Der Preis ist heiß

Nach der Korrektur: Das sind die Schnäppchen-Aktien

04.11.14 03:00 Uhr

Nach der Korrektur: Das sind die Schnäppchen-Aktien | finanzen.net

Im Zuge der jüngsten Korrektur sind auch viele Aktien aus der dritten Reihe abgestürzt. Für mutige Anleger ergeben sich damit attraktive Kaufgelegenheiten. Vier Nebenwerte sehen besonders verlockend aus.

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Aktien

4,12 EUR 0,02 EUR 0,49%

3,44 EUR -0,16 EUR -4,44%

48,10 EUR -1,30 EUR -2,63%

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Rezessionsängste, Terror und Ebola - die Gründe für die jüngsten Verkaufswellen an den Börsen sind vielfältig. Anleger stellten Aktienpositionen reihenweise glatt, die Kurse purzeln - auch bei zahlreichen deutschen Nebenwerten. Dabei spricht vieles für Small Caps: Kleinere Unternehmen reagieren in der Regel schneller und flexibler auf Änderungen im Umfeld, etwa auf eine Konjunktureintrübung. Viele der Werte aus der zweiten und dritten Börsenreihe sind oftmals deutlich schneller als große Konzerne.

Das höhere Gewinnwachstum spiegelt sich langfristig in einer Outperformance von Nebenwerten gegenüber den sogenannten Large Caps wider. "Aktien von Small Caps haben in den USA seit 1926 pro Jahr einen durchschnittlichen Wertzuwachs von 11,9 Prozent erreicht. Aktien von Großunternehmen brachten es dagegen nur auf durchschnittlich 9,8 Prozent jährlich", sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler ­Asset Management.

Eine Korrektur wie die jüngste bietet Schnäppchenjägern attraktive Kaufgelegenheiten. €uro am Sonntag hat sich auf die Suche nach den Sonderangeboten im Nebenwertebereich gemacht. Dazu hat die Redaktion über 400 Nebenwerte unter die Lupe genommen und die Bewertung vor allem anhand des geschätzten Gewinnwachstums überprüft. Am Ende haben wir vier besonders attraktive Schnäppchen ausgewählt.

In der Auftragsschwemme
Einer dieser Kandidaten ist SHW. Die Aktie des Autozulieferers verlor seit dem Hoch im Februar rund ein Drittel ihres Wertes. Dabei kann sich Konzernchef Thomas Buchholz vor Aufträgen kaum retten. Senkung des Kraftstoffverbrauchs, CO2-Reduktion, Sicherheit im Auto - in diesen Zukunfts- und Wachstumsthemen sind die Aalener aktiv. Mit seinen Ölpumpen, der Start-Stop-Technologie sowie Komponenten zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs profitiert SHW von den zunehmend strengeren Umweltauflagen für Autobauer. Technologisch aufwendige Bremsscheiben runden das Angebot ab.

In den ersten neun Monaten stiegen die Erlöse um fast ein Fünftel. Das operative Ergebnis legte indes nur um acht Prozent zu - im dritten Quartal war sogar ein Rückgang zu beklagen. Der Grund ist kurios: Eine Großbestellung verursachte Probleme in der gesamten Lieferkette und damit Mehrbelastungen im mittleren einstelligen Millionenbereich. Damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert, setzt SHW ein dreijähriges Investitionsprogramm um und optimiert die Lieferkette.

Zudem konzentriert sich SHW immer stärker auf komplexere und damit margenstärkere Produkte. Auch rückt das Ausland immer mehr in den Fokus: Der Auf- und Ausbau des Geschäfts in Brasilien, China und Nordamerika steht weit oben auf Buchholz’ Prioritätenliste. Damit macht sich der Konzern unabhän­giger vom europäischen Automarkt. Denn während die Nachfrage in Europa noch immer schwächelt, boomt der Absatz in China und den USA.

Lukratives Cloud-Geschäft
Vom Überflieger zum Prügel­knaben - dieses Schicksal ereilte ­Invision. Im Juni kostete die Aktie des Software- und Cloud-Spezialisten für das Personalmanagement noch 67 Euro, aktuell ist das Papier für etwas über 40 Euro zu haben. Das Kurs-­Gewinn-Verhältnis für das kommende Jahr ist von knapp 30 auf unter 20 gefallen.

Dabei ist fundamental alles in Ordnung. Für 2015 stellen Analysten einen Gewinnanstieg von rund einem Drittel in Aussicht. Im Jahr darauf soll das Ergebnis sogar um mehr als 40 Prozent klettern. Vorstandschef Peter Bollenbeck setzt verstärkt auf das Geschäftsmodell Cloud und fährt das klassische Projektgeschäft mit Lizenzen und Dienstleistungen zurück. Der Vorteil: Mit den Diensten in der Wolke lässt sich deutlich mehr verdienen. Im dritten Quartal stieg die operative Gewinnmarge bereits von knapp 15 Prozent im Vorjahr auf fast 30 Prozent. Mittelfristig soll die Marge auf 40 bis 50 Prozent gesteigert werden. Das dürfte dem Kurs bald wieder einheizen.

