Bullishes Signal

Fortsetzung der Rally voraus? Warum der Anleihenmarkt auf neue Höchststände beim DAX, S&P 500, Dow Jones & Co. hindeutet

25.01.24 23:20 Uhr

Fortsetzung der Rally voraus? Warum der Anleihenmarkt auf neue Höchststände beim DAX, S&P 500, Dow Jones & Co. hindeutet | finanzen.net

Die Jahresendrally 2023 war wahrlich beeindruckend, gewannen die meisten Marktindizes rund um die Welt doch innerhalb weniger Wochen teilweise deutlich mehr als zehn Prozent an Wert hinzu. Die ersten Handelstage im neuen Jahr liefen zwar ruhiger ab - doch bald könnte es wieder aufwärts gehen, meinen zumindest Beobachter des Anleihenmarktes.

Werte in diesem Artikel
Indizes

19.848,8 PKT -36,0 PKT -0,18%

43.068,6 PKT 161,7 PKT 0,38%

21.680,0 PKT 176,9 PKT 0,82%

6.012,0 PKT 37,9 PKT 0,63%

Renditen der US-Staatsanleihen zuletzt deutlich gesunken
• Sinkende Inflationsraten lassen Anleger auf Zinssenkungen hoffen
• Erste Zinssenkung in den USA schon im März?

Die internationalen Aktienmärkte haben nach ihrer Jahresendrally im November und Dezember, bei der viele große Indizes wie der DAX, der Dow Jones, der S&P 500 oder der NASDAQ 100 neue Rekordhochs markierten, teilweise eine Pause eingelegt. Der Aufwärtsdruck hat spürbar nachgelassen. Analysten wie Anleger fragen sich, ob der Optimismus der Börsianer angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche und womöglich verfrühter Zinssenkungserwartungen doch übertrieben war. Um diese Frage zu beantworten, könnte sich ein Blick auf den Anleihenmarkt lohnen.

Bullishes Signal? Rendite der US-Staatsanleihen rückläufig

So sehen Anleiheexperten ein positives Signal, das auch dem Aktienmarkt Auftrieb verleihen könnte: Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen (engl. treasury notes) sank zuletzt spürbar. Am 23. November des vergangenen Jahres hatte sie noch den höchsten Stand seit 2007 bei 5,022 Prozent erreicht, doch seitdem ging es deutlich bergab und fiel unter die vielbeachtete Vier-Prozent-Marke. Mittlerweile liegt die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries bei 4,175 Prozent (Stand: 24. Januar 2024). Auch die Rendite der zweijährigen US-Staatsanleihen folgte dem Abwärtstrend: Nach einem Mehrjahreshoch von 5,289 Prozent am 4. Oktober sank sie ebenfalls deutlich und notiert derzeit bei 4,390 Prozent (Stand: 24. Januar 2024).

Wie die Anleihenrenditen den Aktienmarkt beeinflussen

Die Rendite der US-Staatsanleihen wird von Anlegern deshalb mit so großer Aufmerksamkeit verfolgt, weil sie als Gradmesser für den billionenstarken Zins- und Anleihenmarkt fungiert. Je höher die Rendite, die Anleihen abwerfen, desto unattraktiver werden Aktien: Anleger können nämlich ohne großes Risiko mit ihrem Kapital Geld verdienen und scheuen daher eher das höhere Risiko an den Aktienmärkten. Darüber hinaus haben hohe Zinsen auch negative mikroökonomische Auswirkungen: Haushalte und Unternehmen senken ihre Investitionsquote, da die dafür nötigen Kredite teuer sind. Die Gesamtnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nimmt bei hohen Zinsen deshalb tendenziell ab.

