Börse Frankfurt-News: US-Verbraucherpreise machen Kurse (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die jüngste DAX-Rallye von 1.000 Punkten innerhalb eines Monats könnte enden. Vor allem die Inflation rückt wieder in den Mittelpunkt des Interesses.
8. August 2022 Frankfurt (Börse Frankfurt). Ob sich die Stabilisierung der Aktienmärkte diese Woche fortsetzt, hängt nach Analystenmeinung vor allem von der Interpretation der US-Inflationsdaten ab. "Enttäuschen diese oder richtet sich das Augenmerk der Anleger stärker auf die Kerninflation, könnte der kurzfristige Erholungstrend ins Stocken geraten", lautet die Prognose von Hans-Jürgen Delp von der Commerzbank für diese Woche.
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Nachdem die USA am Freitag einen sehr robusten Arbeitsmarkt gemeldet hatten, verschlechterte sich die Stimmung an den Börsen wieder etwas. Die Daten wurden als Freibrief für die US-Notenbank Fed zu weiteren, großen Zinserhöhungen gewertet. Eine weiter steigende oder zu wenig sinkende Inflation in den USA sollte die Wahrscheinlichkeit weiter erhöhen, dass die FED mit weiteren großen Zinsschritten von 50 oder 75 Basispunkten gegensteuert.
DAX nach 1.000 Punkte-Plus in einem Monat nun verhaltener erwartet
Die Wochenbilanz des DAX blieb aber trotz der Zinsaussichten positiv. Binnen eines Monats hat er fast 1.000 Zähler hinzugewonnen. Der Schlusskurs von 13.574 Punkten bedeutete ein Tagesminus von 0,6 Prozent. Zum Wochenauftakt steht der Leitindex bei 13.700 Punkten fast 1 Prozent im Plus.
In Japan tendierte der Nikkei 225 rund 0,3 Prozent fester bei 28.261 Punkten. Der Hang Seng fiel um 1,1 Prozent auf 19.989. Der CSI 300 in China gab 0,4 Prozent ab auf 4.136, Am Wochenende hatte China unerwartet hohe Exporte für den Juli veröffentlicht, während die Importe unter den Erwartungen geblieben waren.
Markttechnik: Korrektur wahrscheinlich
Nach Einschätzung von Christoph Geyer, technischer Analyst, spricht die Wahrscheinlichkeit für eine Korrekturbewegung des DAX. "Die Warnsignale haben zugenommen und werden inzwischen erdrückend." Wie immer könnten diese mit wenigen Handelstagen negiert werden, aktuell sehe es aber nicht aus, als könne der DAX die Unterstützungszone nachhaltig verlassen. Die Indikatoren stünden im Fall des CCI und des Projektion-Oszillators vor Verkaufssignalen. Der MACD-Indikator dürfte diese in wenigen Tagen bestätigen.
Am Donnerstag hätte der DAX einen Shooting-Star generiert, der am Freitag bestätigt worden war. "Somit sind alle Vorzeichen für eine Korrekturbewegung gegeben." Nur wenn diese erdrückenden Signale in den ersten Handelstagen der neuen Woche negiert würden und der DAX wieder deutlich über die jüngsten Tops stiege, würde sich die Lage verändern. In der technischen Analyse ist ein Shooting Star ein Kerzenmuster, das als Umkehrsignal interpretiert wird und fallende Preise bedeutet.
"Nach der mittlerweile gar nicht so geringen Erholungsrally sollte bei Aktien eine verhaltenere Entwicklung nicht überraschen", kommentierte Christian Apelt von der Helaba. Er verweist auf das Risiko eines Gasstopps aus Russland wie auf die Spannungen zwischen den USA und China wegen Taiwan. Zwar habe die Reise von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, nach Taiwan auf die Aktienmärkte hier zu Lande keinen großen Einfluss gehabt, doch eine Atempause müsse in der Finanzwelt nicht von Dauer sein.
Wenige, aber wichtige Konjunkturdaten
Nach einer Woche mit vielen Konjunkturdaten ist diese Woche der Konjunkturkalender überschaubar gefüllt. Die US-Verbraucherpreise (Mittwoch) sollten für Juli zurückgegangen sein, scheint Konsens unter den Ökonomen. Die US-Erzeugerpreise vom Juli (Donnerstag) liefern Anhaltspunkte für die künftige Inflationsentwicklung.
Die Industrieproduktion sollte im Juni in der Eurozone nach Einschätzung der Helaba besser ausgefallen sein als in Deutschland, vor allem in Spanien und Italien,. "Zum einen bremst hierzulande die Automobilindustrie, zum anderen profitieren Italien und Spanien vom großen europäischen Hilfsprogramm ŽNextGenerationEU`", analysiert Stefan Mütze von der Helaba. Aber insgesamt dürfte die Industrieproduktion der Eurozone im ersten Halbjahr stagniert haben. Am Freitag sollte die Verbraucherstimmung der Uni Michigan eine weitere Erholung erfahren.
Berichtssaison zwischen Inflation, Energiepreisrally, Lieferengpässen und Personalnotstand
Zur Berichtssaison verschiebt sich der Fokus von den US-Unternehmen, die mehrheitlich bereits über das zweite Quartal berichtet haben, auf europäische Unternehmen. Zum Wochenauftakt legen in Deutschland Porsche und Siemens Energy Zahlen für das abgelaufene Quartal vor, am Dienstag der Flughafenbetreiber Fraport, am Mittwoch E.ON und der Spezialchemiekonzern Evonik. Am Donnerstag setzen die Deutsche Telekom, der Lkw-Hersteller Daimler Truck, der Versorger RWE sowie Evotec und Hapag-Lloyd, thyssenkrupp und Varta den Zahlenreigen fort. Die Zahlen werden zeigen, wie die Unternehmen mit Inflation, Lieferengpässen, Personalnotstand und steigenden Energiepreisen zurechtgekommen sind, inwieweit sie Preiserhöhungen bei ihren Kunden durchsetzen können und wie die Aussichten für das zweite Halbjahr sind.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 10. August 2022
14:30 Uhr. USA: Verbraucherpreise, Juli
Nach Einschätzung der DekaBank dürfte die Inflationsrate in den USA im Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr im Vergleich zum Vormonat gesunken sein, wofür vor allem die Energiepreise verantwortlich seien. Ohne Energie- und Lebensmittelpreise dürfte die Inflation leicht gestiegen sein. "Aus geldpolitischer Sicht ist dies problematisch, denn außerhalb der volatilen Bereiche Energie und Nahrungsmittel erweisen sich die inflationären Entwicklungen als hartnäckig."
Donnerstag, 11. August 2022
14:30 Uhr. USA: Erzeugerpreise, Juli
Konsens ist ein saisonbereinigter Anstieg zum Vormonat um 0,3 Prozent, ohne Energie und Nahrungsmittel um 0,4 Prozent.
14:30 Uhr. USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung
Freitag, 12. August 2022
11:00 Uhr. Eurozone: Industrieproduktion, Juni
Die Helaba erwartet ein Plus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat und von 1,3 Prozent im Vorjahresvergleich.
16:00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Uni Michigan, August
Die Commerzbank erwartet eine leichte Verbesserung von 51,5 auf 52,0 Punkte auf Monatssicht.
von: Antje Erhard, 8. August 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)