Bundesbank: Deutsches BIP sinkt im ersten Quartal spürbar
Die Auswirkungen der Omikron-Variante des Coronavirus dürften nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank im ersten Quartal zu einem abermaligen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) führen.
In ihrem aktuellen Monatsbericht prognostiziert die Bundesbank außerdem, dass die Inflation in Deutschland in den nächsten Monaten hoch bleiben wird und dass die Löhne und Gehälter 2022 stärker als bisher zulegen dürften. "Im Winterquartal 2022 dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung erneut spürbar zurückgehen", heißt es in dem Bericht.
Grund dafür sei, dass sich das Pandemiegeschehen aufgrund der Omikron-Variante noch einmal verstärke. Im Unterschied zu den vorherigen Pandemiewellen dürfte nicht nur die Aktivität im Dienstleistungssektor durch Eindämmungsmaßnahmen und Verhaltensanpassungen beeinträchtigt werden; vielmehr könnten zudem pandemiebedingte Arbeitsausfälle die Wirtschaftsleistung merklich dämpfen, und zwar auch in anderen Bereichen. "Von der Industrie ist gleichwohl mit positiven Impulsen zu rechnen", so die Bundesbank.
Hier zeichne sich eine weitere Entspannung bei den Lieferengpässen ab, und die Nachfrage nach Industrieprodukten sei nach wie vor hoch. "Angesichts der sehr guten Nachfragesituation dürfte das BIP im Frühjahr wieder kräftig Fahrt aufnehmen, sofern das Pandemiegeschehen abebbt und die Lieferengpässe weiter nachlassen."
Die Bundesbank erwartet, dass in der diesjährigen "kleinen Tarifrunde" für rund 8 Millionen Beschäftigte die "günstigen gesamtwirtschaftlichen Perspektiven, zunehmende Arbeitsmarktknappheiten und hohe Inflationsraten zu spürbar stärkeren Lohnabschlüssen beitragen könnten".
Zusätzlichen Lohndruck wird ihrer Einschätzung nach zudem die für 1. Oktober geplante Anhebung des gesetzlichen Mindestlohn auf 12 Euro pro Stunde auslösen, weil höhere Verdienste in den unteren Entgeltgruppen auch auf die darüber liegenden Lohnsegmente ausstrahlten. "Dadurch dürfte sich der Aufwärtsdruck auf die aggregierten Löhne verstärken", prognostiziert sie. Die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen dürften zwar überschaubar bleiben, doch sei im aktuellen Umfeld sehr hoher Inflationsraten eine stärkere Überwälzung der Löhne auf die Preise nicht auszuschließen.
Für die kommenden Monate rechnet die Bundesbank wegen der deutlichen Teuerung auf den Vorleistungsstufen und anhaltender Nachfrage mit einem anhaltend hohen Preisdruck.
FRANKFURT (Dow Jones)
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