easyJet präsentiert rote Zahlen - Aktie in Rot
Die Corona-Pandemie hat dem britischen Billigflieger easyJet den ersten Jahresverlust seiner Geschichte eingebrockt.
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Die Aussichten für den Winter bleiben düster. easyJet-Chef Johan Lundgren hat den Flugplan für die Zeit bis Silvester nochmals gekürzt und hofft, dass ein Impfstoff sowie klare Test- und Quarantäneregeln die Nachfrage nach Flugreisen irgendwann im nächsten Jahr wieder anspringen lassen. Die Airline spricht mit mehreren Regierungen über mögliche finanzielle Hilfen und rüstet sich für einen No-Deal-Brexit.
An der Börse ging es für die easyJet-Aktie wie für andere Papiere aus der Luftfahrtbranche am Dienstag abwärts. Am frühen Nachmittag lag die Aktie in London mit 1,80 Prozent im Minus bei 763,60 britischen Pence, nachdem sie infolge der Nachrichten zu einem aussichtsreichen Impfstoff in der vergangenen Woche kräftig zugelegt hatte. So müssen sich auch Fluggesellschaften voraussichtlich noch einige Monate gedulden, bis erste Impfstoffe gegen das Coronavirus nicht nur zugelassen sind, sondern auch ein größerer Teil der Bevölkerung geimpft worden ist.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September riss der Einbruch des Flugverkehrs infolge der Pandemie den Billigflieger tief in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Minus von fast 1,1 Milliarden britischen Pfund (1,2 Mrd Euro) nach einem Gewinn von 349 Millionen Pfund im Vorjahr. Erste Eckdaten hatte easyJet schon im Oktober veröffentlicht. Im laufenden Quartal will die Airline höchstens ein Fünftel des ursprünglich vorgesehenen Flugprogramms anbieten; Anfang Oktober hatte das Management noch rund ein Viertel anvisiert. Eine Einschätzung für die folgenden Monate wollte Lundgren am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten nicht abgeben.
Die Corona-Krise trifft die Fluggesellschaften in Großbritannien, dem Land mit den meisten Corona-Toten in Europa, besonders hart. So gibt es im Landesteil England derzeit einen Teil-Lockdown, der am 2. Dezember enden soll. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock will aber nicht ausschließen, dass es aufgrund der verheerenden Lage nicht doch noch zu einer Verlängerung kommen könnte. Jeder britische Landesteil entscheidet über seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Premier Boris Johnson wird vorgeworfen, ein schlechter Krisenmanager zu sein und durch zu spätes und falsches Handeln die Corona-Krise noch verschlimmert zu haben - auch für die Airlines.
So mangelt es an Corona-Tests im Land, darunter an den Flughäfen. Genau das schrecke viele Kunden vom Fliegen ab, kritisierte Lundgren. "Auch das Quarantänesystem muss verbessert werden", sagte er dem Sender BBC. "Die Menschen wollen reisen." Als die ersten Impfstofferfolge vor einer Woche bekannt wurden, stiegen dem easyJet-Chef zufolge die Buchungen um 50 Prozent.
Hinzu kommen noch die Unsicherheiten nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase in etwa sechs Wochen. easyJet fühlt sich darauf aber nach eigenen Angaben gut vorbereitet, sogar auf einen No Deal - also den harten wirtschaftlichen Bruch - mit der Europäischen Union. Notfalls will das Unternehmen die Stimmrechte von Aktionären aus Großbritannien sowie anderen Ländern außerhalb der EU, der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins beschneiden. Dies soll sicherstellen, dass easyJet mehrheitlich von EU-Aktionären kontrolliert wird und damit keine wichtigen Verkehrsrechte verliert.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr brach die Zahl der Fluggäste infolge der Reisebeschränkungen und des Einbruchs der Nachfrage um die Hälfte auf gut 48 Millionen ein. Betroffen war vor allem das zweite Geschäftshalbjahr, das bei easyJet von April bis September dauert. In den Monaten April bis Juni stand die Flotte praktisch still. Auch danach erholte sich die Nachfrage nur leicht, bevor sie im Zuge der zweiten Corona-Welle wieder zurückging.
Um die wohl schwerste Krise der Luftfahrtbranche zu überstehen, hat sich easyJet seit Ausbruch der Pandemie bereits 3,1 Milliarden britische Pfund an frischem Geld besorgt. Für die Rückzahlung der Mittel aus dem britischen Corona-Hilfsprogramm hat sich easyJet jetzt mehr Zeit ausgehandelt: Die Airline darf die Summe von 600 Millionen Pfund in zwei Hälften im März und im November 2021 zurückzahlen.
Lundgren zufolge spricht easyJet auch mit Regierungen anderer Länder über mögliche Unterstützung. Dazu zählt offenbar auch Deutschland. "Wir haben eine große Präsenz in Deutschland, haben vor der Krise für einen gesunden Wettbewerb gesorgt und dafür viel Geld investiert", hatte die "Wirtschaftswoche" Lundgren Anfang November zitiert.
Ende September verfügte das Unternehmen noch über flüssige Mittel von 2,3 Milliarden Pfund. Um die Kasse weiter aufzufüllen, verkaufte easyJet im Oktober und Anfang November weitere Airbus-Flugzeuge und mietet sie seither zurück. Zudem streicht die Airline wegen des Nachfrageeinbruchs rund 4500 der zuvor etwa 15 000 Jobs.
/stw/si/fba
LUTON (dpa-AFX)
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