Keine Entspannung um deutsche Inflation fordert EZB: DAX schließt Montagshandel dennoch freundlich
Der deutsche Aktienmarkt knüpfte zum Auftakt der neuen Woche an seine jüngste Gewinnserie an.
Der deutsche Leitindex DAX legte zur Eröffnung 0,76 Prozent auf 14.572,80 Punkte zu und hielt sich auch im weiteren Verlauf komfortabel über der Marke von 14.500 Punkten. Zum Börsenschluss stand ein Zuschlag von 0,79 Prozent auf 14.575,98 Indexpunkte an der Kurstafel. Somit rückt nun die exponentielle 200-Tage-Linie bei 14.727 Zählern näher. Sie gilt als längerfristiges Trendbarometer.
"Die Risikoscheu hat sich zuletzt gelegt", kommentierten die Experten der Landesbank Helaba. Zwar belasteten weiterhin die Sorgen vor steigenden Zinsen und einem nachlassenden Wachstum. Doch da die Investoren schon seit Monaten von Dividendentiteln in Liquidität umschichteten, nähmen die Aktienkurse schon viel Negatives vorweg. "Ob die jüngsten Stabilisierungsansätze bereits der Beginn einer Trendwende sind, bleibt abzuwarten", warnten die Helaba-Experten jedoch.
Die Experten der Credit Suisse sehen den Optimismus der Anleger durch jüngste Unternehmensergebnisse und US-Wirtschaftsdaten gestärkt. Sie sprachen von einer "Erleichterungsrally", die vor allem die Technologiewerte an der NASDAQ zuletzt wieder deutlich von ihrem Tiefststand seit November 2020 aus nach oben getrieben hatte. Am Montag pausiert der Handel an der Wall Street jedoch zunächst feiertagsbedingt: Es wird der Memorial Day begangen.
Hoffnungsvolle Nachrichten kamen auch aus China: In Shanghai sollen ab Mittwoch die Lockdown-Maßnahmen größtenteils wegfallen. "Aus dem Reich der Mitte könnte nun ein kräftiger Wachstumsimpuls kommen und die Rezessions-Ängste vom Parkett fegen", frohlockte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets.
Keine Entspannung um deutsche Inflation fordert Eingreifen der EZB
Laut Mitteilung von Eurostat stieg konjunkturseitig indes der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent und lag um 8,7 (April: 7,8) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg von nur 0,4 Prozent und eine Jahresinflationsrate von 8,1 Prozent prognostiziert.
"Für Verbraucher ist kurzfristig keine Entspannung in Sicht. Die Auswirkungen des Ukrainekriegs auf die Energiepreise und die Lieferengpässe durch Chinas Lockdown-Maßnahmen werden auch in den Folgemonaten das Preisklima belasten", konstatierte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hinke der Entwicklung seit Monaten meilenweit hinterher. "Die Beendigung der Anleihekäufe und die voraussichtlich erste Zinssteigerung im Juli sind überfällig", forderte Heise.
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Newswires
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