DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: Eurosorgen überschatten starke Konjunkturdaten

20.12.10 08:17 Uhr

DAX: Eurosorgen überschatten starke Konjunkturdaten | finanzen.net

Das ifo-Geschäftsklima für Deutschland überzeugte mit einem weiteren Anstieg.

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Die Stimmung ind er deutschen Wirtschaft ist so gut wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr! Auch die neuen Zahlen zur Industrieproduktion und zum US-Einzelhandel in den USA fielen durchaus positiv aus. Auch die US-Notenbank Fed verströmte ein Quäntchen mehr Optimismus. Dennoch kamen die US-Aktien nicht weiter voran. Das strahlte auch auf den deutschen Aktienmarkt aus. Der DAX befindet sich weiterhin in Reichweite der 7.000-Punkte-Marke.

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Positive Überraschungen aus Amerika

Schon in der letzten Woche deuteten das US-Großhandelsinventar und die Handelsbilanzdaten einen positiven Trend an. Mit den US-Einzelhandelsumsätzen für November folgte nun die nächste positive Überraschung. Die Einzelhandelsumsätze stiegen mit einem Plus von 0,8 Prozent stärker an als erwartet. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass aufgrund der steigenden Benzinpreise vor allem die Tankstellenbesitzer deutlich steigende Umsätze verzeichneten. Dennoch zeichnet sich ein spürbarer Wachstumsimpuls für die US-Wirtschaft ab.

US-Autoindustrie schrumpft

Die US-Industrieproduktion im November ist um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, die Kapazitätsauslastung stieg auf 75,2 Prozent. Die Konsensusprognosen der Volkswirte wurden beide Male übertroffen. Doch auch hier gibt es ein Haar in der Suppe. Die Produktion der US-Automobilindustrie sank um 6,0 Prozent gegenüber dem Vormonat. Grund ist eine schwache Entwicklung im LKW-Bereich. Ohne die Autoindustrie legt die US-Industrieproduktion dagegen um 0,7 Prozent zu. Dennoch fungiert die Industrieproduktion zunehmend als Stütze der US-Konjunktur. Eine besonders starke Dynamik ist jedoch nach wie vor nicht festzustellen. Auch die US-Notenbank Fed stand wieder im Blickfeld. Erwartungsgemäß beließen die US-Währungshüter die Zinsen unverändert und auch beim Statement gab es nur geringfügige Veränderungen. So ist die Einschätzung der Wirtschaftslage ein bisschen besser ausgefallen als im letzten Monat. Allerdings findet sich mit der Bemerkung, die Erholung erfolge zu langsam, um die Arbeitslosigkeit zu verringern, auch schon der Haken. Die Fed lässt sich daher alle Türen offen. Auch eine erneute Erhöhung des Ankaufprogramms von Anleihen ist weiterhin möglich. Eine echte Entwarnung sieht anders aus, vielleicht möchte die Fed aber auch nur falsche Erwartungen dämpfen.

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Euro-Rettung, nächster Versuch

In Deutschland bleibt dagegen die Euro-Schuldenkrise dominierend. Die Beschlüsse der EU-Regierungschefs vom Donnerstag konnten die Märkte nicht nachhaltig beruhigen. Was ist, wenn Spanien pleite geht? Das hat eine andere Dimension als Griechenland oder Irland. Die Eurokrise kann nicht so schnell von der Tagesordnung gestrichen werden. Der Druck wird größer. Spanien muss für zehnjährige Anleihen inzwischen rund 5,5 Prozent bezahlen. Die Iberer planen für 2011 Anleiheemissionen im Volumen von 192 Mrd. Euro. Die Situation könnte sich noch verschlechtern, z.B. wenn die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit des Landes weiter herabsetzen. Die Risikoaufschläge werden dann noch weiter steigen. Die strukturellen Probleme können auch durch gemeinsame Eurobonds nicht gelöst werden. Die würden nur Sinn machen, wenn zuvor eine Art politischer Union beschlossen würde. Das scheint mir zumindest kurzfristig jedoch äußerst unwahrscheinlich.

DAX kämpft weiter um 7.000er Marke

Die Aktienmärkte und insbesondere den DAX hat dies bislang wenig beeindruckt. Nach wie vor kämpft der deutsche Leitindex um die 7.000er Marke und befindet sich auf einem seit Juni 2008 nicht mehr erreichten Kursniveau. Auch wenn der DAX wieder unter 7.000 Punkte rutschen sollte, wäre dies aus charttechnischer Sicht noch kein Beinbruch. Eine wichtige Unterstützung befindet sich bei 6.800 Punkten. Solange diese Chartmarke hält, hat der kurzfristige Aufwärtstrend Bestand.

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Fazit:

Die jüngsten Daten aus den USA weisen auf eine zarte Verbesserung der US-Konjunktur hin, echte Aufwärtsdynamik gibt es jedoch noch nicht. An den Börsen könnte es dennoch weiter aufwärts gehen, da die Fed ihre Bereitschaft zu weiteren Hilfen angedeutet hat.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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