Covax-Initiative

AstraZeneca-Aktie schließt leichter: WHO gibt COVID-19-Impfstoff Notfallzulassung

16.02.21 17:47 Uhr

AstraZeneca-Aktie schließt leichter: WHO gibt COVID-19-Impfstoff Notfallzulassung | finanzen.net

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat am Montag dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca eine Notfallzulassung erteilt und damit den Weg für die ersten kostenlosen Hilfslieferungen der wichtigsten westlichen Initiative zur Impfung der ärmsten Länder der Welt frei gemacht.

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Die so genannte Covax-Initiative, die hauptsächlich von wohlhabenden westlichen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen wie der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert wird, will in diesem Jahr etwa 2,27 Milliarden Impfdosen an 145 Länder liefern, die meisten davon kostenlos. Die von AstraZeneca und seinen Partnern hergestellten Impfdosen werden voraussichtlich etwa ein Drittel davon ausmachen, und mehr als die Hälfte der Impfstoffe soll schon in der ersten Jahreshälfte geliefert werden.

Covax hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahres 20 Prozent der Menschen in den 92 ärmsten Ländern der Welt geimpft zu haben.

Schwedische Region nach Impfstopp: Keine Anzeichen für Probleme

Nach dem vorübergehenden Stopp der Verabreichung des Corona-Impfstoffes von AstraZeneca an Krankenhausmitarbeiter im schwedischen Sörmland sieht die zuständige Region keinen Grund zur Sorge. Man habe Gespräche mit der nationalen Arzneimittelbehörde und dem Hersteller geführt und es gebe nichts, was darauf hindeute, dass etwas mit dem gelieferten Impfmittel nicht stimme, teilte die Region Sörmland auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Impfungen werden demnach im Laufe der Woche wieder aufgenommen.

Die Region südwestlich von Stockholm hatte die Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin Ende vergangener Woche vorübergehend ausgesetzt, weil mehr Geimpfte als erwartet im Anschluss angegeben hatten, Fieber zu haben. Der Schritt wurde nach Angaben der Region ergriffen, um die Häufung zu prüfen. Die Impfungen mit den Mitteln von BioNTech/Pfizer und Moderna waren von dem Stopp nicht betroffen. Generell ist Fieber eine gewöhnliche Nebenwirkung von Impfungen.

Am Donnerstag waren rund 400 Impfdosen an Mitarbeiter zweier Krankenhäuser in Nyköping und Katrineholm verabreicht worden. Am Folgetag hatten etwa 100 Personen angegeben, Nebenwirkungen zu haben, wie der Sender SVT berichtet hatte.

Auch im Klinikum Emden hatten sich zuletzt rund 30 Angestellte nach ihrer ersten Corona-Impfung mit dem Mittel des britisch-schwedischen Unternehmens unter Verweis auf Nebenwirkungen krank gemeldet. Die Angestellten hatten unter anderem Kopfschmerzen, Müdigkeit und Fieber als Begründung angegeben.

Dem Robert Koch-Institut (RKI) zufolge können Impfreaktionen sowohl bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna als auch beim Vektor-basierten Astrazeneca-Vakzin auftreten. Sie beginnen demnach in der Regel kurz nach der Impfung. Beim Astrazeneca-Impfstoff zählen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Krankheitsgefühle zu den häufigsten Nebenwirkungen. Die Impfreaktion etwa bei den in Emden berichteten Fällen sei "überhaupt nicht unerwartet", sagte der Erlanger Infektionsimmunologe Christian Bogdan der Deutschen Presse-Agentur.

Montgomery gegen AstraZeneca-Impfung bei medizinischem Personal

Medizinisches Personal und Pflegekräfte sollten nach Ansicht des Vorsitzenden des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, nicht mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers geimpft werden. Der Impfstoff sei zwar genauso sicher wie die anderen. "Doch die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren", sagte Montgomery der "Rheinischen Post" (Mittwoch). "Daher halte ich es für geboten, Menschen mit hohem Infektionsrisiko, zu denen medizinisches Personal oder Pflegekräfte gehören, mit besser wirksamen Vakzinen zu impfen." Er habe Verständnis für medizinisches Personal, dass sich nicht mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen wolle.

Jüngere Menschen mit wenigeren Kontakten und einem geringeren Risiko für schwere Verläufe könnten hingegen von AstraZeneca profitieren, sagte Montgomery weiter. Er forderte: "Es muss eine Auswahlmöglichkeit der Impfstoffe für die Menschen geben, damit die Impfbereitschaft hoch bleibt." Leider habe der Impfstoff von AstraZeneca ein Imageproblem, und es sei "genau die Verunsicherung aufgetreten, die alle vermeiden wollten."

