ams erwartet schwächeres zweites Quartal, ams macht Delisting-Angebot für OSRAM - Aktien gefragt
Der steirischen Sensorspezialist AMS kommt mit der Integration des Münchner Lichtkonzerns Osram zügig voran und erwartet höhere Einsparungen als bislang geplant.
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Der künftig unter dem Namen "ams OSRAM" fimierende Konzern erzielte zum Jahresauftakt bei Erlösen von 1,55 Milliarden Dollar einen bereinigten operativen Gewinn (Ebit) von 172 Millionen Dollar. Wie der Konzern am Dienstag mitteilte, ist das gegenüber dem Schlussquartal des Vorjahres beim Umsatz ein Rückgang von neun Prozent, beim Ebit ein Minus von elf Prozent. Vergleichszahlen mit dem Vorjahr seien nach der Osram-Übernahme nicht verfügbar. Die bereinigte operative Marge sank auf elf Prozent nach 17 Prozent im Schlussquartal.
Für das zweite Quartal stellt sich das Management auf leichte Einbußen ein. Zwar sei mit einer anhaltend dynamischen Erholung der Automobilnachfrage zu rechnen, trotz einer allgemein angespannten Situation in der Lieferkette. Die Erlöse dürften aber mit 1,43 bis 1,53 Milliarden Dollar unter dem ersten Quartal liegen. Bei der operativen Marge werde ein Rückgang auf sieben bis zehn Prozent erwartet.
Die Integration von Osram schreite zügig voran. AMS rechnet nun sogar mit höheren Kosteneinsparungen als bisher gedacht: Die jährlichen Synergien über drei Jahre würden nun bei 350 Millionen Euro (rund 420 Millionen Dollar) nach bislang 300 Millionen Euro (rund 360,6 Millionen Dollar) erwartet.
Nachfrage aus der Automobilindustrie zieht an
Zum Jahresauftakt habe der Konzern eine starke Nachfrage auf dem Automobilmarkt gespürt, während das Consumer-Geschäft von der typischen Saisonalität geprägt gewesen sei. Das Unternehmen liefert Komponenten für Automobilbeleuchtung für Front-, Heck- und Innenraumanwendungen. Das Segment Halbleiter, das historische AMS-Geschäft, habe 65 Prozent zum Gesamtumsatz beigetragen, das Segment "Lamps & Systems" 35 Prozent. Die Erlöse des bisherigen AMS-Geschäfts beliefen sich auf 525 Millionen Dollar, die bereinigte operative Marge auf 22 Prozent. AMS liegt damit innerhalb der zuvor genannten Bandbreite beim Umsatz zwischen 500 und 540 Millionen Dollar sowie am oberen Ende der angekündigten Marge von 20 bis 22 Prozent.
Die an der Züricher Börse gelistete AMS erhofft sich mit der Osram-Übernahme zum "unangefochtenen Anbieter von optischen Lösungen" zu werden. Zudem will sich der Konzern unabhängiger vom Geschäft mit Sensoren für Unterhaltungselektronik und Smartphones machen, das bisher auf einen Anteil von rund 80 Prozent kommt. Bis 2020 soll der Umsatz der Gruppe auf 5,5 Milliarden Dollar klettern.
OSRAMS Tage an der Börse sind gezählt - ams macht Delisting-Angebot
Bei der Übernahme des deutschen Lichtspezialisten OSRAM durch den Sensorhersteller ams schlagen die Österreicher ein neues Kapitel auf - für die Börsengeschichte der Münchener wird es das letzte sein. ams bietet den verbliebenden OSRAM-Aktionären 52,30 Euro je Anteilsschein. Diese haben voraussichtlich vom 21. Mai bis zum 18. Juni Zeit, das Angebot anzunehmen, wie die an der Schweizer Börse in Zürich notierten Österreicher am Montagabend in Premstätten in der Steiermark mitteilten. Derzeit liegen noch etwa 28 Prozent der OSRAM-Aktien nicht in den Händen von ams.
Der Preis stellt allerdings nur das gesetzliche Minimum für ein sogenanntes Delisting-Angebot dar, wie ams selbst einräumt. Die Österreicher wollen OSRAM nämlich von der Börse nehmen, und zwar unabhängig davon, wie viele Aktionäre trotz des sehr mageren Aufschlags auf den Schlusskurs vom Montag von 51,95 Euro das Angebot annehmen.
ams hatte OSRAM im Jahr 2019 nach langem Ringen übernommen. Ein erstes Übernahmeangebot verfehlte die Annahmeschwelle, das zweite drohte an Hedgefonds zu scheitern. Doch im Dezember meldeten die Österreicher dann, dass sie das Ziel von 55 Prozent der Anteile erreicht hätten.
