CMC-Markets-Kolumne

Großer Verfall wirft Schatten voraus

14.06.10 14:35 Uhr

Großer Verfall wirft Schatten voraus | finanzen.net

Begleitet von hektischen Tagesschwankungen bewegt sich der DAX zurzeit seitwärts.

Das scheint sehr vielen derzeit recht zu sein.

Am kommenden Freitag ist großer Verfallstag an der Terminbörse Eurex. An diesem Tag laufen Optionen auf Aktien, Aktienindizes sowie der DAX-Future im Juni-Termin aus. Nicht selten hat dieser auch als dreifacher Hexensabbat bezeichnete Tag bereits im Vorfeld Auswirkungen auf die Aktienmarkttendenz. Je nachdem, bei welchem Basiskurs Großanleger sich mit Hilfe von Optionen abgesichert haben, gibt es ein DAX-Niveau, das für die überwiegende Anzahl von Marktteilnehmern entsprechend günstig ist. So versuchen sie den DAX über entsprechende Käufe oder Verkäufe im DAX Future dort hinzuschieben. Oft ist zu beobachten, dass sich erst nach dem Verfall plötzlich wieder eine klare Tendenz herausbildet – entweder nach oben oder nach unten – je nachdem wie die Marktteilnehmer positioniert sind. Haben sie mehrheitlich auf fallende Kurse gesetzt, versuchen Sie den Markt nicht weiter steigen zu lassen, sind sie hingegen auf Hausse positioniert, kann der DAX nach dem Verfall auch schnell mal 300 Punkte verlieren.

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Da die vergangenen Wochen sehr turbulent waren, ist anzunehmen, und meinem Erachten nach auch abzulesen, dass die Kurse bereits hierdurch beeinflusst werden.

Es stellt sich nun die Frage, wie die Großanleger diesmal positioniert sind? Ich würde eher vermuten, dass die Engagements überwiegend auf fallende Kurse ausgerichtet sind, sprich Put-Optionen gekauft und Call-Optionen als Stillhalter verkauft wurden. Dafür spricht auch der starke Anstieg des Put/Call-Ratios in den vergangen Wochen. Es zeigt, dass Puts, mit denen man auf fallende Kurse spekuliert, eine größere Rolle spielen. Auch die deutlich höheren Preise, die für Puts gegenüber Calls mit gleicher Laufzeit und gleichen Abstand zum Basiswert bezahlt werden, sind hierfür ein Indiz.

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Was allerdings auch ein Warnsignal sein könnte, ist die relative Stärke des deutschen Aktienmarktes gegenüber anderen europäischen Börsen oder auch der Wall Street. Zwar ist diese durch die vom schwachen Euro profitierende deutsche Exportindustrie fundamental begründet, es ist aber auch möglich, dass die Kurse einfach gepflegt werden, weil es den Terminmarktakteuren sonst zu teuer käme.

Auch die nach wie vor recht hohen Sätze für Kreditversicherungen (CDS), sowohl auf der Staatsseite als auch für Unternehmen, können auf der einen Seite ein Indiz für künstlich hochgehaltene Kurse sein. Oder auch ein Ausdruck einer Emanzipation des Aktienmarktes, der von der gigantischen Liquidität getrieben wird und dann auch noch weiter getrieben werden könnte. Insbesondere das Thema Liquidität ist widersprüchlich. Auf der einen Seite werden durch die Anleihen-Aufkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) Milliarden in den Mark gepumpt, auf der anderen Seite ist bereits wieder von ersten Verwerfungen am Geldmarkt die Rede. So gibt es ein zunehmendes Misstrauen der Banken untereinander, vor allem wenn es um kleinere spanische oder um griechische Banken geht. Erinnert sei daran, dass es die Verwerfungen am Geldmarkt waren, die das Finanzsystem nach der Lehman-Pleite fast an den Rand des Zusammenbruchs brachten.

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Die Signale sind derzeit also ziemlich widersprüchlich. Ich neige zwar eher der optimistischen Interpretation zu, bis zum Verfallstag am Freitag sollten sich vorsichtige Anleger jedoch zunächst zurück halten - vor allem mit hochgehebelten Engagements. Am kommenden Montag kann der Standpunkt dann neu bestimmt werden.

Stefan Riße, ist Deutschlandchef und Chefstratege von CMC Markets. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, ist bereits jetzt ein Bestseller.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.