Börse Frankfurt-News: "Erste Anzeichen von Sorglosigkeit?" (Marktstimmung)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 27. Oktober 2021. FRANKFURT. Obwohl die Aktienpreise weiter steigen, verleitet es die Anleger in den vollen Bullenlagern noch nicht zu Gewinnmitnahmen. Aus verhaltensorientierter Sicht kein schlechtes Zeichen für die Optimisten.
Zum dritten Mal hintereinander präsentiert der DAX bei unserer wöchentlichen Stimmungsumfrage einen Gewinn - dieses Mal ein Plus von 1,4 Prozent seit vergangenen Mittwoch. Zwar hat es hierzulande nicht wie beim breit gestreuten US-Aktienindex S&P 500 zu mehreren neuen Allzeithochs gereicht. Aber wir können zumindest von einer gewissen positiven Ansteckung sprechen, die sich eben auch beim DAX bemerkbar macht. Aber auch noch etwas anderes ist zu registrieren: Während Kursanstiege des Börsenbarometers im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres überwiegend von Skepsis und Pessimismus der hiesigen Investoren begleitet wurden, scheinen sich solche Gedanken immer mehr zu verflüchtigen. Zumindest spielen die großen wahrgenommenen Marktrisiken auch zum heutigen Erhebungszeitpunkt offensichtlich keine große Rolle. Zumindest was die in der vergangenen Woche von der Bank of America angesprochenen drei größten Risiken (vgl. deren Umfrage unter internationalen Investoren) wie Inflationsangst, die Lage in China oder eine Börsenblase betrifft.
Kaum Gewinnmitnahmen
Dies spiegelt auch die heutige Stimmungsumfrage unter mittelfristig orientierten institutionellen Investoren wider. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich lediglich um einen Punkt auf einen neuen Stand von +29 verringert. Neu-Positionierungen ergaben sich vor allen Dingen durch eine Verkleinerung der Gruppe neutral gestimmter Investoren um 5 Prozent der Befragten, die sich fast zu gleichen Teilen bei den Bullen und Bären wiederfindet. Abgesehen von dieser leichten Erhöhung der Polarisierung zwischen diesen beiden Gruppierungen fällt auf, dass der Kursgewinn des DAX von vorübergehend 1,8 Prozent seit unserer vergangenen Erhebung per Saldo offenbar nicht ausgereicht hat, um zu größeren sichtbaren Gewinnmitnahmen zu verführen.
Eine ähnliche Entwicklung finden wir bei den Privatanlegern, deren Börse Frankfurt Sentiment-Index um einen Punkt auf einen neuen Stand von +32 gestiegen ist. Auch hier hat sich die Gruppe der neutral gestimmten Akteure fast zu gleichen Teilen zugunsten von Optimisten und Pessimisten verringert und befindet sich mit einem Anteil von 18 Prozent aller Befragten wieder einmal (zum vierten Mal) auf dem niedrigsten Niveau dieses Jahres.
Womöglich gar nicht stark positioniert
Unter dem Strich ist jedenfalls erkennbar, dass der Drang zu Gewinnmitnahmen derzeit noch nicht ausgeprägt zu sein scheint. Zwar ist die Stimmungsdifferenz zwischen privaten und institutionellen Investoren minimal, aber der Zeitpunkt der Stimmungsveränderung während der vergangenen Wochen weist darauf hin, dass die Einstandspreise der zu Grunde liegenden bullishen Engagements große Abweichungen zeitigen dürften. Dennoch gilt für beide Panels, dass die aufgelaufenen Buchgewinne bislang wohl nicht groß genug waren, um angemessene Gewinne zu realisieren.
Andererseits wäre es auch denkbar, dass die vergleichsweise große Anzahl von Optimisten bei den institutionellen Investoren - und für diese Version spricht einiges - trotzdem nur über eine unterdurchschnittliche bullishe Positionierung verfügt, die im Falle von deutlichen Rücksetzern noch aufgestockt werden könnte. Möglicherweise im Bereich von 15.150/15.200 Zählern.
Aus diesem Szenario ergeben sich zwei Konsequenzen. Zum einen dürfte sich der hiesige Aktienmarkt noch nicht in einer Phase ungebremster Sorglosigkeit befinden. Auch wenn sich unser Börse Frankfurt Sentiment-Index in der relativen Betrachtung auf sechs Monate vom Rekordwert der Vorwoche nur unwesentlich zurückgebildet hat. Und zum anderen würde sich der DAX aus dieser Perspektive Sentiment-technisch stabiler präsentieren, als dies in der vergangenen Woche noch der Fall war.
27. Oktober 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)