Börse Frankfurt-News: EZB-Sitzung ohne Folgen (Handel mit Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Das Notenbanktreffen am gestrigen Donnerstag brachte wenig Überraschendes. Sorgen macht sich der Markt um die US-Strafzölle.
9. März 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die EZB-Sitzung hat keine großen Spuren am Anleihemarkt hinterlassen. "Es ist wie erwartet gekommen", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank.
Die Notenbanker ließen auf ihrer gestrigen Sitzung die ausdrückliche Zusicherung fallen, das Volumen des Anleihekaufprogramms gegebenenfalls nochmals zu erhöhen. Gleichzeitig bekräftigten sie, die Anleihekäufe im Volumen von 30 Milliarden Euro bis mindestens Ende September fortzusetzen. Die Zinsen wurden nicht verändert. Außerdem bestätigte die EZB die Erwartung, dass die Leitzinsen noch lange auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden.
Bundesanleihen kaum verändert
In Reaktion darauf gerieten die Kurse von Bundesanleihen erst unter Druck, drehten dann jedoch ins Plus. Am Freitagmittag liegt der Euro-Bund-Future bei 157,01 Punkten nach 159,16 vor einer Woche. Die Verluste sind allerdings auf den Rolltermin bzw. den Wechsel vom März- in den Juni-Kontrakt zurückzuführen. Zehnjährige Bundesanleihen werfen knapp 0,65 Prozent ab nach 0,64 zu Handelsschluss vor einer Woche.
Bundesanleihen kaum verändert
Von politischer Seite kamen positive und negative Impulse: In Deutschland sorgte die Zustimmung der SPD zur Großen Koalition für Stabilität, in Italien schafften die Wahlen neue Unsicherheiten. "Sicher dürfte sein, dass den Italienern ein quälend langer Prozess der Regierungsbildung bevorsteht", kommentiert Klaus Stopp von der Baader Bank. Denn zwischen der stärksten Gruppierung, der Fünf-Sterne-Bewegung, und der rechtsgerichteten Lega lägen politische Welten.
Zölle könnten Folgen haben
Heute blickt alles auf die USA, wo um 14.30 Uhr unserer Zeit die Arbeitsmarktzahlen für den Februar veröffentlicht werden. "Beschleunigt sich das Lohnwachstum weiter, dürfte das die Diskussionen im Markt über ein stärkeres Anziehen der Inflationsrate und schnellere Zinsanhebungen der Fed anheizen", erklärt Sintje Boie von der HSH Nordbank.
In den USA geht man bislang von drei Zinserhöhungen in diesem Jahr aus. "Strafzölle können alles ändern", meint Stopp. "Jede Art protektionistischer Maßnahmen zum Schutze der US-Wirtschaft wird nicht ohne Auswirkung auf die Notenbankpolitik bleiben." Das habe auch der Präsident der Fed Atlanta, Raphael Bostic, jüngst angedeutet. "Seines Erachtens würde ein eskalierender Handelsstreit gegebenenfalls eine Verlangsamung des bisherigen Kurses der behutsamen Zinserhöhungen erforderlich machen."
Zölle könnten Folgen haben
Wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet, ziehen Venezuela-Anleihe an. "Es gibt aber - noch - keinen triftigen Grund dafür."
Wenig Bewegung bei Unternehmensanleihen
Dass die USA nun Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte erheben wollen und auch Zölle auf Autoimporte nicht ausschließen, brachte Brunner zufolge Hybridanleihen, etwa von VW, leicht unter Druck. "Große Auswirkungen hatten die Ankündigungen aber nicht."
Gute Umsätze gab es laut dem Händler bei der noch recht neuen Anleihe des österreichischen Immobilienentwicklers UBM Development (WKN A19W3Z). Zwischenzeitliche Verluste wurden wieder wettgemacht. "Nachrichten dazu gab es nicht."
Mega-Emission in USA
"Ein großes Ereignis in dieser Woche war die Riesenemission der US-Drogerie- und Apothekenkette CVS", meldet Brunner. CVS brachte neun Anleihen (u.a. WKN A19XR5) im Volumen von insgesamt 40 Milliarden US-Dollar auf den Markt. Damit soll die Übernahme der Krankenversicherung Aetna finanziert werden. "Die Nachfrage übertraf 100 Milliarden US-Dollar", erklärt Brunner. Die Emission soll der drittgrößte Bond-Deal im High-Grade-Bereich sein, das Orderbuch das größte in der Geschichte.
Gut angenommen wurde eine neue Hybrid-Anleihe des österreichischen Unternehmens Egger Holzwerkstoffe mit Kupon von 4,875 Prozent (WKN A19XJW), wie Rainer Petz von Oddo Seydler außerdem berichtet. Die Stückelung liegt allerdings bei 100.000 Euro.
von: Anna-Maria Borse
9. März 2018, © Deutsche Börse AG
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