Blockbuster in der Pipeline?

Biotech-Star Regeneron: Vor dem großen Durchbruch?

19.06.15 23:15 Uhr

Biotech-Star Regeneron: Vor dem großen Durchbruch? | finanzen.net

Der US-Biotechfirma Regeneron gelang mit einer Arznei gegen altersbedingte Sehschwäche der Durchbruch. Jetzt steht ein Blockbuster gegen hohes Cholesterin vor der Zulassung.

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von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Dem Cholesterin hat die Biotechfirma Regeneron den Kampf angesagt. Gemeinsam mit dem Pharmakonzern Sanofi aus Paris arbeitet das US-Unternehmen an einem Cholesterinsenker, der das Herzinfarktrisiko deutlich reduzieren soll. Die Forschung ist weit fortgeschritten. Die ersten Studienergebnis­se des Mittels namens Pra­luent sind vielversprechend.

Schon im Sommer könnte die US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht geben. Ein unabhängiges Expertenpanel signa­lisierte soeben seine Zustimmung. Die FDA muss sich bis 24. Juli entscheiden. Der Wermuts­tropfen für das Unternehmen aus Terrytown im Bundesstaat New York: Auch der US-Biotechkonzern Amgen arbeitet an dem Thema. Für dessen Produkt Repatha könnte die FDA bis Ende August ihr Okay geben.

Beiden Firmen winkt im Fall einer Zulassung ein Riesengeschäft. Eine Behandlung mit Praluent kostet zwischen 5.000 und 12.000 Dollar pro Jahr, rechnen Brancheninsider vor. Fast jeder dritte Amerikaner erfüllt die Kriterien für eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen. Analysten taxieren das Marktpotenzial deshalb bis zum Jahr 2020 auf fünf Milliarden Dollar. Danach könnte der Markt demnach auf bis zu 20 Milliarden Dollar wachsen.

Regeneron-Gründer Leonard Schleifer ist bereits Milliardär. Der ehemalige Arzt gründete die Firma vor 27 Jahren. Lange Zeit kämpfte der heute 62-Jährige finanziell ums Überleben. "Wir wussten manchmal nicht, wo wir das Geld herbekommen sollten, um weiterzumachen", erinnert sich Schleifer.

2011 gelang der Durchbruch. Die FDA gab für das Augenmedikament Eylea grünes Licht, das in speziellen Fällen den Sehverlust von Senioren verhindert. Schon im ersten Jahr nach der Zulassung spülte Eylea mehr als 800 Millionen Dollar in die Kasse. 2003 schloss Schleifer eine Allianz mit Sanofi, um die Forschung bezahlen zu können.

Amerikanische Karriere

Schleifer war das Unternehmertum offenbar in die Wiege gelegt worden. Sein Vater war während der Großen Depression Pulloverfabrikant. Der Sohn wuchs im New Yorker Stadtteil Queens auf und schaufelte in jungen Jahren für Geld Schnee für einen ganzen Häuserblock weg. Später absolvierte er ein Medizinstudium in Vir­ginia. Hier lernte er Alfred Gilman, den späteren Medizin-Nobelpreisträger, kennen. Am New Yorker Cornell-Krankenhaus arbeitete Schleifer als Neurologe.

Von der aufstrebenden Biotechbranche und Pionieren wie Genentech war der Arzt von Anfang an begeistert. Allerdings fiel ihm auf, dass sich keine Firma dem zentralen Nervensystem annahm. So kam es zur Gründungsidee für Regeneron. Sein Mentor Gilman versuchte, ihm das auszureden. Der prominente Wissenschaftler empfahl ihm stattdessen, sich lieber auf seine Medizinerkarriere zu konzentrieren.

Schleifer ließ sich von seiner Idee jedoch nicht abbringen. Er traf sich mit George Sing, einem Merrill-Lynch-Mitarbeiter, in einem chinesischen Restaurant in New York. Sing gab ihm eine Million Dollar Startkapital. Gilman sprang zur Gründung mit ins Boot. Etliche Forschungsprojekte scheiterten in der Folgezeit. Dann schloss Schleifer ­Deals mit Procter & Gamble, Bayer und anderen großen Konzernen ab - und die Story nahm ihren Lauf.

Investor-Info

Regeneron Pharmaceuticals
Aufstrebender Biotechstar

Im Cholesterinsenker Praluent steckt Blockbusterpotenzial, sollte das Medikament zugelassen werden. Partner Sanofi stockte seinen Aktienanteil noch im Dezember zu Kursen von rund 300 Euro kräftig auf. Trotz intensiver Forschung ist die Profitabilität mit einer operativen Marge von 30 Prozent prächtig. Seit 2005 legte die Biotechaktie um rund 4000 Prozent zu. Die Bewertung mit dem 18-fachen Umsatz ist ambitioniert. Zwei Milliarden Dollar liegen in der Kasse. Spekulativ.

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