Börse Frankfurt-News: Mehr Indizes als Einzelwerte (Zertifikate)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 28. Oktober 2022. Im Handel mit Zertifikaten gilt das Interesse wieder großen Indizes - und weniger einzelnen Aktien. Daneben wird auch viel auf die Zinsentwicklung gesetzt. Und weiter im Fokus: die Öl- und Gaspreise.
Viel Bewegung, viele Chancen - die durchaus kräftigen Ausschläge in vielen Märkten beleben den Zertifikate-Handel. Vor allem im Blick: Aktienindizes, Öl- und Gaspreis sowie der Euro/US-Dollar-Wechselkurs. Auffällig ist zudem das hohe Interesse an Produkten auf den Euro-Bund-Future und damit die weitere Zinsentwicklung. "Es ist einiges los bei uns, Zertifikate sind eben auch in Märkten interessant, die fallen oder sich seitwärts bewegen", bemerkt Anouch Wilhelms von der Société Générale. Als beliebteste Basiswerte nennt er DAX, Nasdaq und Dow Jones, gefolgt von Gold, Öl, Euro/Dollar und Bund-Future. "Erst dann kommt mit Tesla die erste Einzelaktie, das ist schon ungewöhnlich."
"Eher auf der Indexspur"
Manuel Tulesi von der ICF Bank sieht das ähnlich: "Anleger sind im Moment mehr auf der Indexspur, Einzelwerte sind nicht so interessant." Er meldet einen eher ruhigen Handel. "Die klare Richtung fehlt: Auf der einen Seite lagen zwei Drittel der Dow Jones-Unternehmen mit ihren Quartalszahlen über den Erwartungen. Auf der anderen Seite kommen immer wieder die Zinsängste hoch."
DAX und Co. besonders beliebt
Was den DAX angeht, setzen Wilhelms zufolge viele Anleger*innen auf Discount-Zertifikate, etwa ein Produkt mit Cap bei 10.000 Punkten, das noch bis September 2023 läuft (). "Sie profitieren also, solange der DAX nicht unter 10.000 Punkte fällt." Ebenfalls viel gehandelt werde das klassische Partizipationszertifikat ().
Laut Tulezi kommen Bonus-Cap-Zertifikate derzeit gut an. Die ermöglichen die Partizipation an steigenden Kursen, bieten aber auch bei leicht fallenden Kursen einen Sicherheitspuffer. Tulezi meldet zudem hohe Umsätze mit Knock-out-Zertifikaten auf den DAX, bullishe () wie bearishe (). Der DAX war Ende September unter 12.000 Punkte gefallen und hat sich seitdem erholt. Am Donnerstagmorgen steht der Index bei 13.165 Zählern.
Beim Nasdaq, der erst seit Mitte dieses Monats wieder Kursgewinne verzeichnet, überwiegen laut Wilhelms Hebelprodukte. Umsatzstark ist zum Beispiel ein Open-End-Knock-Out-Call, das bei Berühren oder Unterschreiten der Knock-Out-Schwelle von 10.030 Punkten verfällt (). Viel gekauft würden aber auch Short-Produkte wie ein ungehebeltes reverses Faktor-Zertifikat auf den Nasdaq (). Das bildet die tägliche Entwicklung umgekehrt ab.
Zu den meistgehandelten Anlagezertifikaten an der Börse Frankfurt in den vergangenen vier Wochen gehört ein Bonus-Cap-Zertifikat auf den DAX ().
Nach Porsche-IPO: Viele neue Produkte
Wilhelms nennt Tesla als beliebtesten Einzelwert, gefolgt von Deutscher Bank, VW und Amazon. Sehr gut an kämen auch die mittlerweile 530 Zertifikate der Bank auf Porsche, etwa Call-Optionsscheine () und Open-End-Knock-Out-Calls (). "Der Porsche-Kurs hat sich bislang ja auch gut entwickelt." Er weist im Übrigen darauf hin, dass immer wieder die neuen Aktien, also Porsche Vorzüge, mit Aktien der Porsche Automobil Holding verwechselt würden. Die Letztere ist die von den Familien Porsche und Piëch kontrollierte Beteiligungsgesellschaft, die künftig ein Viertel der stimmberechtigten Porsche AG Stammaktien (nicht börsengehandelt) halten wird.
"Wir sehen super viel Interesse an Call-Optionsscheinen auf VW, Spread Warrants genannt ()", ergänzt Tulezi. "Da muss eine Empfehlung dahinter stecken." Außerdem positionierten sich Anleger*innen vor Veröffentlichung der Quartalszahlen bei US-Technologiewerten, etwa mit Call-Optionsscheinen auf Meta.
An der Börse Frankfurt viel gehandelt wurden in den vergangenen vier Wochen ein reverses Bonus-Zertifikat auf die Deutsche Bank und ein Bonus-Cap-Zertifikat auf Lufthansa ().
Aus Minusbereich auf 2,53 Prozent: Setzen auf weiter steigende Zinsen
Extreme Bewegungen gab es zuletzt im Euro-Bund-Future beziehungsweise den Anleiherenditen. Die Rendite der viel beachteten zehnjährigen Bundesanleihe kletterte in der Spitze bis auf 2,53 Prozent, zu Jahresanfang lag sie noch im Negativbereich. "Bei uns gehen viele von weiter steigenden Zinsen aus und kaufen einen reverses Faktor-Zertifikat mit zehner Hebel auf den Euro-Bund-Future ()", berichtet Wilhelms.
Stark beachtet werden außerdem die Öl- und Gaspreise. Immerhin war der Brent-Preis nach seinem Hoch im März bei 133 US-Dollar bis auf 82 US-Dollar Ende September gefallen, aktuell sind es wieder 94 US-Dollar. Laut Wilhelms wird mit Knock-Out-Zertifikaten sowohl auf fallende als auch steigende Brent-Preise spekuliert (,
Der Euro/US-Dollar-Kurs findet ebenfalls Beachtung, die Parität ist erreicht. Bei Kund*innen der Sociéte Générale kommt ein Turbo-Optionsschein mit Hebel 20 auf Euro/US-Dollar () gut an.
Der Goldpreis schwächelt unterdessen weiter, die Feinunze kostet aktuell 1.663 US-Dollar nach 2.069 US-Dollar im Allzeithoch im März. Gut an kommt laut Wilhelms ein Faktor-Zertifikat () mit sechser Hebel.
Baskets statt Einzelwährung - neue Generation von Krypto-Zertifikaten
Um die klassischen Bitcoin-Zertifikate ist es laut Tulesi ruhig geworden. "Interessanter ist eine neue Generation von Krypto-Zertifikaten, die sich auf einen aktiv gemanagten Korb an Kryptowährungen beziehen." Als Beispiel nennt er ein Tracker-Zertifikat auf den Krypto TSI Index des Börsenmagazins "Der Aktionär" () und das Tracker-Zertifikat Valour Digital Asset Basket 10 ().
Dem ersten der beiden liegt der Trend-Signal-Indikator TSI zugrunde, der auf dem Prinzip der Relativen Stärke basiert. Aus einem Pool von Kryptowährungen wird automatisch und nach festen Regeln in die zehn trendstärksten Kryptos investiert, darunter Bitcoin, Ethereum, Cardano, Ripple oder Dogecoin und gegebenenfalls auch Stellar, Litecoin oder Maker. Das Produkt von Valour verfolgt die Performance der zehn größten Krypto-Assets, basierend auf der Marktkapitalisierung und mit einer Obergrenze von 30 Prozent je Währung.
von: Anna-Maria Borse, 28. Oktober 2022, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)