Deutsche Post-Aktie mit Abgaben: Beschwerden über verspätete oder verlorene Post gehen im Januar zurück - Neue Warnstreiks
Die Zahl der Beschwerden über verspätete oder verlorene Briefe und Pakete ist im Januar spürbar gegenüber den Vormonaten gesunken.
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Insgesamt seien bei der Bundesnetzagentur im vergangenen Monat rund 4000 Eingaben und Beschwerden eingegangen, teilte die Aufsichtsbehörde in Bonn auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Im Oktober hatte die Bundesnetzagentur noch 9436, im November 6756 und im Dezember 6900 Beschwerden registriert. Im Gesamtjahr 2022 waren es mit rund 43 500 sogar so viele kritische Eingaben wie noch nie in einem Jahr gewesen, fast dreimal so viele wie 2021.
Mit rund 4000 fiel die Zahl der Beschwerden im Januar 2023 zwar deutlich geringer aus als in den Vormonaten, dennoch verblieb sie im Vergleich zum Vorjahresmonat auf hohem Niveau. Im Januar 2022 hatte die Behörde nur 1700 Beschwerden gezählt.
Die Beschwerden richten sich gegen die ganze deutsche Brief- und Paketbranche, die meisten Wortmeldungen über verspätete oder verlorene Sendungen beziehen sich aber auf den Marktführer Deutsche Post. Älteren Behördenangaben zufolge kam die Post auf einen Anteil von 91 Prozent der negativen Erfahrungen, die Verbraucher der Bundesnetzagentur geschildert haben. Die Bundesnetzagentur kündigte an, sie plane deshalb weitere Anlassprüfungen. Das sind schriftliche Ermahnungen, auf die die Post antworten muss.
Die Post zeigte sich erleichtert über den Abwärtstrend. "Dass sich wieder weniger Kunden bei der Bundesnetzagentur über die Postversorgung beschwert haben als im Vormonat, ist erfreulich", erklärte ein Unternehmenssprecher. Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass die von der Post ergriffenen betrieblichen und kundenorientierten Maßnahmen gegriffen hätten. "Wir arbeiten weiter daran, die Qualität in der Postversorgung zu erhöhen und die Anzahl der Beschwerden weiter zu reduzieren", betonte der Sprecher.
Die Post hatte die "lokalen Probleme" in den vergangenen Monaten mit einem hohen Krankenstand und der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt, wo zu wenige Fachkräfte zu finden seien, begründet. Kritiker warfen dem Konzern allerdings vor, personell auf Kante genäht zu haben.
Montag und Dienstag erneut Warnstreiks bei der Post
Postkunden müssen auch in den nächsten Tagen wieder mit Verspätungen bei Briefen und Paketen rechnen. Denn die Gewerkschaft Verdi setzte am Montag ihre bundesweite Warnstreikwelle beim Bonner Logistikriesen mit Arbeitsniederlegungen in Brief- und Paketzentren sowie in der Zustellung fort. "Die Streiks sind gut angelaufen. Die Stimmung ist hervorragend", sagte ein Verdi-Sprecher am Montag.
Die Gewerkschaft will mit den Arbeitsniederlegungen ihren Forderungen in der laufenden Tarifrunde Nachdruck verleihen. Auch am Dienstag sollen die Warnstreiks weitergehen. "Das ist erneut ein glasklares Signal an die Arbeitgeber: Die Beschäftigten sind bereit, für ihre Forderung zu kämpfen und erwarten jetzt eine Verhandlungsrunde, die mit einer kräftigen Gehaltserhöhung endet", erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten im Bereich Post & Paket Deutschland. Begründet wird die Forderung unter anderem mit der hohen Inflation. "Unsere Mitglieder gehen auf die Straße, weil sie sich schlichtweg keinen Kaufkraftverlust leisten können" sagte Kocsis.
Die Post reagierte mit Unverständnis auf das Vorgehen von Verdi. Ein Unternehmenssprecher sagte, der Konzern habe für die nächste Runde der Tarifverhandlungen am Mittwoch und Donnerstag bereits ein Angebot angekündigt. Die neuerlichen Warnstreiks seien deshalb überzogen. Das Verhalten der Gewerkschaft gehe zu Lasten der Kundinnen und Kunden des Konzerns.
Schwerpunkte der Warnstreiks waren am Montag unter anderem Berlin und Rostock. Für Dienstag kündigte Verdi außerdem Protestkundgebungen in Dortmund, Hamburg, Saarbrücken, Polch (Rheinland-Pfalz), Nürnberg, Frankfurt/Main und Stuttgart an.
Im Januar hatte es bereits an mehreren Tagen Warnstreiks gegeben. Zuletzt waren wegen der Ausstände an einem Tag 20 Prozent der Pakete und 9 Prozent der Briefe nicht ausgeliefert worden.
Verdi-Chef Werneke: Wir wollen Reallöhne bei der Deutschen Post sichern
Verdi-Chef Frank Werneke hat die Forderung seiner Gewerkschaft von 15 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten der Deutschen Post mit Blick auf die Inflation verteidigt. "Wer meint, dass die Forderung von 15 Prozent zu hoch ist, der kann schlicht und ergreifend nicht rechnen", rief Werneke Streikenden aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Montag bei einer Kundgebung in Berlin zu. Eine Inflation von fast acht Prozent im Vorjahr und sechs bis sieben Prozent in diesem Jahr bedeute große Reallohnverluste. "Wir wollen das Inflationsmonster stoppen, wir wollen die Reallöhne sichern - weil das haben wir uns verdient", sagte der Gewerkschafter.
Alle Menschen hätten einen Anspruch auf einen vollen Kühlschrank und eine geheizte Wohnung. "Die Alternative, hungern oder frieren, die Alternative akzeptieren wir nicht."
Zu der Kundgebung unweit des Berliner Ostbahnhofs kamen Hunderte Streikende, die mit Trillerpfeifen, Verdi-Fahnen sowie schwarzem und gelbem Rauch für Stimmung sorgten. Aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen seien 15 volle Busse mit Streikenden angereist, sagte ein Gewerkschafter auf der Bühne.
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis nahm vor allem die Wirtschaftslage der Deutschen Post in den Blick. "Der Konzern beabsichtigt für das vergangene Jahr den höchsten Gewinn aller Zeiten zu erwirtschaften. 8,4 Milliarden Euro Ergebnis - davon holen wir uns jetzt euren Anteil", rief sie den Streikenden zu. "Jetzt seid erst mal Ihr dran, bevor wir über Dividenden sprechen." Die Forderung von 15 Prozent mehr sei keine Spinnerei - "diese Forderung ist notwendig, gerecht und sie ist machbar", sagte Kocsis.
Aktien der Deutschen Post fallen via XETRA zeitweise um 1,82 Prozent auf 42,01 Euro zurück.
BONN (dpa-AFX)
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