Gartman: "Es ist Zeit, zu verkaufen"
Über die zukünftige Entwicklung an den Märkten kann im Voraus lediglich spekuliert werden. Geht der Bullenmarkt noch mehrere Jahre weiter oder steht die Baisse direkt vor der Tür? Dennis Gartman, Redakteur von "The Gartman Letter", jedenfalls ist der Meinung, dass die Zeit gekommen ist, zu verkaufen.
Mit seinem täglichen Kommentar, den Interessierte über seine Website beziehen können, hält er seine Abonnenten über die aktuellen Entwicklungen an den Weltmärkten auf dem Laufenden. Bisher hatte er noch niemandem dazu geraten, Aktien zu verkaufen oder Short-Positionen aufzubauen. Das hat sich nun geändert.
Keine leichte, aber notwendige Entscheidung
"Wir empfehlen ‚offiziell‘ Leerverkäufe von Aktien bei dieser Rally, etwas, von dem wir auf diese Weise bisher offenkundig Abstand genommen haben, womit wir bis dato auch richtig lagen", heißt es in einer aktuellen Mitteilung von Gartman.
Die Entscheidung falle ihnen nicht leicht, aber sie würden sie trotzdem treffen, heißt es in dem Schreiben weiter. "Es ist Zeit zu verkaufen. Endlich wurde die Geduld belohnt." Damit positioniert sich Gartman deutlich auf der Seite derer, die einen baldigen Bärenmarkt erwarten, bei dem bei Nicht-Verkäufen mit Verlusten zu rechnen wäre.
Von Stärke nicht "verzaubern" lassen
Zwar gibt er zu, dass der Markt in den letzten anderthalb Wochen wieder einiges an Land gewonnen hat, wo er vorher an Boden verlor. Der Aufschwung habe positive interne Kennzahlen eröffnet, wie beispielsweise starkes Volumen auf der Plus-Seite und einen bullishen Marktumfang. Diese Kurserholung ist für ihn aber kein Zeichen dafür, dass es auf Dauer wieder positiv bergauf geht, sondern sie sei lediglich eine "Bärenmarkt-Rally".
Er warnt davor, sich von der derzeitigen Stärke zu sehr "verzaubern" zu lassen - "und wir müssen zugeben, die Rally in den US-Märkten war gewiss verzaubernd" - und weist daraufhin, dass laut seinem eigenen Index die Aktien im Ein-Jahres-Vergleich "erheblich im Minus" seien.
Ist Gartman ein "Kontra-Indikator"?
Er selbst sei nicht gewillt, "mehr als 1-2 Prozent" seiner Anlagen in diesen Anfangstest auf der Short-Seite zu opfern, denn "wenn wir in den letzten viereinhalb Jahrzehnten auf dem Markt überhaupt etwas gelernt haben, dann, dass man, wenn man mehr als diese Summe riskiert, ein Spiel spielt, dass man eigentlich nur verlieren kann".
Doch Gartmans Tipp sollte wie jeder Ratschlag zum Thema Kaufen oder Verkaufen von jedem gut durchdacht werden. Einst von Dave Lutz von Jones Trading als "einziger, bester Kontra-Indikator" bezeichnet, lag Gartman in der Vergangenheit mit seinen Empfehlungen nicht immer richtig. Die Meinungen von Experten zu der Frage, ob die Hausse noch weitergeht oder ein Bärenmarkt bevorsteht, sind tief gespalten. So riet erst kürzlich der Marktstratege Tom Lee, "aggressiv zu kaufen", da der Bullenmarkt erst im mittleren Alter sei. Investoren sollten sich deshalb aus verschiedenen Lagern informieren und dann abwägen, was sie mit ihren Anlagen zu tun gedenken.
Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Lisa S. / Shutterstock.com, TunedIn by Westend61 / Shutterstock.com