Wenn die Zinsen hingegen sinken, gewinnen Unternehmensanteile tendenziell an Beliebtheit unter Investoren. Die steigende Nachfrage sorgt dann für höhere Preise an den Aktienmärkten. Tatsächlich hat sich dieser Mechanismus in der jüngeren Vergangenheit mit erstaunlicher Präzision nachweisen lassen: Beispielweise erreichten die größten Indizes wie Dow Jones, NASDAQ 100, DAX & Co. genau zu dem Zeitpunkt ein Mehrmonats- oder gar Jahrestief, als die US-Staatsanleihen ihr Mehrjahreshoch markierten: Ende Oktober. Als die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) zu diesem Zeitpunkt signalisierte, 2024 angesichts des sich tendenziell abschwächenden Inflationsdrucks mit den ersten Leitzinssenkungen zu beginnen, ging es mit den Anleiherenditen bergab - und bei den Aktien bergauf.

Inflationsdaten deuten auf geringere Teuerung hin

Die Zinserwartungen, die an die Fed geknüpft werden, sind neben den Arbeitsmarktdaten vor allem von den US-Inflationsraten abhängig - und diese gingen zuletzt konstant zurück. Zuletzt fiel vor allem die Teuerung bei den Erzeugerpreisen, was wiederum sowohl in die Berechnungen des Verbraucherpreisindex (engl. Consumer Price Index, abgekürzt CPI) als auch in den von der US-Notenbank bevorzugten Preisindex für die persönlichen Verbrauchsausgaben (engl. Personal Consumption Expenditures Price Index, abgekürzt PCE) einfließt. Die Preise, die von den US-Fabriken gezahlt werden, bevor die Waren das Gebäude verlassen, fielen im Dezember um 0,1 Prozent und stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur um 1 Prozent, was auf einen starken Rückgang der Warenpreise hindeutet. Der Kernerzeugerpreisindex, bei dem Lebensmittel- und Energiekosten herausgerechnet werden, stieg im Dezember um 0,2 Prozent und im Jahresvergleich um 2,5 Prozent. Diese beiden Werte lagen unter den Erwartungen der Analysten.

Der CPI-Index stieg hingegen auf Monatssicht um 0,3 Prozent und fiel damit etwas höher aus, als es von den Analysten zuvor erwartet worden war. Sie waren von einem Anstieg um 0,2 Prozent ausgegangen. Auf Jahressicht lag die Preisteuerung bei 3,4 Prozent, im Vormonat lag sie noch bei 3,1 Prozent. Ian Shepherdson von Pantheon Macroeconomics relativiert aber den etwas höher ausgefallenen CPI-Index: "Für die Fed ist der Kern-PCE-Wert entscheidend, und diese Daten werden den Druck auf die Entscheidungsträger erhöhen, die Geldpolitik bald zu lockern", zitiert "TheStreet" aus Shepherdsons Reaktion.

Fed-Zinssenkungen schon ab März?

Wohin die Reise bei den Anleihen- und Aktienmärkten kurz- bis mittelfristig hingeht, wird vor allem davon abhängen, wann die Fed die ersten Leitzinssenkungen durchsetzt. Die Bank of America bedient bei der Beantwortung dieser vieldiskutierten Frage historische Daten. In ihrem einflussreichen Flow-Show-Bericht stellt sie fest, dass in den letzten 90 Jahren nur fünf Zinssenkungen - alle im Zusammenhang mit Krieg oder Rezession - vorgenommen wurden, als die Kerninflation über 3,9 Prozent lag. Langsam nähere sich die Inflation somit einem Territorium, bei dem Zinserhöhungen immer realistischer würden. Laut dem "FedWatch Tool" der CME Group rechnen 40,5 Prozent der Marktteilnehmer schon im März mit der ersten Zinssenkung auf den Korridor zwischen 5,00 und 5,25 Prozent (momentan liegt dieser noch zwischen 5,25 und 5,5 Prozent). Dies könnte bei Aktionären und bei Unternehmen mit Erleichterung registriert werden, da dadurch Unternehmensanteile attraktiver und Investitionen günstiger werden.

Redaktion finanzen.net

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