CompuGroups Hoffnungsträger

CompuGroup-Aktie bleibt tiefrot: Gesundheitskarte laut Gesundheitsministerium nicht vor dem Aus

07.08.17 17:41 Uhr

CompuGroup-Aktie bleibt tiefrot: Gesundheitskarte laut Gesundheitsministerium nicht vor dem Aus | finanzen.net

Die Aktien der CompuGroup haben am Montag weiter geschwächelt.

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Gesundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und der Softwarehersteller CompuGroup Medical sehen die elektronische Gesundheitskarte trotz wiederholter Zweifel auf der Zielgeraden. "Ich bin da zuversichtlich, kann Ungeduld verstehen, aber für Ausstiegsszenarien gibt es überhaupt keinen Anlass", sagte Gröhe dem Radiosender "MDR Aktuell" am Montag. Der Testlauf sei positiv beendet worden. Jetzt beginne der Realbetrieb.

Der auf Arztpraxen und Apotheken spezialisierte Softwarehersteller CompuGroup setzt trotz Zweifeln von Krankenkassen und kassenärztlichen Vereinigungen ebenfalls weiter auf die Gesundheitskarte. "Es gibt nicht den geringsten Plan im Ministerium, den anstehenden Rollout der Technik für die sogenannte Telematik zu ändern", sagte ein Sprecher des TecDAX-Unternehmens am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Zulassung von dafür nötigen Konnektoren durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erwarte das Unternehmen "binnen Wochen". Konnektoren sind technische Geräte zur Datenübertragung zwischen Ärzten - nicht unähnlich Routern für die Internetverbindung.

Am Wochenende hatten Aussagen hochrangiger Vertreter von Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen weitere Zweifel an der elektronischen Gesundheitskarte genährt. Demnach gebe es in der Bundesregierung Pläne, die Karte nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Der Vorstandschef der AOK Bayern, Helmut Platzer, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, es sei "unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt". Die Aktie der CompuGroup sackte am Montagvormittag zeitweise um 8 Prozent ab, zum Handelsschluss lag sie noch mit 4,6 Prozent im Minus bei 47,65 Euro.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen zweifeln gar an der Zukunftsfähigkeit des Systems. "Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt ist", sagte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, Wolfgang Krombholz der dpa. Verbände von Ärzten, Krankenkassen, Kliniken und Apothekern haben über die Trägergesellschaft Gematik den gesetzlichen Auftrag, die Gesundheitskarte auf den Weg zu bringen.

Die Gematik zertifiziert zusammen mit dem BSI die technischen Geräte für das System, darunter auch die Konnektoren. Partner aus der Industrie ist neben der CompuGroup die IT-Tochter der Deutschen Telekom, T-Systems. Ein Sprecher sagte, die Industrie sei bei dem Projekt "auf der Zielgeraden".

Der Aufbau der nötigen Telematik-Infrastruktur hatte sich immer wieder verzögert. Aktuell geht die CompuGroup von einem Start im Oktober aus, nachdem der geplante Start zur Jahresmitte nicht gehalten werden konnte. Noch bis Ende August gilt ein Frühbucher-Angebot des Unternehmens, mit dem die Nachfrage angeschoben werden soll.

Ministerium: Elektronische Gesundheitskarte nicht vor dem Aus

Das Bundesgesundheitsministerium hat zudem die Berichte via Sprecherin zurückgewiesen, wonach die elektronische Gesundheitskarte (eGK) faktisch vor dem Aus steht. Eine Sprecherin sagte am Montag in Berlin, diese Darstellungen "entbehren jeder Grundlage und sie sind falsch". Vielmehr sei Bewegung in die Umsetzung des elektronischen Verkehrs mit Gesundheitsdaten gekommen. Die bisherigen Tests seien erfolgreich verlaufen, so dass im Herbst damit begonnen werden könne, bundesweit die Arztpraxen an das System anzuschließen.

Die Sprecherin forderte an die Akteure im Gesundheitswesen zu gemeinsamen Anstrengungen auf, damit die mehr als 70 Millionen gesetzlich Versicherten nach mehr als zehn Jahren Entwicklung endlich über gesicherte IT-Netze kommunizieren könnten. Nachdem die an der Entwicklung des Systems beteiligten Unternehmen unter anderem wegen hoher Datenschutzbestimmungen nicht vorangekommen waren, hatte Gröhe per Gesetz Druck gemacht. Er sprach sich gegen Insellösungen aus, wie sie unter anderem bei Krankenkassen diskutiert werden.

Der Vorstandschef der AOK Bayern, Helmut Platzer, hatte der dpa gesagt, es sei "unsicherer denn je, wann die Gesundheitskarte die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt". In Ärzteverbänden und gesetzlichen Krankenkassen hieß es, in der Bundesregierung gebe es Pläne, die eGK nach der Bundestagswahl für gescheitert zu erklären. Die eGK hat nach Berechnungen des Dachverbands der Innungskrankenkassen bis jetzt rund 1,7 Milliarden Euro an Kosten verursacht.

Auch aus den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) kamen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Gesundheitskarte. "Wenn man mit Fachleuten redet, hört man, das sei eine Technik, die eigentlich schon überholt ist", sagte der Vorstandschef der KV Bayern Wolfgang Krombholz der/rm/DP/tos/men/das/stb

KOBLENZ (dpa-AFX)

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