"Die Nahrungsmittelproduktion darf nicht auf Kosten der Erde gehen"
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Amanda O’Toole, Portfolio Managerin bei AXA Investmentmangers: Es ist an der Zeit, Lösungen für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion zu finden und in nachhaltige Anbaumethoden zu investieren
Die bisherigen Vorgehensweisen zur Nahrungsmittelproduktion haben unseren Planeten in eine prekäre Lage gebracht. Die Auswirkungen von Lebensmittelabfällen, Nutztierhaltung und Wasserknappheit werden zunehmend spürbar. Es ist an der Zeit, Lösungen für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion zu finden.
Ein Drittel aller Lebensmittel werden weggeworfen und zeichnen für ganze 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit hat die schiere Menge an Lebensmittelabfällen hinter Faktoren wie den USA und China den drittgrößten Einfluss auf die globale Erderwärmung. Die Nutztierhaltung fordert etwa 77 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche und trägt der UN zufolge mehr zum Klimawandel bei als alle PKWs, LKWs und Flugzeuge der Welt. Und nicht zuletzt schrumpfen die verfügbaren Wasserressourcen mit zunehmender Weltbevölkerung, während 70 Prozent des Süßwasserverbrauchs auf Kosten der Landwirtschaft gehen.
Der erste Schritt hin zu einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion wurde bereits getan. Sowohl Verbraucher als auch Regierungen und Unternehmen werden sich den Auswirkungen einer nicht nachhaltig gestalteten Ressourcennutzung zunehmend bewusst. So nahm beispielsweise die vegane und vegetarische Ernährungsweise zu. Ganze 70 Prozent der Verbraucher reduzierten ihren Fleischkonsum oder schlossen ihn gänzlich aus. In diesem Zusammenhang wächst der Markt für pflanzliche Lebensmittel exponentiell und wird bis 2020 voraussichtlich 5,2 Milliarden US-Dollar betragen.
Verbrauchern geht es also längst nicht mehr um das "was", sondern auch um das "wie". Der Verkauf von Fairtrade-Produkten erwirtschaftete so 2017 weltweit 9,2 Milliarden US-Dollar , und Bilder von Brandrodungen und aus ihren natürlichen Lebensräumen vertriebenen Orang-Utans veranlassen Verbraucher, die Verwendung von nicht nachhaltig gewonnenem Palmöl infrage zu stellen. Darüber hinaus ändert sich die Einstellung zur Ästhetik von Frischeprodukten: 81 Prozent der Verbraucher in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland gaben bei Umfragen an, dass sie auch "mit optischen Mängeln behaftetes" Obst kaufen würden, sodass die Produkte außerhalb der von den Supermärkten eingeführten Standard-Maße für Obst und Gemüse nicht mehr im Müll landen.
Das steigende Bewusstsein der Verbraucher und die veränderte Nachfrage treibt die Lebensmittelbranche an, neue und innovative Technologien einzusetzen, die einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion gerecht werden. So wird die Entwicklung neuer Apps, die Landwirte direkt mit Unternehmen und Verbrauchern verbinden, zur Reduzierung der globalen Lebensmittelabfälle beitragen. Diese Apps ermöglichen den Landwirten, ihre eigenen Preise auszuhandeln, je nachdem wie ‚unvollkommen‘ ihre Produkte sind. Verbrauchern wird zudem ermöglicht, selbst mit den Landwirten in Kontakt zu treten und dort ihre Produkte einzukaufen. Das könnte den CO2-Fußabdruck der produzierten Lebensmittel verringern.
Darüber hinaus gilt es, neue Proteinquellen als Fleischersatz zu erschließen. Algen könnten bald zu einer wichtigen Quelle für den weltweiten Proteinbedarf werden. Sie wachsen zehnmal schneller als Pflanzen an Land, benötigen kein Süßwasser, liefern mehr Eisen als Rindfleisch und stehen aufgrund ihrer Vielseitigkeit nicht im Wettbwerb mit anderen Nutzpflanzen. Zwar steckt der Markt für Algenprodukte noch in den Kinderschuhen, da sich die Technologie und die Skalierbarkeit des Marktes jedoch weiterentwickelt, wird das Wachstum bis 2023 auf 5,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Neben Algen könnten bald auch sogenannte ‚Clean Meat‘-Startups in den Proteinmarkt Einzug halten. Das Fleisch, das oft als "kultiviertes Fleisch" bezeichnet wird, wird mithilfe von In-Vitro-Kultivierung aus tierischen Zellen in Laboren hergestellt. Innerhalb kürzester Zeit konnte diese Technologie Erfolge verzeichnen. So will der Hersteller Mosa Meat sein "sauberes Fleisch" bis 2020 für 10 US-Dollar pro Bratling verkaufen. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 wurde der erste Clean Meat-Hamburger in London noch für 330.000 US-Dollar angeboten. Die Befürworter von ‚Clean Meat‘ betonen, dass die Herstellung weniger Land und Wasser benötigt als die traditionelle Tierhaltung. Darüber hinaus wird das Fleisch in einer Umgebung hergestellt, die frei von Krankheitserregern ist.
Der Schaden, den die Menschheit an der Erde bisher angerichtet hat, ist zwar enorm. Aber es ist noch immer Zeit zu handeln, um ihn in Grenzen zu halten oder gar umzukehren: In Anbetracht des Engagements von Unternehmen für den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft sowie dem wachsenden Bewusstsein der Verbraucher ist es jetzt an der Zeit, in eine saubere Wirtschaft und neue Innovationen zu investieren.
1. fao.org 2. washingtonpost.com 3. ourworldindata.org 4. sustainweb.org 5. nationalgeographic.com 6. forbes.com 7. foodingredientsfirst.com 8. globenewswire.com 9. tyfucymru.co.uk 10.forbes.com 11.cleanmeat.org
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