EZB schaut bei 31 Banken wegen Zinsrisiken genauer hin
Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) nimmt 31 Großbanken des Euroraums mit Blick auf ihre Anfälligkeit gegenüber Zinsrisiken unter die Lupe.
Wie die EZB ihrem aktuellen Banking Supervision Newsletter schreibt, waren die Banken Ende 2021 im Handelsbuch generell nur begrenzten Zins- und Kredit-Spread-Risiken ausgesetzt, weil die im Zuge steigender Zinsen höheren Zinseinkünfte auf Sicht von zwölf Monaten rascher steigen als die Zinsaufwendungen durch Verbindlichkeiten. Längerfristig seien jedoch auch noch andere Faktoren, wie etwa die Absicherungsstrategien der Institute und die Modellierung des Kundenverhaltens, zu beachten.
In einer zweiten Phase will die EZB nun folgendes prüfen:
1. Nichtlineare Zinsderivate im Handelsbuch und inflationsgebundene Produkte
Zinssätze und Kredit-Spreads sind Risikofaktoren, die die kurzfristigen Preisbewegungen von Handelsbuchinstrumenten bestimmen. Die Überprüfung wird sich auf diesen speziellen Aspekt der Risikomanagementsysteme der Banken konzentrieren, wobei der Schwerpunkt auf Zins- und Inflationsderivaten liegt.
2. Aktiv- und Passivmanagement und Positionierung
Die EZB will analysieren, wie die Banken auf die Renditekurve reagieren und wie sie mit Zinserhöhungen umgehen.
3. Hedging-Derivate
Die EZB wird die Hedging-Strategien der Banken und deren Robustheit in einem sich verändernden Umfeld bewerten.
4. Verhaltensmodelle
Die Überprüfung wird sich auf die Annahmen konzentrieren, die den Verhaltensmodellen in Bezug auf (nicht fällige) Einlagen und vorzeitige Kreditrückzahlungen zugrunde liegen. Diese haben laut EZB einen erheblichen Einfluss darauf, wie das aggregierte Zinsänderungsrisiko der Banken gemessen wird.
5. Kredit-Spread-Risiko im Anlagebuch
Unter Ausnutzung der aufsichtsrechtlichen Entwicklungen in diesem Bereich, einschließlich der bevorstehenden EBA-Leitlinien zum Zinsänderungsrisiko und Kredit-Spread-Risiko im Anlagebuch, wird sich die Überprüfung auf den aktuellen Stand der Ermittlung, Steuerung und Bewertung des Kredit-Spread-Risikos im Anlagebuch konzentrieren.
6. Zweitrundeneffekte
Der Schwerpunkt dieses Moduls liegt laut EZB auf der Frage, wie die Banken darauf vorbereitet sind, Zweitrundeneffekte zu berücksichtigen, einschließlich Änderungen der Qualität ihrer Aktiva, Anpassungen ihres Geschäftsmodells, zum Beispiel durch möglichen Wettbewerb um Einlagen, und Auswirkungen auf ihre Versicherungs- und Beteiligungsengagements.
Die Prüfung soll zum Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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