe so viele junge Menschen zum Opfer gefallen sind.
Angst vor der zweiten Corona-Welle
Dass die aktuelle COVID-19-Pandemie nun, womöglich in einer zweiten Welle, einen ähnlichen Verlauf nimmt, wie die Spanische Grippe nach dem Ende des ersten Weltkrieges ist trotz aller Sorgen und Ängste zum heutigen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich. "Genau die gleiche Situation wie 1918 wird es so nicht geben. […] Die Menschen werden heute zudem sehr viel älter als früher", so die Grippe-Expertin Silke Burda vom Robert Koch-Institut schon im Jahr 2018 in einem BR-Artikel. Darüber hinaus können die Lebensbedingungen von vor über 100 Jahren nicht mit den heutigen verglichen werden. So gab es zu der Zeit der Spanischen Grippe beispielsweise auch noch keine Antibiotika.
Lehren aus der Spanischen Grippe für die Börse
Neben den Sorgen über die Gesundheit, machen sich gerade Investoren nun natürlich auch große Sorgen über die Lage der Weltwirtschaft und die zukünftige Entwicklung der Aktienmärkte. In diesem Zusammenhang lässt sich aus dem Verlauf der Spanischen Grippe jedoch eine Tendenz an der Börse ablesen, welche auch in der jetzigen Zeit wieder relevant werden könnte.
Da die Spanische Grippe unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg ihren Lauf nahm, waren die globalen Aktienmärkte zwar noch inmitten einer kriegsbedingten Schockstarre, dennoch erreichten sie im November 1916 ihr vorläufiges Hoch, verloren dann jedoch bis ins Jahr 1917 wieder rund 20 Prozent ihrer Marktkapitalisierung. Im Laufe der Grippe-Welle, also zwischen 1918 und 1920, stürzten die Märte dann ein weiteres Mal rund 20 Prozent ab.
Im Nachgang dieses Börsenzusammenbruchs kann nun jedoch festgestellt werden, dass zu dieser Zeit nicht alle Aktiengattungen im gleichen Maß an Wert verloren haben. So boten gerade schwankungsarme Aktien und Anteilsscheine mit einer hohen Dividendenrendite schon damals einen hohen Schutz für Anleger. Zwar zeigten auch diese Titel, parallel zur Marktkorrektur, eine Schwächephase, diese war, im Vergleich zu Wachstumsaktien bzw. Anteilscheinen mit einer hohen Dynamik und Aktien mit geringer Marktkapitalisierung, jedoch nur von sehr kurzer Dauer.
Mit einer konservativen Strategie durch die Krise
Mit einem Fokus auf defensive Dividendentitel und Aktien mit einer geringen Volatilität, die vornehmlich in antizyklischen Branchen zu finden sind, haben Investoren also schon vor über 100 Jahren ihr persönliches Portfolio durch die Krise manövriert. Diese Orientierungshilfe kann gerade Privatanlegern dabei helfen, dass eigene Aktiendepot krisenfest aufzustellen und nun von eher spekulativen Positionen
abzusehen bzw. vermehrt auf Dividenden-Aristokraten und solide Branchen zu setzen.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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