DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

DAX: China wird zur Gefahr!

21.01.14 10:00 Uhr

DAX: China wird zur Gefahr! | finanzen.net

Zu Wochenbeginn gab es leichten Gegenwind für die Börsen, der DAX gab nach seiner Rekordjagd wieder etwas nach.

Werte in diesem Artikel
Indizes

20.982,9 PKT -7,4 PKT -0,04%

Die Gründe dafür sind unter anderem wenig erfreuliche Konjunkturdaten aus China und ein überraschend schwaches Ergebnis der Deutschen Bank. Das ließ nicht nur die Aktie des Branchenprimus um fast sechs Prozent einbrechen, sondern drückte europaweit auf die Notierungen im Finanzsektor.

Wer­bung

Deutsche Bank mit herber Enttäuschung

Früher als erwartet legten die Deutschbanker am Montag die Zahlen für das vierte Quartal und für das Gesamtjahr 2013 vor; es war eine Enttäuschung: Statt einem Gewinn gab es im letzten Quartal des Jahres erneut einen satten Vorsteuerverlust von 1,2 Mrd. Euro. Gründe dafür waren unerwartet hohe Kosten wegen Rechtsstreitigkeiten und Rückstellungen für das was noch kommen wird. Dazu gesellen sich Ausgaben für den Konzernumbau und - besonders bedenklich - ein unerwartet niedriges Ergebnis im Investmentbanking. Die Deutsche Bank ist und bleibt wegen ihrer starken Ausrichtung auf das Investmentbanking stärker als die meisten anderen europäischen Banken anfällig für Ergebnisschwankungen. Unter dem Strich stand für das Gesamtjahr 2013 zwar ein Gewinn von 1,1 Mrd. Euro, aber das ist für die Ambitionen des Unternehmens zu wenig und wirklich Hoffnung kann der Vorstand erst für 2015 machen.

Chinas Konjunktur wie erwartet gedämpft

Die Wirtschaftsdaten aus China fielen zwar insgesamt wie erwartet aus, machten aber wenig Hoffnung auf eine Wachstumsbeschleunigung. Das BIP ist im vierten Quartal mit einer Jahresrate von 7,7 Prozent gewachsen, nach 7,8 Prozent im Vorquartal. Und auch die Jahresrate bei der Industrieproduktion schwächte sich im Dezember auf 9,7 Prozent ab, das entspricht saisonbereinigt einem Anstieg um 0,78 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Grund für die mangelnde Dynamik: Peking bekämpft den illegalen Kapitalmarkt und das kommt faktisch einer restriktiven Geldpolitik gleich. Bislang gelingt aber der Drahtseilakt, denn die Konjunktur wird zwar gedämpft, aber nicht abgewürgt. Die Hoffnung ruht derzeit auf einem Anziehen der Auslandsnachfrage, da sich das Wachstum in den Industrieländern 2014 beschleunigt. Eine berechtigte Hoffnung, wie wir meinen.

Wer­bung

Warum steigt der Bund-Future?

Bemerkenswert ist der Anstieg beim Bund-Future seit Jahresbeginn. Die Konjunkturstärke in Deutschland und die Entspannung in der Eurokrise ließen eher das Gegenteil erwarten. Doch offenbar trauen es viele Marktteilnehmer der EZB nicht zu, ihr langfristiges Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen, denn die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen entspricht eher der Erwartung einer durchschnittlichen Inflationsrate von 1,25 bis 1,50 Prozent in den nächsten zehn Jahren. Natürlich können sich diese Erwartungen wieder ändern und der Bund-Future wieder fallen, aber für die EZB ist das ein Warnsignal: Mario Draghi und seine Notenbankkollegen könnten dies als Argument für eine weitere geldpolitische Lockerung ins Feld führen.

Spekulationen über die Politik der EZB

Wir rechnen zwar nicht mit einem solchen Schritt der EZB, aber die Entscheidung steht auf Messers Schneide und die Spekulationen darüber werden in den nächsten Wochen die Märkte bewegen. Unserer Ansicht nach beruhen die derzeit niedrigen Inflationserwartungen jedoch auf den schwachen Rohstoffpreisen. Das kann sich schnell wieder ändern und sollte die langfristigen Entscheidungen der EZB nicht über Gebühr beeinflussen. Eine weitere Zinssenkung könnte unseres Erachtens dagegen als Panikreaktion interpretiert werden. Der Einfluss auf den Aktienmarkt wäre daher möglicherweise sogar negativ.

Wer­bung

Fazit

Die Quartalszahlen aus den USA werden kurzfristig die Kursrichtung bestimmen. Nachdem die ersten Ergebnisse außerhalb des Bankensektors eher enttäuschten, werden wahrscheinlich auch die vielen Quartalsberichte in dieser Woche gemischt ausfallen. Trotzdem könnte sich der DAX sogar von einem möglichen negativen Trend an der Wall Street abkoppeln. Die Charttechnik sieht jedenfalls trotz der latent drohenden Korrekturgefahr weiterhin positiv aus. Viel Aufwärtspotenzial hat der Index aber nicht mehr.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Mehr zum Thema DAX 40