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Börse Frankfurt-News: Hoch hinaus und tief hinunter (Scale-Marktbericht)

17.09.24 09:33 Uhr

Börse Frankfurt-News: Hoch hinaus und tief hinunter (Scale-Marktbericht) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Einfach auf den Index setzen? Im Fall des Scale-Segments bietet sich das nicht an. Hier ist eher Stock-Picking angesagt. Denn manches läuft sehr gut, manches gar nicht.

16. September 2024. Erfolgsgeschichten und Enttäuschungen - im Scale-Segment gibt es alles. Während sich der Kurs der Verve Group - ehemals Media and Games Invest - seit September 2023 verdreifacht hat und Apontis Pharma oder auch MPC Münchmeyer Petersen Capital immerhin noch auf Kurszuwächse um 40 Prozent kommen, haben viele Scale-Aktien Verluste zu verzeichnen.

Insgesamt ergibt das einen Scale All Share-Index, der seit Jahresanfang kaum vom Fleck kommt, beziehungsweise sogar leicht verloren hat. Der DAX kann hingegen mit einem Plus von 11 Prozent punkten. Allein steht der Scale All Share damit aber nicht. Auch MDAX und SDAX liegen weit hinter dem DAX, seit Jahresanfang steht für sie ein Minus von 5 Prozent beziehungsweise 2 Prozent. Der US-Small- und Midcap-Index Russel 2000 ist mit plus 8 Prozent zwar klar in der Gewinnzone, liegt aber weit hinter dem S&P 500, der um knapp 19 Prozent gestiegen ist.

Der Scale All Share steht am Montagnachmittag bei 1.135 Punkten nach 1.168 Punkten vor einem Monat. Top-Performer auf Zwölfmonatssicht sind derzeit der Werbesoftwareanbieter Verve Group (SE0018538068), Kassensystemunternehmen Vectron Systems (DE000A0KEXC7) und Pharmaunternehmen Apontis Pharma (DE000A3CMGM5). Ebenfalls gut da stehen der Vermögensverwalter MPC (DE000A1TNWJ4) und der Finanzdienstleister JDC Group (DE000A0B9N37).

2G Energy: Kursrücksetzer übertrieben?

Die umsatzstarke und seit einigen Jahren deutlich schwankende 2G Energy-Aktie (DE000A0HL8N9) hat nach einem guten Lauf in den ersten Monaten des Jahres wieder verloren. Sie kostet aktuell 20 Euro nach 27 Euro im Mai. Zuletzt hat der Blockheizkraftwerkhersteller solide Zahlen für das erste Halbjahr geliefert. Das Unternehmen, das auch Wärmepumpen produziert, erwirtschaftete einen Vorsteuergewinn von 4,1 Millionen Euro - trotz verzögerter Gesamtleistung aufgrund von Engpässen.

Das Analysehaus First Berlin hat daraufhin die Kaufempfehlung und das Kursziel von 34 Euro bestätigt. Der Margenanstieg bei rückläufiger Gesamtleistung zeige, wie gut der industrielle Produktionsprozess inzwischen funktioniere, erklären die Analysten. 2G könne Kosten schnell und flexibel an das Auslastungsniveau anpassen. Die Analysten halten den jüngsten Kursrücksetzer für übertrieben.

Cantourage: Geschäft läuft, Aktie nicht

Wird die Cannabis-Teilliberalisierung in Deutschland wieder rückgängig gemacht? Dieses Damoklesschwert schwebt über der Aktie von Cannabis-Anbieter Cantourage (DE000A3DSV01). Laut CDU-Chef Friedrich Merz ist die Cannabis-Legalisierung ein Irrweg der Ampel-Regierung, bei Regierungsübernahme werde seine Partei das Gesetz rückgängig machen. Die Aktie, die im Februar bis über 11 Euro gestiegen war, wird aktuell nur noch zu 5,20 Euro gehandelt. Dabei brummt das Geschäft. Cantourage erwirtschaftete von Januar bis August 2024 höhere Umsätze als im Gesamtjahr 2023. "Unsere Zahlen sind gut - und wir wachsen stärker als der Markt", erklärte CEO Philip Schetter in einem Gespräch mit dem Nebenwerte-Magazin. Als Unternehmen sei Cantourage bei Investoren noch unbekannt. "Daran müssen wir arbeiten und weiterhin gute Zahlen liefern."

Den Analysten von Montega sprechen von einer äußerst dynamischen Umsatzentwicklung. "Zudem war Cantourage aufgrund der starken Nachfrage in einigen beliebten Produktkategorien ausverkauft, sodass die tatsächliche Nachfrage eine noch stärkere Entwicklung ermöglicht hätte." Montega betont, dass Cantourage ausschließlich mit medizinischem Cannabis handelt und dieser Bereich auch bei einer möglichen Rückkehr zum Status vor April 2024 nicht direkt betroffen sein dürfte. Die Analysten raten zum Kauf und trauen der Aktie wieder 11 Euro zu.

The Platform Group geht weiter shoppen

Unterbewertet ist nach Ansicht von Montega auch The Platform Group. Das Software-Unternehmen für Plattformlösungen ist weiter auf Kauf-Tour. Zuletzt wurde der Anteil an der Simon-Profi-Technik und der Plattform Motorprofi.com auf 100 Prozent erhöht.

"The Platform Group überzeugt einmal mehr mit starken Zuwächsen und ist auf gutem Weg, die eigenen Jahresziele zu übertreffen", erklärt Montega. Das Vertrauen in die Unternehmensstrategie wachse mit zunehmendem Track Record, neue Anlegergruppen könnten gewonnen werden. Montega nennt ein Kursziel von 13 Euro und rät zum Einstieg. Aktuell wird die Aktie zu 8,40 Euro gehandelt nach 6 Euro zu Jahresanfang und über 10 Euro in der Spitze im Juni.

Kurssturz bei Advanced Blockchain und Mynaric

Nicht gut läuft es hingegen für Advanced Blockchain (DE000A0M93V6) und Mynaric (DE000A31C305). Der Kurs des Blockchain- und Web3-Unternehmens Advance Blockchain hat sich seit März halbiert auf aktuell 3,52 Euro. Zuletzt meldete das Unternehmen auch noch Hinweise auf eine fehlerhafte Buchung von Token-Veräußerungen 2023 - mit negativen Auswirkungen auf das Konzernergebnis 2023.

Steil nach unten ging es seit Mitte August für Mynaric, den Spezialisten für Laserkommunikationstechnik für die Luft- und Raumfahrt. Der Kurs fiel innerhalb kurzer Zeit von knapp 14 auf 4 Euro, jetzt sind es sogar nur noch 2,30 Euro. Das Unternehmen hatte seine Umsatzerwartungen nach unten korrigiert und die Prognose für den Betriebsverlust gesenkt. Außerdem verabschiedeten sich CEO und CFO, ein Chief Restructuring Officer wurde bestellt.

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Umsatzstärkste Scale-Aktie auf Xetra und Börse Frankfurt war im August 2G Energy (11,5 Millionen Euro), diesmal gefolgt von Formycon (7 Millionen Euro), der Datagroup (6,3 Millionen Euro), der Verve Group (5,9 Millionen Euro) und Mensch und Maschine (5,3 Millionen Euro). Seit Jahresanfang steht ebenfalls 2G vorne, vor Formycon, Datagroup, Cliq Digital und Deutsche Rohstoff.

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Von Anna-Maria Borse © 16. September 2024, Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)