Der Übernahmekandidat
Steigende Kurse sehnen auch die Aktionäre von Süss Microtec herbei. Im Sommer rauschte die Aktie des Herstellers von Spezialmaschinen für die Halbleiterfertigung auf einen Schlag um mehr als 30 Prozent in die Tiefe. Damals fiel der Auftragsausblick enttäuschend aus. Seither ging es noch weiter nach unten.

Inzwischen mehren sich aber die Stimmen, die den Kursabschlag für übertrieben halten. "Der aktuelle Aktienkurs spiegelt ein Szenario des Nullwachstums mit operativen Margen von nur vier Prozent wider", sagt Aktienanalyst Malte Schaumann von Warburg Research. Das sei jedoch nicht realistisch.

Vielmehr ist mit einer Belebung des Geschäfts zu rechnen. Nach einem Verlust im vergangenen Jahr sollte in diesem Jahr der Sprung in die Gewinnzone gelingen. 2015 erwarten Analysten im Schnitt eine Gewinnverdreifachung auf über fünf Millionen Euro. Die positiven Aussichten könnten auch Kaufinteressenten auf den Plan rufen. Süss Micro­tec wird angesichts der niedrigen Bewertung inzwischen zudem als Übernahmekandidat gehandelt.

Dick in Digitalisierung
Auch bei Softing stehen die Zeichen auf Wachstum. Die Münchner bieten Produkte für die Kommunikation in Industrieanlagen an. Außerdem entwickelt das Unternehmen Programme, die den Austausch von Daten etwa zwischen Sensoren und Steuerungen in der Autoelek­tronik ermöglichen. Bekannt ist der Trend als "Digitalisierung" oder "Industrie 4.0". Offensichtlich ein Geschäft mit Zukunft: Im dritten Quartal steigerte Softing den Umsatz um gut die Hälfte, das operative Ergebnis wurde mehr als verdoppelt. Das Unternehmen bestätigte das Ziel eines Jahresumsatzes von mehr als 70  Millionen Euro sowie eines operativen Ergebnisses zwischen 5,5 und 6,5 Millionen Euro.

Ab dem nächsten Jahr zündet Softing-Chef Wolfgang Trier dann den Turbo. Analysten rechnen für 2015 im Schnitt mit einem Gewinnsprung von fast 50 Prozent - im Jahr darauf soll das Tempo noch gesteigert werden. Der Preis der Aktie ist angesichts dessen wirklich heiß.

Investor-Info

Invision
Profite programmiert

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das nächste Jahr von rund 16 ist die Aktie des Cloud-Spezialisten zunächst kein Schnäppchen. Die Bewertung ­relativiert sich aber beim Blick auf die Wachs­tums­raten. Zwischen 2014 und 2016 rechnen Analysten mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum von 35 Prozent. Das eröffnet Kurspotenzial.

SHW
Zu Unrecht abgestraft

Nach der heftigen Kurskorrektur ist die Aktie des Autozulieferers extrem günstig bewertet. Nächstes Jahr dürfte das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf zehn, 2016 sogar auf acht fallen. Zugleich ist in den kommenden ­beiden Jahren mit einem Gewinnwachstum von durchschnittlich 25 Prozent zu rechnen. Die Aktie ist damit äußerst attraktiv bewertet.

Softing
Hohes Gewinnwachstum

Nächstes Jahr trauen Analysten dem Spezialisten für Industriedigitalisierung ein Gewinnplus von rund ­ 50 Prozent zu. Für das Folgejahr ist sogar mit einem Plus beim Nettogewinn von über 60 Prozent auf dann gut acht Millionen Euro zu rechnen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von nicht mal 18 für nächstes Jahr erscheint die Aktie derzeit geradezu billig.

Süss Microtec
Nahe der Gewinnzone

Dieses Jahr dürfte dem Spezialmaschinenhersteller der Sprung in die Gewinnzone gelingen. 2015 ist mit einer Verdopplung des Nettogewinns auf mehr als fünf Millionen Euro zu rechnen. Im Jahr darauf sollen schon knapp zehn Millionen Euro hängen bleiben. Angesichts dessen bietet die Aktie viel Potenzial.

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Bildquellen: MichaelJayBerlin / Shutterstock.com

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08.11.2024SÜSS MicroTec SE BuyWarburg Research
08.11.2024SÜSS MicroTec SE BuyJefferies & Company Inc.
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