Krieg in Europa: Wall Street kämpft sich ins Plus vor - Techwerte schließen deutlich erholt
Der russische Einmarsch in die Ukraine hat am Donnerstag auch an der Wall Street zunächst zu einem kräftigen Abverkauf geführt. Allerdings drehten die Kurse im Verlauf ins Plus, teils sogar kräftig.
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Der US-amerikanische Leitindex Dow Jones schloss 0,28 Prozent höher bei 33.222,88 Punkten. Der Tech-Index NASDAQ Composite ging mit einem Plus von 3,34 Prozent bei 13.473,59 Punkten aus dem Handel.
Dass es an den US-Börsen schlussendlich dennoch aufwärts ging, begründeten Beobachter damit, dass Anleger darauf spekulierten, dass die US-Notenbank bei ihren geplanten Zinserhöhungen weniger energisch vorgehen wird, um einen etwaigen wirtschaftlichen Schaden durch die Ereignisse in der Ukraine zu lindern. Zudem kündigte US-Präsident Joe Biden neue Sanktionen gegen Russland und die Entsendung weiterer Soldaten nach Deutschland an. Damit erhielt die Erholungsbewegung zusätzliche Nahrung.
Den mit Abstand schwächsten Sektor stellten die Banken mit durchschnittlichen Verlusten von 2,5 Prozent. Hier belasteten mehrere Faktoren: zum einen der Rückgang der in den zurückliegenden Wochen kräftig gestiegenen Anleihezinsen, in deren Windschatten die Aktien der Branche ebenfalls gestiegen waren. Daneben drückte die Befürchtung einer Konjunkturschwäche als Folge des Ukraine-Konflikts. Und nicht zuletzt lastete die Diskussion über einen Ausschluss Russlands aus dem Swift-System.
Die Märkte hätten mit Blick auf den Ukraine-Konflikt schon seit einigen Wochen ein Worst-Case-Szenario eingepreist, kommentierte Art Hogan, Chef-Marktstratege bei National Securities Corp, die Erholung. Mit dem anfänglichen Ausverkauf am Donnerstag sei das Verlustpotenzial erst einmal ausgereizt. Wie es allerdings in den kommenden Wochen weitergehe, hänge stark von der Reaktion Europas auf die russische Aggression ab, aber ebenso von etwaigen weiteren Schritten Moskaus, meinte er.
Der russische Einmarsch in der Ukraine könnte sich derweil auf die Geldpolitik der US-Notenbank auswirken. Ein US-Zinsschritt von gleich 50 Basispunkten im März wird laut der Deutschen Bank an den Märkten nur noch mit 16 Prozent eingepreist. Die Prognose der Anzahl der erwarteten 25-Basispunkte-Zinserhöhungen im laufenden Jahr hat sich auf sechs von 6,48 reduziert.
Ölpreise legen stark zu - Brent über 100-Dollar-Marke
Die Rohstoffpreise legten mit den Entwicklungen in der Ukraine zunächst kräftig zu. Der Preis für die Erdölsorte Brent kletterte erstmals seit sieben Jahren wieder über die Marke von 100 Dollar, doch kamen die Preise mit der Erholung der Aktienmärkte wieder etwas zurück. Die Opec sieht bislang keine dringende Notwendigkeit, angesichts der stark steigenden Preise die Fördermengen zu erhöhen. "Die Situation ist kompliziert und volatil", so ein Opec-Delegierter eines der führenden Produzenten am Persischen Golf. "Der Markt braucht mehr Zeit, um die Entwicklungen zu verdauen und dann kann entschieden werden."
Gesucht waren auch die "sicheren Häfen" Franken, Yen, Dollar und Gold. Für den Dollar-Index ging es 0,9 Prozent nach oben. Mit rund 1.975 Dollar markierte der Preis für die Feinunze Gold im Verlauf den höchsten Stand seit etwas über einem Jahr. Im elektronischen Handel sackte der Preis jedoch ab und fiel zurück unter die Marke von 1.900 Dollar, als sich die Aktienkurse kräftig erholten.
Auch für die US-Anleihen ging es steil aufwärts. Die Rendite zehnjähriger Papiere sank um 3 Basispunkte auf 1,97 Prozent, hatte zeitweise aber mehr als 10 Basispunkte abgegeben.
Redaktion finanzen.net / Dow Jones Newswires
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