Institute erwarten EZB-Zinserhöhung von 25 Basispunkte für Ende 2020
Vor dem Hintergrund einer wieder anziehenden Inflationsdynamik erwarten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen voraussichtlich um 25 Basispunkte gegen Ende des Jahres 2020 anheben wird.
"Bereits im dritten Quartal 2020 dürfte die EZB das Zinsband wieder symmetrisch gestalten", erklärten die Institute in ihrer Gemeinschaftsprognose, die sie in Berlin vorstellten.
Sie erwarten, dass die EZB den Einlagesatz um 0,15 Prozentpunkte auf minus 0,25 Prozent erhöht. Für eine Zinserhöhung zum Jahresende 2020 sprächen auch die Markterwartungen, so die Ökonomen in ihrem Gutachten.
Allerdings warnten sie, dass steigende Refinanzierungszinsen, etwa im Zuge höherer Risikoaufschläge oder bei einer Normalisierung der Geldpolitik, ein "Risiko für die Schuldentragfähigkeit in einigen Ländern des Euroraums" darstellten.
"Es liegt auch im gesamteuropäischen Interesse, hohe Risikoaufschläge zu verhindern, was beispielsweise durch eine glaubwürdige mittelfristige Finanzplanung im Einklang mit europäischen Fiskalregeln erreicht werden kann", erläuterten die Institute.
Im März hatten die "fünf Wirtschaftsweisen" in ihrer Prognose den Kurs der Notenbank kritisiert. Diese hätte "in den vergangenen zwei Jahren auf das gestiegene Wirtschaftswachstum und die sich schließende Produktionslücke mit einer vorsichtigen Straffung der Geldpolitik reagieren können, ohne den Aufschwung zu gefährden", erklärten sie. "Aus unserer Einschätzung hätte sich die EZB da in den letzten Jahren ganz vorsichtig Spielraum schaffen können", sagte Ökonom Lars Feld.
DJG/aat/apo
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