Börse Frankfurt-News: "In der Schwebe" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 9. Februar 2022. FRANKFURT. Vor allem Profis nutzen die steigende Volatilität, wenn auch nicht mehr so stark wie in den Vorwochen. Nach Ansicht Goldbergs bestimmten Andere das Geschehen, was aber eher nützlich sein könnte.
Nur eine deutliche Korrektur oder ein neuer Bärenmarkt? Diese Frage treibt derzeit nicht nur Kommentatoren und Analysten um, sondern viele, die an den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks engagiert sind. Nicht zuletzt, weil die Befürchtungen, die US-Notenbank, aber auch die Europäische Zentralbank könnten die Zinsschraube überdrehen, zuletzt immer größer geworden sind. Bei der Fed gehen mittlerweile viele Akteure davon aus, dass es in diesem Jahr fünf Leitzinserhöhungen geben wird, von der EZB werden vielerorts zwei Zinserhöhungen à 25 Basispunkte erwartet - möglicherweise sind diese Ängste überzogen. Die gute Botschaft: Der DAX hat seit dem 24. Januar keinen neuen Tiefpunkt mehr produziert, obgleich die Handelsbandbreite mit 4,3 Prozent seit vergangenem Mittwoch höher als in der Vorwoche ausgefallen ist. Und in Hinblick auf die eingangs gestellte Frage brachte es ein Kommentator genau auf den Punkt, als er bemerkte, alles sei noch in der Schwebe.
Nicht ganz angstfrei
Was nun die Einstellung der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren angeht, konnte man fast schon die Uhr danach stellen, was sie seit unserer vergangenen Erhebung im Falle eines deutlicheren Rücksetzers als nächstes tun würden. Zumindest ist unser Börse Frankfurt Sentiment-Index wieder angestiegen und zwar um 14 Punkte auf einen neuen Stand von +19; also längst nicht so deutlich wie vor 14 Tagen, als das Kaufinteresse auf einem ähnlich niedrigen Niveau deutlich ausgeprägter war. Mit anderen Worten: Nur ein Teil der Pessimisten aus der Vorwoche hat sich wieder direkt auf die Bullenseite begeben und ihr Engagement um 180 Grad von bearish auf bullish gedreht. Etwa die Hälfte der neuen Optimisten kommt übrigens von vormals neutral eingestellten Akteuren.
Im Vergleich zu den institutionellen Investoren sind die Privatanleger unterdessen fast schon stoisch geblieben. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels ist lediglich um einen Punkt gefallen und liegt nun bei +13. Zum zweiten Mal hintereinander ist hier die Polarisierung zwischen Bullen und Bären zurückgegangen, bei Ersteren ein wenig stärker, weswegen der Index marginal niedriger ausgefallen ist.
und mit dem Gefühl eines Kontrolldefizits
Mit der heutigen Erhebung ist zum einen die Kluft zwischen privaten und institutionellen Investoren wieder geschrumpft. Dabei ist ein Aspekt bemerkenswert: Obgleich sich die Mehrheit der Institutionellen wahrscheinlich abermals gut geschlagen hat, hat sich die Gruppe derjenigen, die sich zuletzt eher kurzfristig verhielten - wir sprachen in der Vorwoche von mehr als 10 Prozent aller Investoren - per Saldo um mehr als die Hälfte verringert. Mit anderen Worten: Trotz einer kleinen Serie von Erfolgen während der vergangenen Wochen scheint man nicht mehr bedingungslos die DAX-Schwäche für Käufe nutzen zu wollen. Kurzum, das Bärenlager hat sich gerade einmal um 5 Prozentpunkte reduziert, möglicherweise auch aus der Befürchtung heraus, dass der DAX doch noch einen weiteren Schlag hinnehmen muss.
Und so ist der jüngste Optimismus, der sich im Börse Frankfurt Sentiment-Index niederschlägt, kaum dazu geeignet, größere DAX-Bewegungen auszulösen. Weder auf dem Weg nach unten in Form von massiven Stopp-loss-Verkäufen der Bullen noch als signifikante Bremse aufgrund etwaiger Gewinnmitnahmen (möglicherweise zwischen 15.700 und 15.750 Zählern) auf dem Weg nach oben. Für die heimischen Investoren bietet sich derzeit nur eine Statistenrolle an, bei einigen allerdings meldet sich bereits ein komisches Gefühl im Bauch, erstes Zeichen für ein steigendes Kontrolldefizit. Vor allem, solange langfristige Kapitalströme, von denen bis Anfang Februar auch die hiesigen Aktienmärkte profitiert haben dürften, das Handelsgeschehen beherrschen.
9. Februar 2022, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)