Türkei: Unruhen drücken Kurse
Die Unruhen in Istanbul verunsichern die Anleger. Die Kurse der Staatsanleihen und die Aktienkurse sind stark eingebrochen.
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von Andreas Höß, Euro am Sonntag
Blutige Proteste haben der türkischen Börse die größten Einbrüche seit der Finanzkrise beschert. Der Kurs zehnjähriger türkischer Staatsanleihen gab in wenigen Tagen von 106 auf 100 Prozent nach. Auch an den Aktienmärkten ging es abwärts. Der Leitindex ISE 30 brach um fast 20 Prozent ein.
Begonnen hatten die Unruhen, als die Polizei in Istanbul eine Demonstration gegen den Bau eines Einkaufszentrums im Gezi-Park brutal niedergeschlagen hatte. Seither protestieren Tausende auf dem Taksim-Platz gegen das Demokratiedefizit und die zunehmende Islamisierung der Türkei unter der Regierung von Recep Tayyip Erdoan. Bisher starben drei Demonstranten bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei. Eine Entspannung zeichnete sich bis Redaktionsschluss nicht ab.
Wegen seines hohen Wirtschaftswachstums galt das Land zuletzt als großer Börsenstar, türkische Aktien und Anleihen haussierten. Nun zogen Anleger massiv Kapital ab. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg fragen sich Analysten bereits, wann die Türkische Zentralbank eingreifen wird, um die Landeswährung (Türkische Lira) zu stützen — oder ob sie das bereits getan hat.
Die Situation am Bosporus ist nach wie vor schwer einzuschätzen. Dennoch gehen einige Experten davon aus, dass der Konflikt demnächst abebben wird.
„Die Unruhen dürften schon bald wieder abflachen und die Wirtschaft nicht negativ beeinflussen“, sagt Okan Özoğlu, der bei der türkischen Isbank für das Marketing und die Außenhandelsfinanzierung verantwortlich ist. „Ich gehe davon aus, dass sich auch der Aktien- und Anleihemarkt beruhigt.“