Benko-Holding

Insolvenzverfahren: René Benkos SIGNA Holding will Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen

29.11.23 16:04 Uhr

Insolvenzverfahren: René Benkos SIGNA Holding will Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen | finanzen.net

Im SIGNA-Firmengeflecht des österreichischen Immobilien- und Handelsinvestors René Benko ist eine weitere wichtige Gesellschaft zahlungsfähig.

Der Insolvenzantrag der SIGNA Holding GmbH ist der vorläufige Tiefpunkt der Gruppe, zu der zahlreiche Geschäftsimmobilien in Deutschland und Österreich sowie der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof gehören. Die Holding beantragte am Mittwoch beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung. Da die von Milliardär Benko gegründete SIGNA-Gruppe nicht als hierarchischer Konzern sondern als kompliziertes Firmennetzwerk strukturiert ist, müssen die vielen Teilgesellschaften selbst entscheiden, ob sie noch zahlungsfähig sind oder ebenfalls Insolvenz anmelden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus gut informierten Kreisen.

Die Immobilien- und Handelsgruppe SIGNA war in Zeiten historisch niedriger Zinsen stark gewachsen. Doch seit Beginn des Krieges in der Ukraine kämpft die Immobilienbranche mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen - auch SIGNA blieb davon nicht verschont. Neben der Lage auf dem Immobiliensektor wies SIGNA in ihrer Mitteilung darauf hin, dass der stationäre Einzelhandel in den letzten Jahren in Europa stark unter Druck geraten sei. Investitionen hätten nicht den erwarteten Erfolg gebracht. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", hieß es.

Millionen für Galeria Karstadt Kaufhof stehen aus

Die Folgen der Insolvenz der SIGNA Holding GmbH für den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof sind vorerst ungewiss. "Die Situation hat im Moment nicht unmittelbar negative Auswirkungen auf Galeria. Wir werden den Ausgang dieses geordneten Verfahrens in Ruhe abwarten", hieß es aus Unternehmenskreisen. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. SIGNA hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen dem Vernehmen nach im Februar fließen.

Die komplex verschachtelte SIGNA-Gruppe ist in Deutschland in eine Reihe von Bauprojekten involviert, die laut Medienberichten derzeit stillstehen. Dazu gehören der geplante 245 Meter hohe Elbtower in Hamburg, sowie zwei Karstadt-Standorte und ein Hochhausprojekt am prestigeträchtigen Ku'damm in Berlin. Zu den SIGNA-Beteiligungen gehören auch das Chrysler Building in New York sowie die Selfridges-Kaufhäuser in Großbritannien.

Millionen-Prämien in Immobiliensparte

Die wertvollsten Immobilien gehören nicht der Holding, sondern der SIGNA Prime Selection AG. Sie schrieb im Vorjahr laut offiziellen Unternehmenszahlen etwa eine Milliarde Euro Verlust, nachdem der Wert der Anlageobjekte um etwa denselben Betrag abgewertet worden war. Den vier Vorständen der SIGNA Prime Selection wurden dennoch Prämien von insgesamt 19 Millionen Euro zugesprochen. Am Donnerstag wird eine mehr als 200 Millionen Euro schwere Anleihe dieser Gesellschaft fällig. Ob diese wichtige Einheit der SIGNA Gruppe sowie der Immobilienentwickler SIGNA Prime Development AG ebenfalls zahlungsunfähig werden, blieb zunächst unklar.

Klar war vorerst nur der Fahrplan für die Holding, für die im Firmenbuch kein Jahresabschluss für 2022 vorliegt. Laut den gut informierten Insidern wird von Gericht voraussichtlich ein Sanierungsverwalter bestellt. Innerhalb von 90 Tagen wird über den Sanierungsplan entschieden. Wenn die Gläubiger zustimmen, steht ihnen mindestens ein Anteil von 30 Prozent ihrer Forderungen innerhalb von zwei Jahren zu.

In den vergangenen Wochen hatten schon die Sporthandelssparte und die deutsche Immobilienverwaltungs-Einheit von SIGNA Insolvenzen angemeldet. Benko, dessen Vermögen vom US-Magazin Forbes auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt wird, kündigte Anfang November unter dem Druck seiner Mitgesellschafter an, sich als Vorsitzender des SIGNA-Beirates zurückzuziehen. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz nahm seinen Platz ein und soll als interner Berater weiter an Bord bleiben, hieß es von den Insider-Quellen. Benko schwieg am Mittwoch wie auch in den vergangenen Monaten zur Lage seines wankenden Immobilien- und Handelsimperiums.

