Top-3-wikifolios - Die Anleger-Lieblinge im August
Meistens kommt es anders man denkt. Dieser Spruch trifft 2016 auch auf das Börsengeschehen zu. Historisch betrachtet ist der August nach dem September nämlich der zweitschlechteste Monat für den DAX.
Seit 1989 verlor der deutsche Leitindex im achten Monat des Jahres durchschnittlich 2,4 Prozent an Wert. Dieses Mal aber gab es ein Plus von 2,5 Prozent, womit sich die Ende Juni gestartete Erholungs-Rally weiter fortsetzte. In der Spitze stieg der DAX gegenüber dem Brexit-Crash-Tief sogar um imposante 1600 Punkte oder gut 17 Prozent. Der Blick ins Detail zeigt für den August aber ein zweigesteiltes Bild. Während die erste Monatshälfte von stark steigenden Kursen geprägt war, kam es in den letzten beiden Wochen zu Gewinnmitnahmen. Wir werfen vor diesem Hintergrund einen detaillierten Blick auf die Top3 wikifolios mit dem größten Zuwachs an investiertem Kapital.
Bereits zum dritten Mal in Folge ist Michael Flender ("GoldeselTrading") mit seinem wikifolio "Goldesel-Trading" unter den Top3 der am stärksten nachgefragten wikifolios zu finden. Diesmal reichte es mit großem Abstand sogar zur Spitzenposition. Insgesamt stieg das Volumen seines wikifolio-Zertifikats im August um weitere 1,6 Mio. Euro auf einen neuen Spitzenwert von jetzt schon 6,3 Mio. Euro. Im abgelaufenen Monat gelang dem Berufstrader ein erneutes Plus von rund 2,7 Prozent, wodurch die Gesamtperformance seit Oktober 2013 auf 131 Prozent angestiegen ist. Das wikifolio-Zertifikat, seit Mai 2014 handelbar, bescherte Anlegern bislang einen Gewinn von 51 Prozent. Erreicht wurde das alles bei einem maximalen Drawdown von gut 14 Prozent. Das auf Allzeithoch notierende wikifolio besteht zurzeit aus 16 Depotwerten und einem Cashbestand von rund 35 Prozent. Keiner der Einzelwerte ist höher als mit gut 5 Prozent gewichtet. Mitte der vergangenen Woche begründete er seine relativ hohe Investitionsquote wie folgt: "Viele Charts haben sich gestern ‚frei geschossen‘, mal schauen ob es Anschlusskäufe gibt". Zu Wochenbeginn untermauerte er seinen Optimismus noch einmal: "Viele Charts sehen sehr gut aus. Ich versuche deshalb auch, die Gewinne laufen zu lassen".
Das wikifolio "MK Aktienwerte Global" von Marcus Kreft ("MKInvestments") verdankt den zweiten Platz in unserer Rangliste vor allem einer größeren Kauforder Mitte August. Durchaus denkbar ist, dass dieser Auftrag von einem seiner Kunden kam, denn der ehemalige Wertpapierberater und Filialleiter betreut seit 2008 vermögende Wertpapierkunden in einem eigenen Beratungsunternehmen. Das Anfang Dezember zu einem wirklich ungünstigen Zeitpunkt (kurz vor dem Crash) eröffnete wikifolio verlor zunächst rund 21 Prozent an Wert, was gleichzeitig auch den bisherigen Maximalverlust darstellt. Pünktlich zur Emission des wikifolio-Zertifikats Ende Februar ging es dann bergauf. So liegt das wikifolio zwar immer noch mit 4 Prozent im Minus, das entsprechende Zertifikat weist aber ein Plus von 15 Prozent aus. Bei seinem Handeln konzentriert sich der erfahrene Börsianer auf charttechnische Signale und versucht bei einer Haltedauer von "maximal ca. 1 Jahr" vor allem Turnaround-Möglichkeiten ("buy on bad news") zu nutzen. In seinem Portfolio befinden sich überdurchschnittlich viele Werte, wobei zahlreiche Positionen nur aus einer einzigen Aktie bestehen und wahrscheinlich eher zu Beobachtungszwecken vertreten sind. Deutlich signifikanter ist der Depotanteil bei den Schwergewichten Coca-Cola, Evotec, Fitbit, Lending Club, SMA Solar, Square, Stabilus, ThyssenKrupp, Twintec, UniCredito und Wirecard, die zusammen auf über 50 Prozent und damit rund drei Viertel des gesamten Aktien-Exposures kommen. Der Rest (rund 30 Prozent) wird als Liquidität gehalten.
