Den Dax systematisch schlagen
Die ersten Wochen des Jahres 2016 haben das Nervenkostüm der Anleger arg strapaziert.
Mit einem Minus von in der Spitze 19 Prozent erwischte der DAX den schlechtesten Jahresstart seit 2008. Inzwischen hat der deutsche Leitindex einen Teil der Verluste wieder wettgemacht, doch die Gefahr neuer Turbulenzen ist nicht gebannt. Weiterhin schwebt die Unsicherheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der US-Notenbank wie ein Damoklesschwert über den Märkten. Kurzfristig könnte zudem die Brexit-Angst die Kurse belasten.
Systematisch investieren …
bleiben und den Investoren noch so manche Sorgenfalte auf die Stirn zeichnen. In solchen Phasen sind Aktien gefragt, die sich durch eine niedrige Schwankungsbreite auszeichnen. Denn eine niedrige historische Volatilität ist ein guter Indikator für Defensiv-Qualitäten. Ergänzt man dieses Auswahlkriterium um das Kurs-Momentum, erhält man einen sehr robusten und vor allem erfolgreichen Mechanismus, um systematisch in schwankungsarme Aktien mit hoher Trendstärke investieren zu können.
… und die Nerven schonen
Dividendenpapiere mit niedriger Volatilität und hohem Momentum zeichnen sich in der Regel durch einen langfristig aufwärts gerichteten Kursverlauf aus. Zudem entwickeln sich solche Papiere meist besser als der Gesamtmarkt. Gerade in unruhigen Zeiten können Anleger mit solchen Dividendenpapieren im Depot ihre Nerven schonen.
Neues Indexkonzept
Genau auf diese beiden Kriterien ist das zu Jahresbeginn lancierte "DLVT"-Indexzertifikat der Commerzbank ausgerichtet. Die Aktien des Deutschland Low Vola Trend Index (DLVT) werden mit Hilfe eines streng regelbasierten Modells ausgewählt, die gegenüber dem deutschen Markt langfristig eine bessere Wertentwicklung (Outperformance) erzielen können. Grundsätzlich kommen die 100 größten und liquidesten Aktien aus dem Prime Standard in Betracht. Anschließend werden die Aktien in absteigender Reihenfolge nach Marktkapitalisierung und nach Handelsliquidität sortiert. Nur diejenigen Aktien, die sowohl bei der Marktkapitalisierung als auch bei der Handelsliquidität mindestens Rang 100 belegen, bilden das Auswahl-Universum und kommen als Index-komponenten in Betracht.
Kurs-Momentum und Volatilität
Damit aber nicht genug: Für alle Aktien des Auswahluniversums werden am jeweiligen Selektionstag im Februar, Mai, August und November eines jeden Jahres vier eigenständige Rankings berechnet: Kurs-Momentum über 52 Wochen, Kurs-Momentum über 26 Wochen, Volatilität über 52 Wochen und Volatilität über 26 Wochen. Dabei erfolgen die Momentum-Rankings in absteigender Reihenfolge, die Aktie mit dem jeweils höchsten Momentum-Wert erhält also die niedrigste Rangzahl und umgekehrt, während beim Volatilitäts-Ranking aufsteigend sortiert wird.
Aus den vier Rangzahlen wird abschließend für jede Aktie der so genannte "Vola Trend Score" errechnet. Die zehn Aktien mit dem höchsten Vola Trend Score werden am Selektionstag als neue Indexzusammensetzung ausgewählt.
Am Indexanpassungstag, jeweils der dritte Donnerstag im Februar, Mai, August und November, werden alle zehn Aktien mit je zehn Prozent gleich-ewichtet - unabhängig davon, ob sie bereits zuvor im Index enthalten waren oder neu hinzugefügt werden.
Zwei DAX-Werte dabei
In der aktuellen Aufstellung des DLVT-Index sind aus dem DAX die Aktien von Adidas und Münchener Rück dabei. Besonders die Anteilscheine des Sportartikelherstellers hatten zu-letzt einen guten Lauf. Aus dem MDAX sind neben Fielmann, Rational und Talanx auch drei Aktien dabei, die als Übernahmekandidaten gelten: DMG Mori, LEG Immobilien und Rhön-Klinikum. Bechtle und die Software AG aus dem TecDAX komplettieren die Auswahl. Während die Bechtle-Aktie gerade die 100-Euro-Marke überwunden hat, sind die Papiere der Software AG drauf und dran, sich aus ihrem langfristigen Abwärtstrend zu befreien.
Langfristige Outperformance
Ziel des Index ist, langfristig eine Out-performance gegenüber dem deutschen Aktienmarkt zu erzielen. In der Rückrechnung ist das eindrucksvoll gelungen: Seit 2004 hat der DLVT mehr als doppelt so stark zugelegt wie der DAX (siehe Chart). Wir räumen der Strategie gute Chancen ein, diese Entwicklung fortzusetzen. Daher und angesichts des komplexen Auswahlmechanismus fällt die Managementgebühr des Index mit 1,35 Prozent pro Jahr recht moderat aus.
Christian Scheid ist seit rund 18 Jahren als Wirtschafts- und Finanzjournalist tätig, davon seit circa zehn Jahren als freier Autor. Aktuell schreibt er für mehrere deutschsprachige Fachmagazine und -zeitungen in den Bereichen Aktien und Derivate, darunter Börse Online, Capital, Euro am Sonntag und Zertifikate // Austria. Per 1. Juli 2014 kehrte er zum ZertifikateJournal zurück, wo er bis Ende 2009 schon einmal tätig war und die damalige Österreich-Ausgabe des ZJ verantwortete. Hier können Sie sich zum Gratis-Newsletter anmelden: ZertifikateJournal
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