Am späten Montagabend meldete sich auch der OSRAM-Vorstand zu Wort. Man könne das Vorhaben nachvollziehen, hieß es in einer kurzen Mitteilung. Der Vorstand werde "ams bei diesem Verfahren im Sinne des Unternehmensinteresses unterstützen". Laut Mitteilung werde OSRAM angewiesen, den Widerruf der Zulassung der OSRAM-Aktien zum Handel im regulierten Markt an den Börsen in Frankfurt und München einzuleiten.
Der OSRAM-Mehrheitseigner ams teilte unterdessen am Dienstag in Premstätten in der Steiermark mit, dass das kombinierte Unternehmen künftig ams OSRAM heißen soll. Der Firmenname soll auf der kommenden Hauptversammlung entsprechend angepasst werden. ams-Chef Alexander Everke will zusammen mit OSRAM einen europäischen Weltmarktführer für Sensoriklösungen und Photonik schmieden. Er bezeichnete das Delisting-Angebot als "nächsten logischen Schritt" für die Integration von OSRAM und die Umsetzung der ams-Strategie. Mit dem Ende von OSRAMs Börsennotierung würden die umfangreichen finanziellen Berichtspflichten und die Anwendung zahlreicher weiterer Regelungen zur Marktinformation enden.
OSRAM war schon vor Beginn der Corona-Krise wegen schwach laufender Geschäfte mit der Autoindustrie und Smartphoneherstellern in schwieriges Fahrwasser geraten, ehe dann auch noch die Pandemie hinzu kam. Zuletzt lief es für den lange angeschlagenen Leuchtenhersteller aber wieder besser, neben der Markterholung spielten OSRAM dabei auch Einsparungen in die Karten. ams setzt darauf, dass OSRAM künftig wieder dauerhaft Gewinne einfährt.
Der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BGAV) zwischen ams und OSRAM war Anfang März wirksam geworden, dadurch hatte ams wie erwartet die operative Kontrolle über OSRAM erlangt. Seit der Umsetzung des BGAV seien bereits "erhebliche Fortschritte" erzielt worden, sagte Everke nun. Die Integration sei in vollem Gange. Gleichzeitig bestätigte das kombinierte Unternehmen einen höheren Gesamtbetrag der erwarteten Kosteneinsparungen von 350 Millionen Euro, die über die zuvor angekündigten und über einen Zeitraum von drei Jahren erwarteten jährlichen Synergien von 300 Millionen Euro hinausgingen.
Außerdem beschäftige sich das kombinierte Unternehmen im Zuge seiner Portfolioanpassung derzeit mit mehreren Zu- und Verkaufsprozessen (M&A), hieß es. Neue Entwicklungen hierzu sollen zu gegebener Zeit bekannt gegeben werden. In der OSRAM-Belegschaft und im Betriebsrat waren seit der Übernahme durch ams immer wieder Sorgen laut geworden, dass die Österreicher das Münchner Traditionsunternehmen zerschlagen und sich von Unternehmensteilen trennen könnten. Eine Marktgerüchten zufolge etwa im Raum stehende Trennung vom besonders wichtigen Autogeschäft hatte Everke aber dementiert.
Nach Abschluss des Delistings werde der Handel mit OSRAM-Aktien am regulierten Markt eingestellt, teilte ams weiter mit. Die Beendigung der Börsennotierung werde unabhängig von der tatsächlichen Annahmequote im Rahmen des Delistings-Angebot vollzogen. Von der Schwelle zum sogenannten Squeeze-out, also dem Recht des Hauptaktionärs zum Herausdrängen der Minderheitsaktionäre gegen Zahlung einer angemessenen Abfindung aus dem Unternehmen, ist ams aktuell noch weit entfernt. Denn erst wenn ein Aktionär mindestens 95 Prozent des Grundkapitals hält, hat er in Deutschland das Recht, die restlichen Aktionäre aus dem Unternehmen zu drängen.
Via XETRA geht es für das OSRAM-Papier zeitweise um 1,64 Prozent auf 52,80 Euro nach oben. Derweil klettert die ams-Aktie an der SIX um 1,44 Prozent auf 16,23 Franken nach oben. Ein Händler verwies darauf, dass die Aktionäre wohl auf ein höheres Angebot setzten.
(dpa-AFX / Reuters)
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