Börse Frankfurt-News: "Europawahl wirft Markt aus der Bahn" (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Ausgang der Europawahl verunsichert. Französische Staatsanleihen verlieren, während deutsche als "sichere Anlagen" gefragt sind und deren Renditen sinken. Auch US-Renditen gehen zurück.
14. Juni 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Europawahl vergangenen Sonntag blieb auch am Anleihemarkt nicht ohne Folgen. "Die Wahl hat den Rentenmarkt aus der Bahn geworfen", stellt Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Als sicher geltende Staatsanleihen - sprich deutsche - seien wieder stark nachgefragt. Vor allem französische Staatsanleihen gerieten unter Abgabedruck. Denn bei der von Frankreichs Präsident Macron ausgerufene Neuwahl der Nationalversammlung könnte Marine Le Pens rechtsextreme und europakritische Partei als Siegerin hervorgehen.
Der Renditeaufschlag zehnjähriger französischer Staatsanleihen gegenüber Bundesanleihen stieg deutlich an und liegt am Freitagmorgen bei 73 Basispunkte. "Das ist der höchste Stand seit 2011, also seit der Eurokrise", bemerkt Brunner. Die Commerzbank geht davon aus, dass der hohe Aufschlag bleiben wird: "Da die erhöhte politische Unsicherheit zumindest bis zu den Wahlen am 30. Juni und 7. Juli anhalten wird, rechnen wir vorerst nicht mit einer schnellen Einengung der Spreads", erklärt Analyst Hauke Siemßen.
US-Notenbank hält Füße still
Aus den USA kamen diese Woche aktuelle US-Inflationszahlen, zudem tagte die US-Notenbank. Die US-Kerninflationsrate überraschte am Mittwoch mit einem deutlich unter den Erwartungen liegenden Anstieg. Auch die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten US-Erzeugerpreise wiesen auf einen nachlassenden Inflationsdruck hin. Die US-Notenbank hielt am Mittwoch - wie erwartet - die Leitzinsen unverändert auf hohem Niveau. US-Notenbank-Chef Powell will weitere Anzeichen dafür sehen, dass "sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 Prozent bewegt". Die EZB hatte die Zinswende schon eingeläutet und den Leitzins vergangenen Woche gesenkt.
Die Renditen von Bundesanleihen sanken diese Woche: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Freitagmorgen mit 2,38 Prozent, vor einer Woche waren es in der Spitze 2,68 Prozent. Auch US-Renditen gingen zurück, zehnjährige Treasuries rentieren aktuell mit 4,21 Prozent nach 4,43 Prozent vergangenen Freitag.
Nein zu EU-Anleihen in Staatsanleiheindizes
EU-Anleihen verloren diese Woche ebenfalls, allerdings aus ganz anderen Gründen als im Fall von Frankreich. Indexanbieter MSCI teilte mit, die Anleihen der EU nicht in die Staatsanleiheindizes aufnehmen. Sie werden weiter als Anleihen staatsnaher Emittenten klassifiziert. "Für die EU ist das enttäuschend, da sie eine größere Investorengruppe anziehen und wohl letztlich niedrigere Finanzierungskosten realisieren könnte, würde man ihre Anleihen als Staatsanleihen betrachten", stellt Analyst Siemßen fest.
Fraport, Otto und Grenke beliebt
Was den Handel mit Unternehmensanleihen angeht, berichtet Bond-Händler Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank von guter Nachfrage nach der vergangene Woche begebenen Fraport-Anleihe mit 4,25 Prozent bis 2032 (XS2832873355). Beliebt seien auch die Otto-Hybridanleihe mit Kupon von 4 Prozent (XS1853998182) sowie - auf niedrigerem Niveau - die 2025 fällige Grenke-Anleihe mit 0,625 Prozent-Kupon (XS2078696866). Diese bietet bei aktuellem Kurs eine Rendite von 4,27 Prozent.
Gute Umsätze meldet Agon Alihajdari von der Steubing AG für Anleihen von Volkswagen Leasing mit Laufzeit bis 2031 (XS2694874533), Mercedes-Benz bis 2026 (DE000A3LH6T7) und US-Dollar-Bonds von John Deere bis 2030 (US24422EWZ86). Die Renditen liegen aktuell bei 3,81 Prozent, 3,36 Prozent und 4,67 Prozent.
Viel um ging Alihajdari zufolge auch in Anleihen von R-Logitech (DE000A3LJCA6). Das Unternehmen hatte vergangene Woche eine Gläubigerversammlung für zwei Anleihen (DE000A19WVN8, DE000A3K73Z7) einberufen. Ziel ist laut einer Adhoc-Mitteilung, "die Laufzeit zu verlängern und die Fortsetzung des eingeleiteten Verkaufsprozesses für seine Beteiligung an Thaumas N.V. sicherzustellen".
Von Anna-Maria Borse, 14. Juni 2024 © Deutsche Börse AG
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