Hamburg: SIGNA Holding kein Vertragspartner bei Elbtower-Projekt

Der angekündigte Insolvenzantrag der SIGNA Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hat keine direkten Folgen für das derzeit ruhende Wolkenkratzer-Projekt Elbtower in der Hamburger Hafencity. "Es besteht keine vertragliche Verbindung zwischen der Käufergesellschaft des Elbtowers und der SIGNA Holding GmbH", teilte ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde am Mittwoch auf dpa-Anfrage mit. "Damit ergeben sich keine unmittelbaren Auswirkungen auf das bestehende Vertragsverhältnis zwischen der Stadt Hamburg und der Käufergesellschaft."

Der Grundstückskaufvertrag für das Elbtowerprojekt war zwischen der Hansestadt Hamburg und einer Projektgesellschaft namens Hamburg, Elbtower Immobilien GmbH & Co.KG sowie der SIGNA Prime Selection AG geschlossen worden. "Die SIGNA Holding GmbH ist eine der Aktionärinnen der SIGNA Prime Selection AG", heißt es in der Mitteilung. "Sie ist in dieser Rolle Patronatsgeberin zur Erfüllung vertraglicher Verpflichtungen." Die Behörde will nach Worten des Sprechers die Situation aufmerksam beobachten, "so dass die Stadt Hamburg gegebenenfalls weitere Schritte einleiten kann."

Die SIGNA Holding GmbH hatte am Mittwoch angekündigt, beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", hieß es.

Kreise: SIGNA-Insolvenz vorerst ohne Folgen für Galeria Karstadt Kaufhof

Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof haben sich Unternehmensvertreter zunächst zurückhaltend zur Insolvenz der Signa Holding GmbH geäußert. "Die Situation hat im Moment nicht unmittelbar negative Auswirkungen auf Galeria. Wir werden den Ausgang dieses geordneten Verfahrens in Ruhe abwarten", hieß es am Mittwoch in Firmenkreisen. Jürgen Ettl, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Galeria, wollte sich auf Anfrage zunächst nicht äußern.

Die Gewerkschaft Verdi nimmt die Galeria-Führung in die Pflicht. "Wenn die Signa GmbH ihre finanzielle Unterstützung nicht wie zugesagt leisten kann, muss das Galeria-Management vorbereitet sein", sagte Corinna Groß, Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel bei Verdi. "Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe. Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive."

Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hat an diesem Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt. Die Holding werde beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen, teilte die Signa-Gruppe mit.

Die Immobilien- und Handelsgruppe besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit mehreren Hundert Einzelfirmen. Dazu zählt auch Galeria Karstadt Kaufhof. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 hatte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt und den Weg für die Sanierung frei gemacht. Signa hatte dafür 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.

Handelsexperte rechnet mit drastischen Folgen

Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, erwartet drastische Auswirkungen für den Konzern. "Der Sanierungsplan kann auf der Ertragsseite nicht aufgehen, weil Investitionen ausbleiben", sagte er. Kaufhäuser hätten zwar eine Chance, Galeria in der jetzigen Form aber keine Zukunft. "Ausgenommen, es fände sich ein Investor mit Handelskompetenz, der das gesamte Netz übernimmt, das Konzept deutlich verändert und viele 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Flächen investiert", sagte Berentzen.

Der rechtskräftige Sanierungsplan für Galeria sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Ein Teil der Standorte wurde in diesem Jahr bereits geschlossen, knapp 20 weitere schließen ihre Türen im Januar 2024. Betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Heidelberg, Stuttgart und Wuppertal. Nach Unternehmensangaben bleiben am Ende noch 92 Filialen übrig.

Auch Shoppingcenter-Betreiber ECE betroffen

"Sorgen um Galeria" macht sich Alexander Otto, Chef des Shoppingcenter-Betreibers ECE. "Ob es Galeria gelingt, wieder auf die Beine zu kommen, hängt auch von der Unterstützung des Eigentümers ab. Fällt der jetzt aus, wird es nicht einfacher", sagte Otto der "Wirtschaftswoche". Galeria ist in fünf der deutschlandweit rund 100 ECE-Shoppingcenter vertreten.

Mit der Signa-Insolvenz beschäftigt sich auch die Bundesregierung. "Mögliche Auswirkungen müssen jetzt erst mal geprüft werden", sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. Galeria Kaufhof Karstadt hatte 2021 und 2022 staatliche Unterstützung erhalten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) griff dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme.

WIEN (dpa-AFX)

Bildquellen: Sebastian Widmann/Getty Images, Gisela Schober/Getty Images