DAX-Marktbericht

Zins- und Wachstumssorgen belasten Frankfurter Börse: DAX schließt im Minus - Chartbild eingetrübt

26.09.23 17:38 Uhr

Zins- und Wachstumssorgen belasten Frankfurter Börse: DAX schließt im Minus - Chartbild eingetrübt | finanzen.net

Nach dem schwachen Wochenstart zeigte sich der DAX auch am Dienstag mit Verlusten.

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Der DAX eröffnete bei 15.330,91 Punkten mit einem Minus in Höhe von 0,48 Prozent und blieb auch im Anschluss sehr schwach. Zeitweise fiel er unter die runde Marke von 15.300 Punkten und damit auf das tiefste Niveau seit März. Er beendete den Handelstag mit einem Abschlag von 0,97 Prozent bei 15.255,87 Punkten.

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Eine toxische Mischung aus Zins- und Wachstumssorgen belastete den deutschen Aktienmarkt. Das Chartbild des DAX ist deutlich eingetrübt mit dem Bruch der Unterstützungen der vergangenen Monate und dem Rutsch unter die viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinien, welche die langfristigen Trends beschreiben.

Sorgen der Anleger lassen nicht nach

Dass es sich damit nur um eine Falle für die potenziellen Verkäufer handelt und die Schwächephase schnell wieder beendet wird, sei eher unwahrscheinlich, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Marktes. Falls in den kommenden Tagen keine Welle an Käufen mit einem starken Aufwärtsimpuls startet, könnte es seiner Auffassung nach mit einer Bodenbildung schwer werden.

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Vor allem drei Faktoren beeinflussen Stanzl zufolge den Aktienmarkt derzeit negativ: Die chinesische Wirtschaftsflaute samt drohender Immobilienkrise, die Delle in der heimischen Konjunktur samt Sorgen um den Immobilien- und damit auch den Bankensektor sowie die so zügig gestiegenen Renditen am US-Rentenmarkt. Denn hohe Zinsen erhöhen die Attraktivität von Anleihen im Vergleich zu Aktien.

Eine Wende am Anleihemarkt ist indes nicht in Sicht, wie Chris Iggo, Chief Investment Officer bei Axa Investment Managers betonte: "Ohne weitere Hinweise auf eine nachlassende Konjunktur und eine Rückkehr der Inflation zum Zielwert wird die Fed die Geldpolitik entweder weiter straffen oder den aktuellen Zins noch länger beibehalten. Alle großen Notenbanken sprechen sich zurzeit für 'higher for longer' aus." Damit drohe eine neue Situation an den Finanzmärkten, die sich von den vorangegangenen Dekaden unterscheide. "Investoren müssen beachten, dass die Zinsen in nächster Zeit höher sein könnten, als sie es aus den letzten 20 Jahren kennen", so Iggo. Hierdurch werde der Anleihemarkt aber zu einer ernsthaften Alternative zu Aktienanlagen.

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Konjunkturdaten und Aussagen von EZB-Banker im Blick

Mit Argusaugen schauen die Anleger angesichts der aktuellen Situation daher auf Konjunkturdaten sowie Aussagen von Notenbank-Vertretern. Im Fokus standen am Nachmittag die Zahlen zu den Hausverkäufen in den USA sowie das US-Verbrauchervertrauen. In den USA sind die Hauspreise im Juli überraschend deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um 0,8 Prozent zu, wie die Federal Housing Finance Agency (FHFA) am Dienstag in New York mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gerechnet. Die Stimmung der Verbraucher in den USA hat sich im September überraschend deutlich eingetrübt. Das Verbrauchervertrauen fiel im Vergleich zum Vormonat um 5,7 Punkte auf 103,0 Punkte, wie das Marktforschungsinstitut Conference Board am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang auf 105,5 Punkte gerechnet. Am Vormittag sprach zudem EZB-Chefvolkswirt Philip Lane bei einer Banken-Konferenz in Paris. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag bekräftigt, dass die Europäische Zentralbank trotz der anhaltend schwachen Wirtschaft im Euro-Raum die Zinsen so lange wie nötig hoch halten werde, um die Inflation zurückzudrängen.

Auch sonst ist die Lage alles andere als rosig. "Die Konjunkturentwicklung in China steht vor einer erneut harten Bewährungsprobe", stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. Hinzu kämen politische Spannungen. "Nicht zuletzt die Zuspitzung des politischen Streits zwischen China und dem Euroraum lassen Investoren aufhorchen", so Lipkow. "Der Ton verschärft sich seit einigen Wochen und könnte in einen Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftsräumen führen."

Government Shutdown in den USA erneut möglich

Neben Wachstumssorgen richten sich die Blicke auch zunehmend auf einen möglichen Government Shutdown ab dem 1. Oktober in den USA. Am 30. September läuft die Ausgabenermächtigung der Regierung ab. Zuletzt haben sich laut der DZ Bank die Hoffnungen auf einen Kompromiss verringert. Ein Shutdown würde weite Teile der US-Regierung lahmlegen und Tausende von Bundesbediensteten zwingen, zu Hause zu bleiben.

Ein Shutdown sollte aber nicht mit einem anderen Thema verwechselt werden, das die US-Finanzpolitik und die Märkte ebenfalls regelmäßig durcheinanderwirbelt, nämlich die Diskussion um eine Anhebung der Schuldenobergrenze. "Bei der Schuldengrenze hat ein Nicht-Handeln des Kongresses wesentlich stärkere Belastungen für die Wirtschaft zur Folge, bis hin zu einer formalen Staatspleite, wenn Staatsschulden wie etwa Treasuries nicht fristgerecht bedient werden. Bei einem Shutdown wäre der Schuldendienst aber nicht betroffen", stellt die Commerzbank dar.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Reuters / Dow Jones

Bildquellen: PhotoSTS / Shutterstock.com

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