Börse Frankfurt-News: Renditen weiter unter Druck (Anleihenhandel)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die "Pause" im Zinsanstieg setzt sich fort, Anleihen zeigen sich fest, die Renditen sind wieder niedriger. Viel Interesse gilt derzeit US-Anleihen - wegen der Zinsdifferenz und auch wegen des wieder stärkeren US-Dollars.
4. Mai 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die langfristigen Bundrenditen sind wieder auf Talfahrt. "Die überraschend niedrige Euroraum-Kernteuerungsrate im April hat die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf den niedrigsten Stand der vergangenen Wochen fallen lassen", erklärt Markus Koch von der Commerzbank. Eine niedrige Inflation macht den baldigen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik unwahrscheinlicher.
Am Freitagmorgen liegt der richtungsweisende Euro-Bund-Future bei 159,21 Punkten nach 158,66 in der Vorwoche. Zehnjährige Bundesanleihen werfen wieder nur 0,53 Prozent ab nach 0,57 Prozent vergangenen Freitag und 0,64 Prozent Anfang vergangener Woche. Auch in den USA verharren die Renditen für zehnjährige Treasuries unter 3 Prozent.
Sorgen um Zollschranken
Wie erwartet nichts Neues gab es von der US-Notenbanksitzung am Mittwoch dieser Woche. Am Markt rechnet man weiter mit einem nächsten Zinsschritt auf der Sitzung im Juni sowie einer dritten Zinserhöhung in diesem Jahr - wahrscheinlich im September/Oktober. "Die Fed nährte diese Erwartungen durch den Hinweis, dass das Inflationsziel von 2 Prozent erreicht werden kann", bemerkt Arthur Brunner von der ICF Bank. Im März lag die US-Inflation mit 1,9 Prozent schon nahe am Zielwert.
"Jerome Powell hat bereits zu Beginn seiner Amtszeit keinen Zweifel daran gelassen, dass er die bisherige Geldpolitik seiner Vorgängerin fortsetzen wird", stellt Klaus Stopp von der Baader Bank fest. Dies sei zumindest der Plan - und die aktuellen Wirtschaftsdaten sprächen dafür. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass infolge der angedachten Strafzölle und der damit verbundenen Gegenmaßnahmen der betroffenen Wirtschaftsräume auch die USA konjunkturellen Schaden erleiden werde. "Denn bei Handelskriegen gibt es in Summe immer nur Verlierer."
So bleiben die angekündigte US-Zölle großes Thema. Für die EU wurde das Ultimatum vom 1. Mai auf den 1. Juni verschoben. "Gleichzeitig ist eine hochrangige US-Delegation nach China gereist, woraus sich Hoffnungen ergeben, dass der Handelsstreit nicht weiter eskaliert", erklärt Cyrus de la Rubia von der HSH Nordbank. Auch habe der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer angemahnt, in den nächsten Wochen die Nafta-Verhandlungen zu einem Abschluss zu bringen. "Insgesamt sind dies für uns Signale, dass die Gefahr eines Handelskrieges sinkt." Damit könnten Aktien und Renditen im Laufe des Mai einen Aufwärtsimpuls bekommen.
Neues von Daimler und PNE Wind
Für den Bereich der Corporate Bonds berichtet Brunner von guten Umsätzen mit der neuen Sixt Leasing-Anleihe mit Laufzeit bis Mai 2022 und Kupon von 1,5 Prozent (WKN A2LQKV) ebenso wie mit Baywa-Anleihen (WKN A2GSM1). Gesucht ist laut Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft eine Hapag Lloyd-Anleihe mit Kupon von 5,125 Prozent und Laufzeit bis 2024 (WKN A2GSC0).
Neuemissionen in kleinanlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro gibt es zum einen von Daimler, wie Brunner berichtet: Die eine läuft bis 2022 und bietet 0,25 Prozent (WKN A190ND), die andere bis 2025 und 1 Prozent (WKN A190NE). "Die Nachfrage hält sich angesichts der niedrigen Zinsen aber in Grenzen", stellt der Händler fest.
Außerdem hat der Windparkentwickler PNE Wind hat eine Anleihe im Volumen von 50 Millionen Euro auf den Markt gebracht, wie Rainer Petz von Oddo Seydler meldet. Diese läuft fünf Jahre und bietet 4 Prozent (WKN A2LQ3M). Damit wurde ein Teil einer alten Anleihe im Volumen von 100 Millionen Euro ersetzt. "Der Kupon der alten Anleihe mit derselben Laufzeit lag noch bei 8 Prozent." Die neue Anleihe konnte über die Börse Frankfurt gezeichnet werden, die Zeichnung ist kurz nach Eröffnung der Bücher wegen starker Nachfrage wieder geschlossen worden.
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US-Anleihen umsatzstark
Angesichts höherer US-Renditen sind Anleihen in US-Dollar weiterhin Thema, wie die Händler berichten - sowohl Staats- als auch Unternehmenspapiere. Mal wird gekauft, mal werden Gewinne mitgenommen, heißt es: Rainer Petz von Oddo Seydler meldet anhaltendes Interesse an Bonds des US-Kosmetikkonzerns Coty (WKN A19YVF) und des norwegischen Ölkonzerns Statoil (WKN A1ZR6L) in der US-Währung. Daniel zufolge ist auch so Exotisches wie Anleihen der argentinischen Provinz Neuquen in US-Dollar gefragt (WKN A19GPQ). Diese laufen bis 2025 und bieten einen Kupon von 7,5 Prozent. Beim aktuellen Kurs von 98 Prozent ergibt das eine Rendite von 7,88 Prozent.
"Was den US-Dollar angeht, gab es schon bessere Einstiegskurse für US-Anleihen, aber erst jetzt wird gekauft", stellt der Händler fest. Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro zuletzt deutlich zugelegt: Am Freitagmittag liegt der Kurs bei 1,1989 US-Dollar zum Euro - ein Viermonatstief für die Gemeinschaftswährung.
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Weiter verloren haben Türkei-Anleihen, selbst solche in US-Dollar wie ein bis 2025 laufender Bond mit Kupon von 7,375 Prozent. Dieser notierte Ende April noch über 109 Prozent, heute sind es 106 Prozent (WKN A0DXCJ). "Die Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit des Landes von BB auf BB- zurückgestuft", erklärt Daniel.
Von: Anna-Maria Borse 4. Mai 2018,
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