Börse Frankfurt-News: Notenbanken und Berichtssaison geben Takt an (Ausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Temporärer Rücksetzer oder Anfang einer größeren Korrektur? Diese Frage stellt sich an den Aktienmärkten nach den Gewinnmitnahmen der vergangenen Woche. Die Geldpolitik und Unternehmensergebnisse könnten erste Antworten liefern.
8. April 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Aussagen einiger US-Notenbanker haben die Rallye an den Aktienmärkten zum Ende der abgelaufenen Woche erst einmal gestoppt. Unter anderem wurde ein mögliches Beibehalten des aktuellen Leitzinsniveaus für den Rest des gesamten Jahres ins Spiel gebracht.
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Nachdem der DAX am Dienstag noch ein neues Rekordniveau bei 18.567 Punkten erklommen hatte, beendete er die Woche bei 18.175 Punkten mit einem Minus von 1,7 Prozent. Zum Start der neuen Woche wird nach gemischten Vorgaben aus den USA und Asien mit einem nahezu unveränderten Niveau gerechnet.
Längere Zinspause eine "realistische Option"
"Nach dem starken ersten Quartal gönnen sich die Aktienmärkte derzeit eine Verschnaufpause", erklärt Andreas Hürkamp von der Commerzbank. Die Spekulationen um den Zeitpunkt der ersten Leizinssenkung bleiben eines der dominierenden Themen. Die starken US-Arbeitsmarktdaten am Freitag unterstreichen nach Meinung der Deka die solide Entwicklung der US-Wirtschaft. "Eine unmittelbare Notwendigkeit einer Leitzinswende lässt sich hieraus nicht ableiten", konstatieren die Volkswirte. Sie gehen zwar weiterhin davon aus, dass die Fed im Juni die Leitzinswende einläuten wird. Ein späterer Termin bleibe nach den jüngsten Daten aber "eine realistische Option".
Mit Blick auf das sehr gut verlaufene Startquartal - DAX zum Beispiel mit plus 10,4 Prozent - erinnern Analysten der Helaba daran, dass die Börse "keine Einbahnstraße" sei. Die jüngsten Kursbewegungen würden bereits darauf hindeuten, dass sich "nach dem rasanten Kursanstieg erste Ermüdungserscheinungen einstellen". Kurzfristige Kursrücksetzer werden wahrscheinlicher, wenngleich die Bewertung des DAX den langfristigen Mittelwert zwar überschritten habe, aktuell jedoch noch "komfortabel im fairen Bereich" liege.
Big-Techs müssen "hohe Messlatte" überspringen
Neben der Zinsentwicklung richtet sich der Fokus der Anlegerinnen und Anleger auf die vorgelegten Unternehmensergebnisse. Am Freitag beginnt die Berichtssaison in den USA. Die Analysten der Deka erwarten in Summe ein Übertreffen der Gewinnschätzungen von über 5 Prozentpunkten und solide Ausblicke der meisten Firmen. Die Kollegen der LBBW gehen davon aus, dass die Zahlen aus den Technologiesektoren die kurz- bis mittelfristige Tendenz des Marktes erneut wesentlich bestimmen werden.
Die aktuellen Erwartungen speziell an die "Big Tech"-Konzerne sind nach Berechnungen der Analysten allerdings immens. Die zu überspringende Messlatte sei weitaus höher als anderswo. "Falls die nun anstehende Q1-Berichtssaison diese erneut überspringen kann, spricht einiges dafür, dass sich die gute Stimmung an den Märkten weiter fortsetzt und die in der Breite mageren Zahlen übertüncht", lautet Teil eins des Fazits.
Die LBBW warnt aber auch davor, dass der Markt "herbe Enttäuschungen in diesem Teilsegment auf dem gegenwärtigen hohen Kurs- und KGV-Niveau wohl eher nicht so leicht wegstecken" dürfte.
Saisonales Indiz für eine "kleine Pause" beim DAX
Mit Blick auf die Saisonalität befinden sich die Aktienmärkte aktuell in einer grundsätzlich guten Phase. Der April ist für den DAX der historisch betrachtet zweitstärkste Monat. Im Schnitt gelang hier seit 1988 ein Plus von 2,5 Prozent.
Die technischen Analysten von HSBC haben vergangene Woche allerdings darauf hingewiesen, dass die gute April-Bilanz vor allem den Jahren geschuldet ist, in denen der DAX zuvor ein schwaches Startquartal zu verzeichnen hatte. Wenn die ersten drei Monate unter dem Strich positiv verlaufen sind, gelang demnach nur ein mageres Plus von durchschnittlich 0,03 Prozent. Das könnte nach Ansicht der Charttechniker "ein Indiz dafür sein, dass sich der heiß gelaufene Index im laufenden Monat womöglich eine kleine Pause gönnt". Als potenzielle erste Zielzone der angelaufenen Korrektur wird die "Unterstützungszone zwischen 17.900 und 18.039 Punkten" genannt.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 8. April
Rückkehr von TUI an die Frankfurter Wertpapierbörse
10.30 Uhr. Deutschland: Sentix Konjunkturindex. Die Nord/LB geht unter dem Strich von einer leichten Verbesserung des Index von minus 10,5 auf nur noch minus 7,9 Punkte aus. Während bei der aktuellen Lage ein negativer Wert von 16,1 Punkten erwartet wird, rechnen die Volkswirte bei den Konjunkturerwartungen mit leicht positiven 0,8 Punkten.
Mittwoch, 10. April
14.30 Uhr: USA: Verbraucherpreisindex. Nachdem der Index in den vergangenen zwei Monaten stärker als erwartet ausgefallen war, gehen die US-Volkswirte der Deutschen Bank davon aus, dass der Anstieg der Gesamtinflation von +0,4 Prozent im Februar auf +0,2 Prozent im März zurückgegangen ist. Das Wachstum der Kerninflation soll sich von +0,4 Prozent auf +0,25 Prozent abgeschwächt haben.
20.00 Uhr. USA: FOMC Protokoll. Von dem Protokoll der im März abgehaltenen Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed erhoffen sich Börsianer weitere Hinweise auf den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung in den USA.
Donnerstag, 11. April
14.15 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Nach Ansicht der meisten Marktteilnehmer dürfte die EZB ihre Leitzinsen noch unverändert lassen. Die zuletzt weiter stark steigenden Löhne im Euroraum sprechen zum Beispiel nach Ansicht der Commerzbank gegen eine überraschende Leitzinssenkung am Donnerstag. Demnach könnte es aber durchaus verbale Hinweise auf eine bald anstehende Zinswende geben, mit der die Experten bei der Juni-Sitzung rechnen.
Freitag, 12. April
16.00 Uhr: USA: Michigan-Index. Die Deutsche Bank rechnet bei dem Index der Verbraucherstimmung mit einem Rückgang von 79,4 auf 78,0 Punkte.
USA:Start der Berichtssaison für das erste Quartal. Wie üblich legen am ersten Tag der Quartalsberichterstattung zahlreiche Großbanken und Vermögensverwalter ihre Zahlen vor.
Von Thomas Koch, 8. April 2024 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)