Rekordhoch bei Öl-Optimismus - Rekordtief im Zins-Sentiment
Öl und Aktien stehen bei Anlegern derzeit hoch im Kurs. Das geht aus der jüngsten Erhebung des Citi-Investmentbarometers für das erste Quartal 2015 hervor. Eher das Gegenteil gilt hingegen für Gold und vor allem für den Zinsmarkt.
Das Citi-Investmentbarometer notierte im ersten Quartal aggregiert für die Anlageklassen Aktien, Öl, Gold und Zinsen stabil bei +18 Punkten und damit drei Punkte über dem Wert des Vorquartals. Das Umfragebarometer gibt alle drei Monate die zusammengefasste Stimmung professioneller und privater Anleger wieder. Das Barometer hat eine Skala von -100 (maximal negativ) bis +100 (maximal positiv). Die stärkste Veränderung gab es bei der Einschätzung der Ölpreisentwicklung. Nach den deutlichen Einbrüchen im vergangenen Jahr trauen Anleger dem Rohstoff nun offenbar erhebliches Aufwärtspotenzial zu. Auf Sicht von zwölf Monaten gehen fast 64 Prozent der Befragten davon aus, dass der Ölpreis der Sorte Brent wieder steigt. Nur knapp acht Prozent glauben, dass der Preis noch weiter sinkt. Damit sind die Investoren bei Rohöl so zuversichtlich wie nie zuvor in der bisherigen Geschichte des Citi-Investmentbarometers. Gegenüber dem Vorquartal wurde zudem die größte jemals gemessene Zuwachsrate erreicht. Im vierten Quartal 2014 hatten rund 48 Prozent erwartet, dass es mit dem "Schwarzen Gold" wieder bergauf geht. Das Investitionsklima zeigt für Öl aktuell einen Wert von +34 Punkten an. Im vierten Quartal 2014 waren es nur +5 gewesen.
Aber nicht nur bei Öl, auch bei europäischen Aktien sind Anleger äußerst zuversichtlich. Für die kommenden drei Monate geben mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) an, dass sie steigende Kurse erwarten. Angesichts des haussierenden Aktienmarkts ist es leicht nachvollziehbar, dass die meisten Investoren davon ausgehen, dass der Trend anhält. Bei Öl ist es nach den massiven Preiseinbrüchen im vergangenen Jahr allerdings erstaunlich, dass Marktteilnehmer genau jetzt mit solcher Deutlichkeit vom Wendepunkt ausgehen.
Im Gegensatz zum "Schwarzen Gold" sind Anleger hinsichtlich des echten Goldes weniger optimistisch. Mit fast 70 Prozent glaubt der Großteil der Befragten, dass der Preis des gelben Metalls in den kommenden drei Monaten (April bis Juni) seitwärts tendieren oder sogar sinken wird.
Regelrecht pessimistisch ist die Erwartung für das Zinsniveau in Europa für die nächsten drei Monate. Die Mehrheit (74 Prozent) geht davon aus, dass sich am aktuell niedrigen Niveau nichts ändern wird. Etwa jeder Fünfte (22 Prozent) erwartet sogar, dass die Zinsen noch tiefer sinken. Die Skepsis zeigt sich auch bei dem Investitionsklima für Zinsen, das mit einem Wert von -12 Punkten einen Negativrekord in der gesamten Geschichte der Erhebung des Citi-Investmentbarometers erreicht hat. Ende 2014 hatte es noch bei +1 Prozent gestanden. Diese starke Meinung der Befragten ist allerdings keine große Überraschung: Die drastischen geldpolitischen Maßnahmen in Form des Anleihekaufprogramms der EZB starteten genau im Umfragezeitraum des Citi-Investmentbarometers.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.
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