Börse Frankfurt-News: "Krise im Bankensektor vorerst vorbei" (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Stimmung ist gut. Neue Katastrophenmeldungen über Banken sind ausgeblieben. Und alles hofft auf eine Zinserhöhungspause der US-Notenbank. Für die Eurozone werden aber noch weitere Erhöhungen erwartet.
14. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Ruhe hält an, die Turbulenzen vom März scheinen vergessen. "Das Sentiment ist positiv. Die Krise im Bankensektor ist vorerst überwunden", berichtet Tim Oechsner von der Steubing AG. In der verkürzten Handelswoche nach Ostern sei es eher mit gebremster Geschwindigkeit zugegangen. "Viele Marktteilnehmer sind noch im Urlaub."
"Das Risiko ist raus", bemerkt auch Marcus Mielert, der für Oddo BHF Anleihen handelt. Er weist darauf hin, dass am heutigen Freitag und in der kommenden Woche die großen US-Banken ihre Zahlen für das erste Quartal veröffentlichen. "Das dürfte den Markt nochmals beruhigen."
Die Renditen sind in der Woche nach Ostern wieder gestiegen: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,37 Prozent. Vor Ostern waren es noch 2,15 Prozent.
EZB: Zinserhöhung um 50 Basispunkte möglich
Für die Eurozone wird mit weiter steigenden Leitzinsen gerechnet. Zuletzt hatte Bundesbankpräsident Joachim Nagel weitere EZB-Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Ratsmitglied Robert Holzmann äußerte, dass 50 Basispunkte im Mai "im Bereich des Möglichen" seien.
In den USA scheint der Kampf gegen die Inflation hingegen schon mehr Früchte zu tragen: Wie diese Woche bekannt wurde, sind die US-Verbraucherpreise im März gegenüber dem Vorjahr nur noch um 5 Prozent gestiegen - weniger als erwartet.
USA: "Allenfalls noch kleiner Zinsschritt"
"An den Finanzmärkten hat sich die Einschätzung verfestigt, dass die US-Notenbank allenfalls noch einen kleinen Zinsschritt vollziehen wird, während der Handlungsbedarf der EZB noch etwas größer ist", erklärt Ralf Umlauf von der Helaba. "Der Renditevorteil der USA gegenüber der Eurozone wird kleiner - sowohl nominal als auch real." Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank verweist auf die strengeren Kreditvergaberichtlinien in den USA infolge der Bankenturbulenzen im März: "Das kommt einer Zinserhöhung gleich."
Riskanteres ist wieder gefragt: Daniel berichtet von Käufen einer Türkei-Anleihe in US-Dollar, die bis 2025 läuft und 7,375 Prozent bietet. Die Stückelung liegt bei 2.000 US-Dollar (US900123AW05).
ERP, Deutsche Bank und Knorr-Bremse begehrt.
Im Bereich der Unternehmensanleihen werden bei Walter Ludwig auf US-Dollar lautende Bonds des US-Immobilien-Investment-Trust EPR Properties mit Kupon von 4,95 Prozent und Fälligkeit 2028 gut nachgefragt (US26884UAE91).
Oechsner sieht sehr viel Umsatz und vor allem Käufe für die bis 2025 laufende Anleihe der Deutschen Bank mit Kupon von 2,75 Prozent (DE000DB7XJJ2). Ebenfalls umsatzstark: Papiere gleicher Laufzeit von Knorr-Bremse mit 1,125 Prozent (XS1837288494). Die Renditen liegen aktuell bei 4,45 und 3,67 Prozent.
R-Logitec: Zinsen erst später
Thema sind weiter die Anleihen von R-Logitech (DE000A19WVN8), Metalcorp (DE000A3KRAP3) und der Muttergesellschaft der beiden Unternehmen, MRG Finance (XS1897122278), wie Oechsner bemerkt. Die Gläubiger der R-Logitech-Anleihe hatten in der Gläubigerversammlung am 29. März beschlossen, den Kupon um 1,75 Prozentpunkte auf 10,25 Prozent zu erhöhen. Außerdem wurde der Emittentin das Recht eingeräumt, fällige Zinsen nicht in bar zu zahlen, sondern zu kapitalisieren. "Von dieser Möglichkeit hat R-Logitec Gebrauch gemacht", erklärt Oechsner. "Dies bedeutet, dass der fällige Betrag an Zinsen nicht ausgezahlt wird, sondern dem Nennbetrag der Schuldverschreibungen zugeschlagen wird."
von: Anna-Maria Borse, 14. April 2023, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)