Das digitale Gesetzesauge

Cops mit Kameras: Da jubeln nicht nur Taser-Aktionäre

16.07.15 03:00 Uhr

Cops mit Kameras: Da jubeln nicht nur Taser-Aktionäre | finanzen.net

Taser International, der Hersteller von Elektroschockpistolen, hat ein neues Produkt: Kameras, die die Arbeit von Polizisten überwachen. Die Nachfrage wächst rasant, die Aktie steigt.

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von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Im August 2014 klaute Michael Brown einige Packungen Zigarillos in einem kleinen Laden in Ferguson. Auf dem Weg nach draußen stieß der Teenager den Verkäufer zur Seite. Als der Polizist Darren Wilson Brown kurz darauf auf der Straße stellte, fielen Schüsse. Brown, der unbewaffnet war, starb. Wie die Obduktion ergab, trafen ihn sechs Kugeln.

Zeugen machten widersprüchliche Aussagen, wie es zu dem tragischen Tod kam. Es gab keine Videoaufnahmen. War es Notwehr oder gar Mord? Der Todesfall löste Proteste und Ausschreitungen aus. Eine Debatte über Rassismus und Polizeigewalt erfasste Amerika.

Die öffentliche Hand rea­gierte: Polizisten werden vermehrt mit Körperkameras ausgestattet. Einer der Hersteller dieser Geräte ist Taser International, der bislang vor allem für seine Elektroschockpistolen bekannt ist. Das Unternehmen aus Arizona rüstet inzwischen Polizisten in New Orleans, Dallas und Fresno aus. Eine große Order kam aus Los Angeles. Die dortige Polizei erhält 8.000 Bodycams und 3.000 Elektroschockpistolen. Vorteil der Kombibestellung: Schießt ein Polizist mit der Taser-Waffe, wird automatisch die Kamera aktiviert, die das Geschehen in guter Qualität aufzeichnet.

"Wir sehen diverse Vorteile, wenn wir die Kameras nutzen, dazu gehören Transparenz und ein wachsendes Vertrauen in die Polizeiarbeit vor Ort. Beamte werden vor falschen Beschuldigungen geschützt. Wir haben unverzichtbares Beweismaterial für Ermittlungen und Strafverfolgung", erklärte der Vizechef der Polizei in Dallas, Thomas Lawrence. Taser-Gründer Rick Smith ist begeistert. Die Aufträge sind um 300 Prozent gestiegen. "Wir haben jede Großstadt für uns gewonnen, die sich 2014 für ein neues tragbares Videosystem entschied."

Die US-Regierung unterstützt den technologischen Wandel. Präsident Barack Obama stellte 263 Millionen Dollar an Zuschüssen bereit, um Polizisten landesweit mit Bodycams auszurüsten. Ziel ist es, 50.000 Kameras landesweit anzuschaffen. Nach dem Kauf der kleinen Videokameras ist das Geschäft für Taser und andere Firmen aber längst nicht abgeschlossen: Die enormen Datenmengen müssen gespeichert werden. Taser arbeitet dabei mit dem Internet­giganten Amazon zusammen.
Konkurrent Vievu hat sich mit Microsoft verbündet. Vievu verkauft seine Kameras für 900 Dollar das Stück, ein dazugehöriger dreijähriger Datenverwaltungsvertrag kostet zusätzlich rund 2.100 Dollar.

Weil die Marge hoch und die Nachfrage gewaltig ist, verschärft sich der Wettbewerb. Auch der Sportkameraausrüster GoPro beliefert inzwischen Polizeistationen. Panasonic will ebenfalls in den Markt einsteigen. Der Vorreiter aber ist Taser. Mit der Elektroschockpistole, die Menschen nicht tötet, sondern kurzzeitig lähmt, hatte Rick Smith bereits einen anderen Trend frühzeitig erkannt. Jetzt forciert der 44-Jährige die internationale Expansion. Erst in Polen, dann in Italien. Auch in Amsterdam baut er ein Team auf. In Kanada könnte er noch mehr Mitarbeiter brauchen. Die Nachfrage ist so stürmisch, dass die 426 Beschäftigten kaum nachkommen.

Investor-Info

Taser International
Aufgeladen

Der Hersteller von Elektroschockpistolen profitiert jetzt auch von der Nachfrage nach Kameras. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie ist hoch, dem steht immerhin ein von Analysten erwartetes Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent in den kommenden beiden Jahren entgegen. Die Bilanz des Unternehmens ist frei von Schulden. Wichtig für weitere Kurssteigerungen ist eine erfolgreiche internationale Expansion. Auf aktuellem Niveau eine Aktie für risikofreudige Anleger.

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Bildquellen: Taser

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