Auf Platz drei der am stärksten nachgefragten wikifolios landete mit dem wikifolio "Qualität, angelehnt an Susan Levermann" von Stephan Pflug ("Leise") ein weiterer Neuling dieser Rangliste. Das wikifolio selbst gibt es derweil schon seit November 2012. In dieser Zeit gelang dem nach eigenen Angaben am Aktienmarkt nicht allzu erfahrenen Trader eine beachtliche Performance von 185 Prozent bei einem im Vergleich dazu überschaubaren Maximalverlust von 20 Prozent. Zu verdanken hat er diese Erfolgsbilanz einer relativ simplen, aber konsequent durchgezogenen Strategie, die auf dem Buch "Der entspannte Weg zum Reichtum" von Susan Levermann aus dem Jahre 2010 basiert. Nach der Lektüre dieses Ratgebers hat der Trader eine Datenbank entwickelt, die insgesamt zwölf fundamentale Kennzahlen verschiedener deutscher Aktien enthält. Dabei handelt es sich um "zahlenmäßig messbare Parameter, die in der Vergangenheit auf überdurchschnittliche Performance in der Zukunft hingewiesen haben". Diese Daten werden regelmäßig aktualisiert und mit Hilfe einer Punkteskala ausgewertet. Auf Basis der dabei entstehenden Rangliste wird nach klar festgelegten Regeln die Zusammensetzung des wikifolios bestimmt, wobei die Zahl der Depotwerte zwischen zehn und 15 liegen soll. Seine Vorgehensweise erklärt der Trader sehr anschaulich: "Einmal wöchentlich gehe ich die im Depot befindlichen Werte durch und ersetze etwa einmal im Monat eine Aktie, die unter die Mindestpunktzahl (also 3 Punkte oder weniger) gefallen ist durch eine vom System als kaufenswert eingeschätzte Aktie (7 Punkte und mehr). Durch diese systematische, regelmäßige Kontrolle und die zu erreichende Mindestpunktzahl gibt es eine hübsche, gnadenlose Verkaufsdisziplin". Aktuell beinhaltet das Portfolio elf, von der Marktkapitalisierung her zumeist kleinere Werte mit Gewichtungen zwischen gut 6 und 12 Prozent. Die letzte Änderung in der Zusammensetzung erfolgte Mitte Juli. Das investierte Kapital ist mittlerweile auf rund 4,9 Mio. Euro angewachsen, was sicher auch dem jüngst markierten Allzeithoch des seit Anfang 2013 investierbaren wikifolio-Zertifikats zu verdanken ist, welches aktuell mit 154 Prozent im Plus notiert.
Nikolaos Nicoltsios ist bei wikifolio.com im Business Development und dort als Ansprechpartner für Vermögensverwalter, Medienunternehmen und Broker zuständig. Der gelernte Wirtschaftsingenieur hat sich bereits seit seiner Studienzeit mit dem Börsenhandel beschäftigt und später auf die Entwicklung von automatisierten Handelssystemen spezialisiert. Nach der ZZ Vermögensverwaltung und der Privatbank Gutmann hat er bei der Credit Suisse seine Erfahrung weiter ausbauen können und seit 2012 ist er Trainer für Technische Analyse an der Wiener Börse Akademie.
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