Börsenjahr 2023

Wells Fargo-Stratege: Diese Anlagethemen sollten Investoren 2023 im Blick behalten

26.02.23 16:57 Uhr

Anlagethemen für das Börsenjahr 2023 | finanzen.net

Nach dem schwachen Börsenjahr 2023 dürften sich viele Anleger nach geeigneten Anlagestrategien umblicken. Chris Harvey, Chefanalyst bei Wells Fargo, nennt drei Themen, an denen sich Marktteilnehmer unbedingt orientieren sollten.

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• Wachstumsaktien vor Comeback?
• Schwacher Ausblick für Einzelhandel
• Keine aggressive Rezession erwartet



Was hält das noch junge Börsenjahr 2023 für Anleger bereit? Dieser Frage nahm sich Chris Harvey, Head of Equity Strategy bei Wells Fargo Securities, kürzlich im Gespräch mit "MarketWatch" an. Gegenüber dem Portal nannte der Chefstratege der US-Großbank drei Themen, die im aktuellen Jahr im Fokus stehen dürften.

Nach Börsen-Crash 2022: Fokus auf Wachstumsaktien

Nach einem schwachen Jahr 2022 hoffen Anleger auf eine nachhaltige Erholung am Aktienmarkt. Die Gründe für die schlechte Stimmung auf dem Börsenparkett sind zahlreich: Hohe Inflationsraten, die eingeleitete Zinswende sowie der Krieg in der Ukraine sorgten für Unsicherheiten, die sich auch in den Kursbewegungen widerspiegelten. Besonders Wachstumsaktien, die nach dem Corona-Crash im Frühjahr 2020 noch zu den Top-Performern gehörten, kamen im vergangenen Jahr deutlich unter die Räder. Damit dürfe jedoch 2023 Schluss sein, wie Harvey gegenüber MarketWatch prognostiziert. Zwar werde sich mit sinkenden Inflationsraten auch die Wirtschaft abschwächen, die Bewertung von Wachstumsaktien sei jedoch stärker gewesen als bei anderen Titeln. "Hinzu kommt, dass Wachstumsaktien mittlerer Größe mit einem Abschlag gegenüber dem Markt gehandelt werden. Das KGV für mittelgroße Wachstumswerte liegt beim 14- bis 15-fachen", so der Experte. "Wir finden das sehr interessant." Wachstumswerte könnten sich Harvey zufolge in den kommenden Jahren beweisen, da man von ihnen stabile Erträge erwarte.

Wells Fargo hebt Daumen für Dienstleistungssektor

Ein weiteres Thema, das Anleger laut der Bank 2023 im Blick behalten sollten, ist die Verschiebung von Konsumgütern hin zum Dienstleistungssektor. "Die US-Verbraucher haben sich mit Konsumgütern geradezu überhäuft", so der Wells Fargo-Analyst. "Sie haben Häuser und Autos gekauft, und jeder hat einen vollgestopften Keller, jeder hat eine vollgestopfte Garage." Dementsprechend rechnet Harvey mit einem Rückgang in diesem Bereich, der sich durch deutlich weniger Ausgaben zeigen werde. Diese Einschätzung deckt sich etwa mit der von Jeff Gennette, CEO der US-Handelskette Macy’s. "Auf der Grundlage aktueller makroökonomischer Indikatoren und unserer eigenen Kreditkartendaten gehen wir davon aus, dass die Verbraucher auch 2023 unter Druck stehen werden, insbesondere in der ersten Jahreshälfte", erklärte der Konzernlenker laut "CNN" im Januar. Dementsprechend sollten Anleger reagieren, riet auch Harvey. "Wir empfehlen den Anlegern, ihre Portfolios auf dieses Thema [Dienstleistungen] auszurichten und sich vom Einzelhandel zu entfernen. Wir sind im Einzelhandel untergewichtet, und wir glauben, dass dieser Bereich auch weiterhin unterdurchschnittlich abschneiden wird." Im Service-Sektor seien hingegen vor allem Verbraucherdienstleistungen wie Restaurants und Hotels im Block zu behalten, so der Marktbeobachter.

Schwacher Ausblick für Autobranche

Eine weitere Schwäche für das neue Jahr machte Harvey außerdem im Automobilsektor aus. Erste Anzeichen liefern Statistiken über Finanzierungen von Fahrzeugen. "Die Zahlungsausfälle in der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen werden immer höher", so der Analyst. "Und das Interessante an dieser Gruppe ist, dass sie eine gewisse Erleichterung bei den Studentenkrediten erfahren hat." US-Präsident Joe Biden kündigte im August 2022 an, Empfängern von Ausbildungsförderung im Rahmen des Pell Grant-Programms unter bestimmten Voraussetzungen Studienkredite erlassen zu wollen, so "Business Insider". Aus konservativen Kreisen wurde dann im Oktober aber gegen den Entwurf geklagt. Nun soll der Oberste Gerichtshof entscheiden. Eine erste Anhörung steht am 28. Februar an. Harvey hält es derweil für möglich, dass die Schuldzinsen mit den Erleichterungen im Bereich der Studienkredite zunehmen könnten, was den Autosektor zusätzlich unter Druck setzen dürfte. "Das ist also ein Bereich, den wir sehr genau beobachten und überwachen werden, denn wir glauben, dass eine wirtschaftliche Misere zu erwarten ist, und nicht eine harte Landung oder eine sehr aggressive Rezession", ergänzte er. Sollte es aber dennoch zu stärkeren Einbrüchen der US-amerikanischen Gesamtwirtschaft kommen, dürfte sich dies an der Automobilindustrie zuerst zeigen, so der Experte.

Fed dürfte Zinserhöhungen 2023 beenden

Einen ähnlichen Ausblick ließ Harvey bereits im Januar im Interview mit "Bloomberg TV" anklingen. "Wir glauben, dass wir eher auf eine wirtschaftliche Misere zusteuern, nicht auf einen drastischen Ausverkauf, nicht auf etwas Schreckliches", so der Banker in der Sendung. "Und deshalb können wir uns da durchkämpfen." Zunächst bestehe zwar ein Abwärtsrisiko am Markt, weswegen der S&P 500 bis auf 3.400 Punkte fallen könne, bis zum Jahresende werde der Index der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen jedoch bei 4.200 Zählern notieren. Zuletzt stand das Börsenbarometer bei 3.970,04 Einheiten (Schlussstand vom 24. Februar 2023).

Darüber hinaus rechnet Harvey damit, dass in diesem Jahr das Ende der Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed erreicht werden dürfte. Ob es dann auch tatsächlich schon zu Zinssenkungen kommt, lasse sich noch nicht sagen, am Markt wird sich die Erwartung an ein niedrigeres Zinsniveau jedoch in Form von steigenden Kursen widerspiegeln.

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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