Anzeige

"Beim Vermögensaufbau ist mehr Nachdruck notwendig" - Christian Lange im Interview

17.12.18 08:01 Uhr

Werbemitteilung unseres Partners
finanzen.net GmbH ist für die Inhalte dieses Artikels nicht verantwortlich


"Beim Vermögensaufbau ist mehr Nachdruck notwendig" - Christian Lange im Interview | finanzen.net

Christian Lange berät und betreut seit 20 Jahren fürs VZ VermögensZentrum anspruchsvolle Privatkunden bei verschiedensten Finanzthemen. Als Certified Financial Planner (CFP) hat er sich der ganzheitlichen Beratung auf Honorarbasis und der Vermögensverwaltung verschrieben. Christian Lange verantwortet die Tätigkeiten des VZ in Süddeutschland und ist Mitglied der Geschäftsleitung.

Herr Lange, viele Deutsche blicken neidisch auf die Schweiz, denn unsere Nachbarn gelten als erfolgreiche Anleger. Als Schweizer, der schon viele Jahre in Deutschland lebt: Was machen Ihre Landsleute anders als die Deutschen?

Mein Eindruck ist, dass die Schweizer dem Thema Finanzen einen vergleichsweise hohen Stellenwert beimessen. Damit meine ich weniger das klassische Sparen mit Bankprodukten, etwa auf ein neues Auto oder den nächsten Urlaub, als vielmehr den langfristigen Vermögensaufbau. Viele Schweizer legen kontinuierlich (beharrlich?) über Jahrzehnte Geld zurück und vergrößern so Stück für Stück ihre Finanzbasis. Nachhaltige, werthaltige Kapitalanlagen, stehen dabei besonders im Fokus. Hier sehe ich in Deutschland durchaus Nachholbedarf.

Die Deutschen legen den Sparfokus also falsch?

Viele gehen den Vermögensaufbau relativ lax an. Dabei wäre mehr Nachdruck notwendig. Denken Sie nur an die mageren Rentenaussichten. Staatliche Ruhestandsgelder sichern heute längst nicht mehr den gewohnten Lebensstandard im Alter. Vor allem Jüngeren droht eine erhebliche Unterversorgung. Das sollte sich eigentlich inzwischen herumgesprochen haben. Die Realität sieht aber anders aus. Nur eine knappe Mehrheit der Deutschen legt regelmäßig Geld fürs Alter zurück. Und die Produkte, in die gespart wird, sind oft nicht optimal, häufig sogar ungeeignet.

Worin sehen Sie die größten Probleme?

Einerseits in der fehlenden Strategie und andererseits in falschen Produkten. Die starke Fokussierung auf Sicherheit bremst den Vermögensaufbau. Weil ein Großteil der Ersparnisse auf mager verzinsten Tagesgeldkonten und Sparbüchern herumdümpelt, wächst das Vermögen kaum noch. Im Gegenteil: Inflationsverluste entwerten die geringen Erträge und belasten die Kaufkraft des Vermögens. Hier ist eine Richtungsänderung dringend geboten.

Mehr Rendite versprechen Anlagen am Kapitalmarkt. Sollten die Deutschen also mutiger investieren, mehr in Aktien?

Dies wäre im Hinblick auf die spätere Alterssicherung sicher wünschenswert. Ohne bedarfsgerechte Planung macht der Kauf von Aktien oder Aktienfonds aber wenig Sinn. Hier sehe ich ein Hauptdefizit: Unkenntnis und mangelnde Planung. Viele Deutsche kennen weder ihren Finanzbedarf im Alter noch die voraussichtliche Rentenlücke. Und selbst wenn sie sich darüber Gedanken gemacht haben, wissen nur die wenigsten, wie sie ihre Versorgungslücke dauerhaft und zuverlässig schließen können. Ohne umfassende Bestandsanalyse und detaillierte, langfristige Finanzplanung bleibt der Vermögensaufbau Stückwerk. Hier können unabhängige Ruhestandsberater wertvolle Hilfe leisten.

Immer mehr Anbieter offerieren digitale Lösungen für den langfristigen Vermögensaufbau. Robo-Advisor sollen helfen, einfach und unkompliziert das Geld zu vermehren. Halten Sie die elektronischen Helfer hilfreich für Vorsorgesparer?

Kostengünstige und leicht verständliche Anlagelösungen sind aus Anlegersicht sehr zu begrüßen. Die Frage ist allerdings: Werden Sie dem Anliegen der Sparer wirklich gerecht? Die Bedürfnisse sind individuell doch sehr verschieden. Robo-Advisor müssen aber vereinheitlichen, um unterschiedlichste Sparwünsche mit wenigen, komprimierten Anlagestrategien abbilden zu können. Persönliche Beratung ist in den meisten Fällen nicht vorgesehen. Unter diesem Aspekt sind die computergesteuerte Befragung und Einstufung in Anlegergruppen sowie die eingeschränkte Auswahl an Anlagemöglichkeiten nicht für jeden Anleger optimal. Was nicht heißt, dass Robo-Advisor in der Vermögensanlage nicht sinnvoll eingesetzt werden können. Für eine günstige Umsetzung ist das auf jeden Fall ein Thema.

Wo sehen Sie gute Einsatzmöglichkeiten?

Beim strukturierten Vermögensaufbau können Robo Advisor durchaus ihre Stärken ausspielen. Mit ETFs lassen sich problemlos verschiedene Anlagestrategien für eine Vielzahl von Anlegerwünschen darstellen. Da regelbasierte Portfoliokonzepte meist auf ETFs setzen, können die Depots gut diversifiziert und kostengünstig gesteuert werden. Die Renditen entsprechen denen der jeweils abgebildeten Märkte.

Dann sind Robo-Advisor für die private Altersvorsorge doch eine gute Lösung?

Ja, aber nicht für alle Anleger. Bevor der Kapitalaufbau startet, sollten sich Vorsorgesparer erst mal über Ihre Ziele und Notwendigkeiten im Klaren werden. Wer hier unsicher ist über die richtige Herangehensweise, sollte die Expertise unabhängiger Beratung für sich nutzen. Ein umfassendes Ruhestandskonzept hat schon manchem Vorsorgesparer die Augen geöffnet. Sie legt die Basis für erfolgreiche Alterssicherung. Dabei kann sich herausstellen, dass sich die finanziellen Wünsche des Sparers nicht mit vier oder fünf standardisierten ETF-Portfolios abbilden lassen. Nicht selten führt eine individuelle Portfoliostrategie eher zum Ziel.

Wir sind Verfechter der Kombination der Vorteile aus beiden Welten. Qualitativ hochwerte Altersvorsorgeberatung muss persönlich erfolgen. Für den günstigen und zielgerichteten Vermögenaufbau darf eine "Robo-Lösung" eingesetzt werden. Übrigens sind wir der europaweit erste Robo-Advisor und seit 2010 aktiv.

Christian Lange hat am 04.12. ein Webinar zum Thema finanzielle Freiheit mit finanzen.net durchgeführt. Schauen Sie sich hier die Aufzeichnung auf Youtube an!

Bildquellen: VZ VermögensZentrum