Börse Frankfurt

Börse Frankfurt-News: "Viele sprechen von überfälliger Korrektur" (Kryptos)

04.02.22 10:45 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Viele sprechen von überfälliger Korrektur" (Kryptos) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Januar hat Kryptowährungs-Fans gleich kalt erwischt. Neben dem allgemeinen Risk-off-Modus spielten noch krypto-spezifische Faktoren eine Rolle. So mancher sieht die niedrigeren Preise aber auch als gute Einstiegsgelegenheit.

3. Februar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach dem Kursverlusten zu Beginn der vergangenen Woche hat sich die Lage an den Börsen beruhigt. "Ab Dienstag ist die Kauflust der Anleger*innen zurückgekehrt", berichtet Torben Bendt von Lang & Schwarz.

Bitcoin-Anleger haben in den vergangenen zwei Jahres einiges erlebt: Von unter 10 auf über 30 US-Dollar kletterte der Kurs 2020, im November 2021 dann auf kurzzeitig fast 69.000 US-Dollar. Aktuell sind es wieder nur 37.100 US-Dollar. "Für alle, die glaubten, mit Bitcoin in Windeseile zum Lambo-Besitzer zu werden, ist heute ein trauriger Tag", schrieb am gestrigen Mittwoch Finanzjournalist Daniel D. Eckert auf Twitter: "Auf Zwölfmonatssicht liegt der Wertzuwachs jetzt nur noch knapp über null. Zwischenzeitlich waren Zwölfmonatsrenditen oberhalb von 1.000 Prozent drin."

Ruhigerer Handel, "Interesse aber noch da"

Dennoch ziehen die Kryptowährungen weiter viel Aufmerksamkeit auf sich. "Gerade die Generation unter 30 ist aktiv", berichtet Jan Duisberg von der ICF Bank, der Krypto-ETNs als Spezialist betreut. Nach extrem hohen Umsätzen im Herbst ist es im Handel mit Krypto-ETNs nun allerdings ruhiger geworden, wie der Händler meldet. Das Interesse ist Duisberg zufolge aber nicht weg, Anleger stellten sich nun nur die Frage, wie es weiter gehe.

Fabian Wörndl von Lang & Schwarz berichtet ebenfalls von einem deutlich zurückgegangenen Handelsaufkommen. "Auch wenn es stärkere Bewegungen nach oben oder unten gibt, sind die Umsätze längst nicht mehr so hoch."

"Der Kryptomarkt folgte zu Jahresbeginn recht stark den Bewegungen der klassischen Märkte, insbesondere den Tech-Werten", weiß Nils von Schoenaich-Carolath, zuständig für digitale Assets beim Bankhaus Scheich, das viele Kryptowährungen direkt handelt. Ende Januar hielten sich an Börsen und im Anlegerbereich dann aber Käufer und Verkäufer die Waage. Einzig bei Family Offices habe man einen stärkeren Verkaufsdruck feststellen können. "Im Markt sprechen viele von einer überfälligen Korrektur", bemerkt Schoenaich-Carolath. "Man sieht die aktuelle Situation als Chance, erste Positionen wieder günstiger aufzubauen."

Kryptos an der Börse handeln

Die Frankfurter Zertifikatebörse bietet 63 Tracker auf 22 Kryptowährungen, auch in Bezug auf unterschiedliche Währungspaare. Ein Bitcoin-Zertifikat von Vontobel, aufgelegt 2017, war das erste seiner Art und führte häufig die Liste der meistgehandelten Produkte an.

Rechtlich auch Zertifikate, aber anders gehandelt und abgerechnet werden ETNs. Mittlerweile sind auf Xetra und dem Frankfurter Parkett solcher 39 Krypto-ETNs von acht Anbietern gelistet, und zwar auf Bitcoin, Bitcoin Cash, Cardano, Ethereum, Litecoin, Polkadot, Solana, Stellar, Tezos und TRON sowie auf fünf Körbe von Kryptowährungen. Zum Vergleich: Ende 2020 waren es nur vier. Auch der durchschnittliche monatliche Handelsumsatz in Krypto-ETNs ist 2021 rasant gestiegen, und zwar auf über 1 Milliarde Euro - und Plus von 922 Prozent gegenüber 2020.

"Korrelation des Bitcoin zum Nasdaq auf historischem Hoch"

Allein in diesem Jahr ist der Bitcoin-Kurs um rund 20 Prozent gefallen, der Ethereum-Kurs sogar um rund 30 Prozent. Belastend wirken sich vor allem die angekündigten US-Leitzinserhöhungen aus, die riskantere Anlagen unattraktiver machen. "Der Januar war ein harter Monat”, kommentiert Leena ElDeeb vom Emittenten 21Shares. Die aktuell vorherrschende, turbulente makroökonomische Lage habe die Unsicherheit an allen risikobehafteten Märkten erhöht. "Die Korrelation des Bitcoin zum Nasdaq ist auf ein historisches Hoch geklettert."

Neben der allgemeinen Unsicherheit kam aber auch einiges an negativen Nachrichten speziell zu den Kryptowährungen dazu: In den USA wird die Regulierung der Währungen aktuell stärker diskutiert. Ende Januar hat der Internationale Währungsfonds zudem El Salvador aufgefordert, dem Bitcoin den Status als gesetzliches Zahlungsmittel wieder zu entziehen. Mit der Verwendung von Bitcoin seien große Risiken verbunden, erklärte der IWF. Darüber hinaus erwägt die russische Zentralbank offenbar ein umfassendes Verbot von Kryptowährungen. Und last but not least beerdigte Meta-Chef Zuckerberg seine Pläne, eine eigene Kryptowährung ("Libra") für seine Plattform zu schaffen.

Fokus auf Ethereum-ETNs und Körbe

An der Börse Frankfurt stand, was Krypto-ETNs angeht, in den vergangenen vier Wochen einmal mehr der ETC Group Physical Bitcoin (DE000A27Z304) auf der Umsatzliste ganz oben. Ebenfalls ein hohes Handelsaufkommen weisen der ETC Group Physical Ethereum (DE000A3GMKD7), der

21Shares Ethereum (CH0454664027), der VanEck Vectors Ethereum (DE000A3GPSP7) und der CoinShares Physical Bitcoin (GB00BLD4ZL17) auf.

Duisberg meldet hohe Umsätze im Ethereum-ETN von VanEck. Er sieht aber auch viel Interesse an Währungskörben wie dem 21Shares Crypto Basket (CH0445689208) und dem VanEck Vectors Crypto Leaders (DE000A3GWEU3) sowie kleineren Währungen, etwa über den 21Shares Polkadot (CH0593331561) und den 21Shares Solana (CH1114873776). "Da erhofft sich so mancher wegen des im Vergleich zum Bitcoin optisch niedrigeren Preises mehr Potenzial." Kunden von Lang & Schwarz kaufen und verkaufen vor allem Ethereum-ETNs von 21Shares (CH0454664027) und Iconic (DE000A3GTML1) und den Solana-ETN von 21Shares. "Wir beobachten ein verstärktes Interesse an Kryptowährungskörben, etwa von 21Shares", stellt Wörndl fest.

Umsatzstarke Kryptozertifikate sind weiter die Partizipationszertifikate von Vontobel auf Bitcoin (DE000VX1BTC7) und Ethereum (DE000VQ552V2).

Von Anna-Maria Borse, 3. Februar © Deutsche Börse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)