Zuletzt hatte es Berichte über eine geringere Wirksamkeit des AstraZeneca-Vakzins gegen neu aufkommende Virusvarianten gegeben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch weiterhin den Einsatz des Impfstoffs. In Deutschland hat die Impfkommission das Vakzin des britisch-schwedischen Konzerns nur für unter 65-Jährige empfohlen. Während die Mittel von Moderna und BioNTech eine Wirksamkeit von 94 und 95 Prozent haben, sind es bei AstraZeneca nach einer neuen Studie nach der ersten Impfung 76 Prozent und nach der zweiten bis zu 82 Prozent.

Bislang nur kleiner Teil gelieferter AstraZeneca-Impfdosen verimpft

Nachdem die ersten Lieferungen des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca zwischen der EU und dem britisch-schwedischen Hersteller hart umkämpft gewesen sind, liegt das Präparat in den Bundesländern nun offensichtlich auf Halde. Bundesweit wurden von 736.800 bislang gelieferten Impfdosen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Dienstag lediglich 64.869 Dosen verimpft. Grund zur Sparsamkeit gibt es jedoch nicht, denn Nachschub ist bereits am Donnerstag zu erwarten.

Laut Bundesgesundheitsministerium sollen dann von AstraZeneca noch einmal 736.800 Impfdosen geliefert werden, am 27. Februar dann weitere gut eine Million Impfdosen. Insgesamt werden demnach bis einschließlich 1. April rund 5,6 Millionen der Dosen erwartet.

Verunsicherung gibt es allerdings offensichtlich hinsichtlich der Wirksamkeit des Mittels. Diese liegt mit etwa 70 Prozent um gut 20 Prozentpunkte unter der Wirksamkeit der Impfstoffe von BioNTech und Moderna. Zudem soll der Impfstoff von AstraZeneca in Deutschland wegen fehlender Daten zur Wirksamkeit bislang nur an unter 65-Jährige verimpft werden.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, äußerte denn auch Verständnis etwa für medizinisches Personal, das sich nicht mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen wolle. Zwar sei dieser Impfstoff "genauso sicher wie die anderen", hob er in der Rheinischen Post hervor, doch "die geringere Wirksamkeit lässt sich nicht wegdiskutieren". Angesichts des bereits vorhandenen Imageproblems schlug Montgomery vor, das Mittel vorzeitig auch Menschen mit geringerer Impf-Priorität anzubieten.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wertete die 70 Prozent auf Twitter als "hohe Wirksamkeit". Den Sendern RTL und n-tv sagte der Minister mit Blick auf AstraZeneca: "Ja, ich würde mich impfen lassen, wenn ich eine Impfung angeboten bekommen würde. Ausdrücklich auch mit AstraZeneca. Das ist ein sicherer und wirksamer Impfstoff." Lediglich bei der südafrikanischen Virusmutation gebe es Hinweise auf einen nur geringeren Schutz. Zu Berichten über vermehrte Nebenwirkungen bei dem Präparat sagte Spahn, häufig gehe es hier um "Impfreaktionen", die zeigten, "dass das Immunsystem angesprungen ist".

Das Wirtschaftsmagazin Business Insider berichtete unterdessen von "massenhaft" ausfallenden Impfterminen, weil Berechtigte nicht erscheinen würden. Eine Sprecherin des saarländischen Gesundheitsministeriums wurde mit den Worten zitiert: "Uns sind Fälle bekannt, bei denen Personen das Impfangebot mit AstraZeneca ablehnen." Die Termine würden dann aber an andere Menschen vergeben, hieß es.

Die saarländische Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) hatte am Montag im Landtag die Nicht-Wahrnehmung von Impfterminen kritisiert. Alle Impfstoffe seien "zugelassen und gut", das Impfen sei kein Wunschkonzert, hob sie hervor. Auch in den anderen Bundesländern gibt es meistens keine Möglichkeit, zwischen Impfstoffen verschiedener Hersteller auszuwählen.

In London sank die AstraZeneca-Aktie letztendlich um 0,70 Prozent auf 73,22 GBP.

JOHANNESBURG (Dow Jones) / (dpa-AFX)

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Bildquellen: Elzbieta Krzysztof / Shutterstock.com

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