EZB-Chef Draghi tritt Tapering-Gerüchten entgegen
Die EZB dürfte im Dezember die Geldpolitik lockern - doch noch ist nicht erkennbar, wie sie die damit zusammenhängenden technischen und politischen Probleme lösen will
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird seine Geldpolitik bei den Beratungen am Mittwoch und Donnerstag unverändert lassen. Langweile dürfte aber trotzdem nicht aufkommen, denn der Dezember, in dem die EZB ihre Politik voraussichtlich erneut lockern wird, rückt näher. Und noch ist nicht erkennbar, wie sie die damit zusammenhängenden technischen und politischen Probleme lösen will. Nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie vehement EZB-Präsident Mario Draghi Gerüchten entgegentreten wird, dass die EZB ihr Ankaufprogramm nur mit einem reduzierten Volumen fortführen kann.
Zudem bringt diese Woche, mit der EZB zusammenhängend, die Veröffentlichung der Wachstums- und Inflationsprognosen der regelmäßig von der EZB befragten Professional Forecasters, den EZB-Quartalsbericht zur Kreditvergabe, die US-Verbraucherpreise, das chinesische BIP und einen EU-Gipfel.
So ist die Ausgangslage bei der EZB: Der Rat hat die zuständigen Experten des Eurosystems im September damit beauftragt, nach Wegen zu suchen, das Angebot ankaufbarer Wertpapiere auszuweiten. Derzeit kaufen die Zentralbanken des Euroraums monatlich Anleihen für 80 Milliarden Euro. Zugleich deuten Konjunkturdaten auf eine recht gut laufende Wirtschaft hin, die Inflation beginnt anzuziehen, und EZB-Offizielle diskutieren verstärkt die negativen Nebenwirkungen anhaltend niedriger Zinsen. Für Aufregung sorgte ein wohl fehlinterpretierter Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über eine schrittweise Reduzierung des Ankaufvolumens (Tapering).
Analysten spekulieren weiter über Änderung von Ankaufparametern
Bisher hat die EZB nicht zu erkennen gegeben, wie sie das Problem der aufkommenden Anleiheknappheit zu lösen gedenkt. Volkswirte erwägen seit längeren das Für und Wider bestimmter Maßnahmen - von der Streichung des Verbots, Anleihen mit Renditen unterhalb des EZB-Einlagensatzes zu kaufen, über ein Abgehen vom EZB-Kapitalschlüssel als Ankaufkriterium bis zur Streichung von Emissions- oder Emittentenobergrenzen.
Dass die EZB zu diesem Thema Mitteilungen machen wird, glaubt inzwischen kaum ein Analyst mehr - obwohl das ein eleganter Weg wäre, die Entschlossenheit der EZB glaubhaft zu machen, ihr Programm zu verlängern. Manche Beobachter sehen da durchaus einen Zusammenhang. Sie sagen: Dass die EZB die quantitative Lockerung (QE) bisher nicht verlängert hat und im Oktober wohl keine konkreten Hinweise darauf geben wird, bedeutet: Es gibt diese Entschlossenheit gar nicht. Da hilft auch der Hinweis von EZB-Vizepräsident Vitor Constancio nicht, dass die beauftragten Experten noch bis Dezember brauchen, um Vorschläge auszuarbeiten.
Tapering-Diskussion trotz Dementi nicht ausgeschlossen
Wohl auch deshalb löste kürzlich eine Bloomberg-Meldung über einen "informellen Konsens" zum Tapering im Falle eines Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik einen deutlichen Renditeanstieg am Anleihemarkt aus. Da auch die jüngsten Konjunkturdaten positiv überrascht haben, die Inflation wie erwartet aufgrund von Basiseffekten anzieht und EZB-Offizielle kritische Bemerkungen zu den negativen Nebenwirkungen anhaltend niedriger Zinsen machen, rechnen manche Beobachter mit heftigen Tapering-Diskussionen im Rat.
Allerdings: Diskussionen sind das eine, sie offiziell zu bestätigen etwas anderes. EZB-Präsident Draghi dürfte in der Pressekonferenz seine ganze Energie aufbieten, um die Tapering-Story aus dem Markt zu nehmen. Beobachter halten die Wahrscheinlichkeit starker Verluste am Anleihemarkt infolge der EZB-Ratssitzung dieses Mal für nicht so groß wie im September.
Die EZB wird ihre Zinsentscheidung am Donnerstag um 13.45 Uhr mitteilen. Gegen 14.30 Uhr beginnt die Pressekonferenz mit Draghi.
EZB schaut auf Prognosen der Professional Forecasters und Kreditbericht
Dem EZB-Rat liegen bei seinen Beratungen bereits die Prognosen der Professional Forcasters vor. Veröffentlicht werden diese Daten am Freitag um 10.00 Uhr. Von Interesse ist besonders die Entwicklung der längerfristigen Inflationserwartungen. Bereits am Dienstag (10.00 Uhr) kommt der Quartalsbericht zur Kreditvergabe. Im Vorquartal hatten die befragten Banken eine weitere Lockerung der Kreditbedingungen bei steigender Kreditnachfrage vorausgesagt. Zuletzt hat die tatsächliche Kreditvergabe aber eher etwas enttäuscht.
DJG/hab/apo Dow Jones Newswires
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