Bayer-Aktie schließt schwächer: Bayer passt zum Schuldenabbau Dividendenpolitik an
Auch unter dem finanziellen Druck milliardenschwerer US-Rechtsstreitigkeiten streicht Bayer die Dividende zusammen.
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Für drei Jahre solle nur das gesetzlich geforderte Minimum ausgeschüttet werden, teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Montag kurz vor Börsenschluss mit. Für 2023 ergäbe sich daraus eine Dividende von 0,11 Euro je Aktie, was auch der Hauptversammlung im April vorgeschlagen werden soll. Die Einschnitte stünden im Zusammenhang mit dem Schuldenstand, den hohen Zinsen und einer angespannten Situation beim freien Finanzmittelfluss (Free Cashflow). Überraschend kommt der Schritt nicht.
Analyst Charlie Bentley vom Investmenthaus Jefferies hatte bereits im November angesichts der rechtlichen und operativen Schwierigkeiten darauf hingewiesen, dass die Dividende eigentlich gestrichen werden müsste, um die Bilanz in den Griff zu bekommen.
"Unsere Schulden zu senken und unsere Flexibilität zu steigern, gehört zu unseren Top-Prioritäten", sagte der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson laut Mitteilung. Dabei helfen solle die neue Ausschüttungspolitik, in die auch Anregungen von Investoren eingeflossen seien.
Auf Dividenden fokussierte Investoren dürften sich nun von Aktien trennen, ebenso Fonds, die in dividendenstarke Titel investieren. Insgesamt dürfte der Ausschüttungsschnitt angesichts der Verfassung des Unternehmens bei Investoren aber durchaus gut ankommen, schrieb Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan in einer ersten Reaktion. Schließlich spare Bayer auf Sicht von drei Jahren rund 6 Milliarden Euro.
So ist Bayer aktuell in einer schwierigen Lage. Die Klagewelle in den USA wegen angeblicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter beschäftigt das Unternehmen seit Jahren und hat schon Milliarden verschlungen. Analysten sehen zudem große finanzielle Risiken durch PCB-Klagen in den USA, ein schon seit Jahrzehnten verbotenes Umweltgift.
Beides sind ein Erbe des 2018 für über 60 Milliarden US-Dollar übernommenen US-Agrarchemiekonzerns Monsanto, den der damalige Bayer-Chef Werner Baumann auch gegen den Widerstand nicht weniger Investoren durchgeboxt hatte. Der Konzern ist an der Börse nach dem jahrelangen Kursverfall per Montagsschluss aktuell nur noch 28,4 Milliarden Euro wert. So gingen die Papiere zu 28,90 Euro aus dem Montagshandel. Zum Vergleich: Vor der ersten Niederlage in einem US-Glyphosatprozess - diese hatte die Klagewelle erst so richtig in Gang gebracht - hatten die Aktien gut 93 Euro gekostet.
Erschwerend kommt hinzu, dass bisherige Medikamenten-Klassenschlager Bayer wegen nach und nach auslaufender Patente immer weniger Geld einbringen werden, ohne dass ähnlich lukrative Nachfolgepräparate in Sicht sind. Ende 2023 floppte dann eine wichtige Studie zu einem Mittel, das helfen sollte, die Lücke zu schließen.
Angesichts all dieser Probleme ist der Dividendeneinschnitt für den Jefferies Experten Bentley erst einmal nur eine kleine positive Nachricht. Der Barmittelabfluss werde dadurch deutlich reduziert, schrieb er in einer ersten Reaktion am Montag. Gleichwohl verdeutliche die Maßnahme auch das Ausmaß der finanziellen und operativen Probleme von Bayer. Es brauche weitere umfangreiche strategische Maßnahmen, um die Bilanz zu reparieren.
Eine solche - wohl auch im Konzern diskutierte Maßnahme - könnte der Verkauf eines Unternehmensteils sein, ganz oder anteilig. Laut Experten kommt dafür allerdings im aktuellen Umfeld wohl nur die Sparte Consumer Health rund um rezeptfreie Medikamente in Betracht.
Entsprechend gespannt blicken Analysten und Aktionäre daher auf Anfang März. Dann will der Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson, der das Ruder erst im Juni 2023 übernommen hat, seine Pläne für die Zukunft der Leverkusener vorstellen.
Bayer: Start Phase-II-Studie gegen Venenthrombose - weitere Indikationen möglich
Bayer untersucht einen neuartigen Wirkstoff gegen die tiefe Venenthrombose (DVT) in einer klinischen Phase-II-Studie. Das Mittel, das noch unter dem Namen BAY3018250 laufe, sei ein sogenannter Anti-alpha2-Antiplasmin-Antikörper, wie der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Dienstag mitteilte. Mit ihm sollen Thromben aufgelöst und die Neubildung von Blutgerinnseln verhindert werden. Zudem werde untersucht, ob der Antikörper auch bei medizinisch relevanten Indikationen eine Behandlungsmöglichkeit bieten könnte. Damit dürften Herz-Kreislauf-Erkrankungen gemeint sein.
Entwicklung und Tests neuer Medikamente dauern Jahre. Auf erfolgreiche Phase-II-Studien folgen dann noch die zulassungsrelevanten Phase-III-Studien. Selbst im Erfolgsfall würde eine Zulassung des neuartigen Antikörpers also noch sehr lange dauern.
Aktuell hat Bayer mit Xarelto einen Blutgerinnungshemmer im Angebot, der jährlich Milliarden Euro in die Kassen spült. Allerdings laufen die Patente für das Medikament in den verschiedenen Ländern nach und nach aus. Damit wird Konkurrenz durch Generika und Biosimilars möglich, was auf Preise und Absatz drückt. Erst gegen Ende 2023 war eine der zulassungsrelevanten Phase-III-Studien zum potenziellen Xarelto-Nachfolger Asundexian gefloppt; es ging um Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko gefloppt.
Bayer-Aktie nach kräftiger Dividenden-Kürzung ohne klare Richtung
Die leidgeprüften Anleger von Bayer bekommen mit einer vom Agrar- und Pharmakonzern zusammengestrichenen Dividende am Dienstag den nächsten Dämpfer. Händler wie Analysten werteten den Schritt allerdings teils positiv.
Die eingedampfte Dividende zur Verringerung der Schuldenlast sei wohl als notwendiger Schritt zu sehen, sagte ein Marktteilnehmer. Für Analystin Emily Field von Barclays ist es eine der plausibelsten Optionen, die Bayer habe, um die Bilanzprobleme anzugehen.
Im XETRA-Handel verlor die Bayer-Aktie bis Handelsende 0,47 Prozent auf 28,77 Euro.
Bayer erklärte, die Einschnitte stünden im Zusammenhang mit dem Schuldenstand, den hohen Zinsen und einer angespannten Situation beim freien Finanzmittelfluss. Über den Schritt hatte der Konzern bereits am Vortag kurz vor XETRA-Schluss informiert.
FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX)
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