Börse Frankfurt-News: Zertifikate-Trends: Zuversicht überwiegt
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Ob MDAX, TecDAX, Nikkei 225, S&P 500 oder Öl, Zertifikate-Anleger setzen
zumeist auf weiter steigende Notierungen. Beim DAX scheiden sich hingegen
die Geister.
18. Oktober 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die positive Stimmung an den
Aktienmärkten hebt laut Händler das Geschäft mit Zertifikaten. Im
Gleichklang mit dem erstmaligen Überschreiten der 13.000 Punkte beim
deutschen Aktienindex positionieren sich Anleger Kemal Bagci zufolge
verstärkt in DAX-Produkten (WKN PR3VBK), die von steigenden Kursen
profitieren. Ebenso rechneten Käufer eines Nikkei 225-Zertifikats (WKN
AA7E9L) mit einer Fortsetzung der Rallye. Der japanische Leitindex markierte
mit über 21.388 Zählern immerhin den höchsten Stand seit 21 Jahren, wie der
Händler der BNP Paribas erinnert.
Richtung ungewiss
Vor dem Hintergrund immer neuer Rekorde konzentrieren sich Zertifikate-
Investoren nach Beobachtung von Anouch Wilhelms von der Commerzbank generell
stärker auf Aktienindizes statt Einzelwerte. Wie so häufig führten DAX-
Produkte die Statistik der beliebtesten Werte an. "Der Anstieg von 11.860
auf 13.025 Punkte seit Anfang September ist im Zertifikate-Handel gut
spürbar." An der regen Nachfrage nach einem Short DAX-Derivat (WKN DR5XTG)
erkennt der Händler allerdings zunehmende Skepsis hinsichtlich der weiteren
Aussichten für den hiesigen Bluechip-Index. Der häufige Griff zu Reverse-
Bonus-Zertifikaten auf den DAX (WKN CV0W99) verstärke den Eindruck. Auch
Kunden der ICF Bank positionierten sich laut Manuel Tulezi etwa mit einem
gesuchten Capped Reverse Bonus Zertifikat auf den DAX (WKNPR79LT) eher
Short.
Einhellig ist die Meinung Wilhelms zufolge aber nicht. Anleger von DAX
Knock-Out-Produkten (WKNs CZ2YYV, CZ7GKE) mit Hebeln von 2,62 und 2,84
rechneten mit steigenden Notierungen bei deutschen Standardaktien.
MDAX mit Potenzial
Ein gefragtes klassisches Discount-Zertifikat auf den MDAX (WKN CE8D9T)
deute auf eine bullishe Einstellung für Mittelstandsaktien. Zudem scheinen
Anleger zuversichtlich hinsichtlich US-Aktien. Wilhelms berichtet von einem
stark gesuchten Index-Zertifikat auf den S&P 500 (WKN 702980).
Technologieaktien mit Überfliegerqualitäten
Eine Überraschung ist für Wilhelms das große Interesse an TecDAX-Produkten.
"Der Index liegt bei uns in den vergangenen vier Wochen auf dem
ungewöhnlichen siebten Rang der beliebtesten Basiswerte." In der Regel
schaffe es der Technologie-Index nicht einmal unter die Top 15. Die Vorliebe
für Technologiewerte sieht der Händler im Zusammenhang mit der
eindrucksvollen Performance. "Neben DAX und MDAX übertrumpft der TecDAX mit
210 Prozent in den vergangenen fünf Jahren selbst den Nasdaq, der lediglich
auf 130 Prozent kommt", vergleicht Wilhelms die längerfristige Entwicklung.
Beispielhaft für die große Nachfrage nennt Wilhelms ein Smart Knock-Out
Produkt (WKN CD7Y9Z) auf den TecDAX mit einem Hebel von 2,68. Smart bedeutet
in diesem Fall, dass die Knock-Out Schwelle von 1.607 Punkten nur auf
Schlusskurs-Basis zum Tragen kommt. Bei den TecDAX-Anlageprodukten stehe
unter anderem vermehrt ein bis Mitte 2018 laufendes klassisches Discount-
Zertifikat (WKN CV2FTR) im Anlegerfokus.
Bitcoin Gold beflügelt Anlegerfantasie
Die aktuelle Diskussion über eine erneute Abspaltung - eine so genannt
Hardfork - bekommt die Kryptowährung Bitcoin einmal mehr viel
Aufmerksamkeit, wie Tulezi anmerkt. "Nach Bitcoin Cash soll am 25. Oktober
nun Bitcoin Gold aus der Bitcoin entstehen." Das habe bei seinen Kunden die
Nachfrage nach einem generell beliebten Zertifikat von Vontobel (WKN VN5MJG)
nochmals beflügelt, das auch an der Börse Frankfurt derzeit zu den meist
gehandelten Derivaten gehört. "Bei dem Wert geht es rege in beide Richtungen
mit einem Kaufüberhang." Nach Meinung des Händlers könnte die Nachricht über
die Abspaltung für den jüngsten Kursprung von Bitcoin auf fast 6.000 US-
Dollar mitverantwortlich sein. Ob das neue Bitcoin Gold erfolgreich sein
wird, hänge aber von der weiteren Nachfrage und dem anhaltenden Vertrauen in
die Kryptowährung ab.
Öl mit weiterem Aufstiegspotenzial
"Bei unseren Kunden stehen DAX, Öl, das Währungspaar Euro zum US-Dollar
sowie Gold als Basiswert im Vordergrund", meldet Simon Görich von der Baader
Bank. "Vor dem Hintergrund steigender Ölpreise setzt die Mehrheit unserer
Anleger auf eine Fortsetzung der Aufwärtsphase", meldet Wilhelms, der von
Zuspruch etwa zu einem Faktor 15x Long Zertifikat auf Brent (WKN CV0UL2)
spricht.
Auch Frank Schallenberger von der LBBW sieht den Ölpreis mittelfristig
weiter oben. Das setze allerdings voraus, dass die Ölnachfrage im kommenden
Jahr wie prognostiziert relativ stark zulege und das Abkommen der OPEC mit
wichtigen Nicht-OPEC-Staaten zur Förderbegrenzung weiterhin eingehalten
werde. Zudem müsse die Dynamik bei der US-Schieferölproduktion langsam
nachlassen. Auf der Angebotsseite habe sich die OPEC in den letzten Monaten
überraschend konsequent gezeigt. Auch Russland als weltgrößte Fördernation
habe die mit der OPEC vereinbarten Förderkürzungen in diesem Jahr umgesetzt.
Gleichzeitig habe die Ölförderung in Ländern wie Libyen oder Nigeria
aufgrund politischer Spannungen nicht so stark zugenommen wie ursprünglich
erwartet.
von: Iris Merker
18. Oktober 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)