DER AKTIONÄR Online Tipp des Tages: Ziemlich beste Freunde

19.05.14 12:08 Uhr

Wo Carl Icahn auftaucht, ist Ärger vorprogrammiert. "Das Problem besteht darin, dass viele US-Unternehmen schlecht gemanagt werden", zitierte ihn einst die New York Times, "sehr schlecht sogar. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so erfolgreich bin." Der mittlerweile 78-jährige Amerikaner ist ein sogenannter Aktionärs-Aktivist, der sich in Unternehmen einkauft, die Kontrolle übernimmt und anschließend Druck auf Aufsichtsrat und Management ausübt, um den Firmenwert zu steigern. An der Wall Street sind die Attacken von Icahn legendär - und auch gern gesehen, denn üblicherweise reicht schon die Ankündigung, dass der schwerreiche ehemalige Firmenjäger eine Position erworben hat, um den Aktienkurs des entsprechenden Unternehmens in die Höhe zu katapultieren. So auch bei Ebay: In den acht Wochen nach Bekanntwerden seines Einstiegs verteuerte sich das Papier in der Spitze um 14 Prozent. Die Forderung Icahns: Das größte Internet-Auktionshaus sollte seinen Bezahldienst Paypal abspalten. Von dem Spin-off versprach er sich einen Mehrwert für Ebay.

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Paypal ist die Perle im Konzern, wachstumsstark und hochprofitabel. 2013 nutzten 143 Millionen Kunden (siehe Grafik) den Online-Bezahldient, ein Plus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Colin Sebastian vom Analystenhaus R.W. Baird schätzt, dass Paypal allein einen Wert von 40 Milliarden Dollar besitzt, entsprechend 30 Dollar je Ebay-Aktie, und damit mehr wert ist als das Brot-und-Butter-Geschäft des Konzerns mit Online-Auktionen. Trotzdem wehrte sich der Ebay-Vorstandschef John Donahoe vehement gegen die Forderung. Sein Hauptargument: Nur gemeinsam können Ebay und Paypal das komplette Potenzial, das der E-Commerce bietet, ausschöpfen. Ein Spin-off würde sowohl den Marktplatz als auch den Bezahldienst schwächen. Seit vergangener Woche ist klar: Donahoe behält bei dem Machtkampf die Oberhand. Der Konzern einigte sich mit Icahn auf eine Beilegung des Streits.

Der Aktionär hat zudem seine Forderung zurückgenommen, zwei eigene Mitarbeiter in den Aufsichtsrat von Ebay zu entsenden. Mit leeren Händen geht er jedoch nicht: Die Kontrahenten einigten sich mit David Dorman auf einen unabhängigen Kandidaten als zusätzlichen Aufsichtsrat. Icahn kennt Dorman aus dessen Zeit bei Motorola und respektiert den Manager.

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Aus der Traum vom schnellen Geld? An der Börse reagierte die Aktie auf die jüngste Entwicklung mit Verlusten - die Anleger sind enttäuscht. DER AKTIONÄR hält die vorläufige Lösung dennoch für einen guten Kompromiss. Eine übereilte Abspaltung von Paypal hätte kurzfristig zwar für steigende Kurse bei Ebay gesorgt, längerfristig den Mutterkonzern jedoch eher geschwächt. Gemeinsam gut Gemeinsam können die beiden Unternehmen besser im zunehmend intensiven Wettbewerb - Ebay mit Amazon.com und Paypal mit Alipay und Co - bestehen. Investoren sollten die momentane Kursschwäche bei Ebay als Einstiegsgelegenheit werten und zugreifen. Mehr Informationen, Nachrichten und Empfehlungen finden Sie im Internet unter www.deraktionaer.de

+++ Diese Meldung ist keine Anlageberatung oder Aufforderung zum Abschluss bestimmter Börsengeschäfte. Bitte lesen Sie unseren RISIKOHINWEIS / HAFTUNGSAUSSCHLUSS unter www.deraktionaer.de +++ (END) Dow Jones Newswires

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   May 19, 2014 05:35 ET (09:35 GMT)- - 05 35 AM EDT 05-19-14