Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: Vornehme Kaufzurückhaltung (Marktstimmung)

13.03.19 15:58 Uhr

Börse Frankfurt-News: Vornehme Kaufzurückhaltung (Marktstimmung) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 13. März 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Auf die guten Nachrichten vor

allem seitens der Zinsen reagieren mittelfristig orientierte Anleger

verhalten. In der Summe ist das diesmal kein so gutes Zeichen für heutige

Optimisten.

Eigentlich ist seit unserer vergangenen Sentiment-Erhebung eine Menge

passiert. So hat etwa die Europäische Zentralbank bei ihrer Sitzung am

vergangenen Donnerstag ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für die

Eurozone teils deutlich gesenkt. Und was für Börsianer nicht ganz unwichtig

ist: Die EZB hat unter anderem den Zeitpunkt für eine erste Leitzinserhöhung

weiter in die Zukunft verschoben: Diese wird nicht vor Ende dieses Jahres

erfolgen. Mit anderen Worten: Die EZB hat auf die drohende Wachstumsschwäche

der Eurozone überraschend schnell reagiert.

Nicht zuletzt deswegen blieben die Kurskorrekturen beim DAX auf 1,6 Prozent

begrenzt und machten kurz vor der von uns avisierten Nachfragezone zwischen

11.350 und 11.400 DAX-Zählern Halt. Zumal es auch hinsichtlich der US-

Leitzinsen für die kommenden Monate keinerlei Fantasie für Zinserhöhungen

gibt - die Fed zeigt sich explizit geduldig. Dass seit vergangenem Mittwoch

die Handelsgespräche zwischen den USA und China ins Stocken geraten sind und

gestern die britische Premierministerin Theresa May im Unterhaus eine neue

Abstimmungsniederlage einstecken musste, haben die Aktienmärkte trotz des

bislang ungelösten Knotens im Brexit-Drama recht gut verkraftet.

Vielleicht mag es den politischen Risiken geschuldet sein, dass sich die von

uns wöchentlich befragten mittelfristig orientierten institutionellen

Investoren in Sachen Kaufinteresse relativ zurückhaltend zeigten. Denn unser

Börse Frankfurt Sentiment-Index ist lediglich um 7 Punkte bis zur neutralen

Nulllinie gestiegen. Dabei zeigt die überschaubare Wanderung in Richtung

Bullenlager, dass nur ein kleiner Teil der ehemaligen DAX-Bären Gewinne

eingestrichen und sich sofort auf die Bullen Seite geschlagen hat. Bei den

übrigen Pessimisten hat die Größenordnung des Rücksetzers des DAX

offensichtlich nicht gereicht, um die Absicherungen gegen einen Kursverfall

zurückzunehmen.

Stimmungskluft deutlich verringert

Bei den Privatanlegern gab es indes eine Tendenz in die andere Richtung,

denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieser Anlegergruppe hat sich um 5

Punkte auf einen Stand von nur noch +5 Punkte verringert. Bemerkenswert: Es

sind praktisch keine bullishen Positionen aufgelöst worden. Vielmehr haben

sich fast ausschließlich vormals neutral gestimmte Marktteilnehmer den

Pessimisten angeschlossen. Immerhin ist durch diese Entwicklung die

Stimmungskluft zwischen Privatanlegern und deren institutionellen Pendants

wieder deutlich geschrumpft.

In der jüngsten Sentiment-Erhebung befindet sich die Stimmung der

institutionellen Anleger absolut betrachtet auf neutralem Terrain und auch

diejenige der privaten Investoren zeigte sich nur geringfügig positiv. In

der relativen, mehrere Monate umfassenden Sichtweise notieren die Sentiment-

Indices beider Panels allerdings im pessimistischen Bereich - dies gilt

insbesondere für die institutionellen Investoren. Da wir deren Nachfrage

weiterhin auf niedrigerem Niveau (frühestens unter 11.400 Punkten) erwarten,

stehen die Vorzeichen für den DAX nach wie vor günstig. Allerdings ist auf

der anderen Seite die Gefahr einer sogenannten Short-squeeze leicht

gesunken, so dass der DAX höchstwahrscheinlich vor 11.700 Punkten keine

größeren Flügel verliehen bekäme.

13. März 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)