DAX: Das latente Unwohlsein
Den zwischenzeitlichen Verkaufsdruck bei Tech-Titeln hat der DAX ganz gut verkraftet. Naht damit schon das Ende der Anfang Mai gestarteten Konsolidierung?
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur vom Anlegerbrief erwirtschaftet mit seinem Musterdepot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.
Der am Freitag vorletzter Woche gestartete Kursrutsch im Tech-Sektor könnte eine Phase der Verunsicherung an den Märkten eingeleitet haben, denn die Einbußen bei den Nasdaq-Dickschiffen haben einen Nerv der Anleger getroffen. Zu schnell zu hoch ist es mit den großen Techwerten gegangen, als dass das noch gesund sein könnte. Gerade weil diese latente Angst aber nicht weichen will, scheint das Risiko für eine große Trendwende noch begrenzt. Zumal die Rahmenbedingungen einfach nicht passen.
Tech-Giganten hoch bewertet
Die Google-Mutter Alphabet bringt nach Kursgewinnen von mehr als 30 % in den letzten zwölf Monaten inzwischen rd. 660 Mrd. US-Dollar auf die Waage, woraus sich ein KGV von 32 ableitet. Bei Facebook sieht es mit +30 %, 430 Mrd. US-Dollar und einem KGV von 39 ähnlich aus. Und Amazon notiert nach einem Zuwachs von 35 % nun sogar mit einem KGV von 180 - wobei der Fokus des Unternehmens immer noch auf Marktanteilsgewinne, und noch nicht auf Rendite ausgerichtet ist. Nichtsdestotrotz sorgen diese Kennzahlen für Unwohlsein, den Anlegern ist die dünne Höhenluft durchaus bewusst. Zumal sich die Investments vieler Akteure zu einem großen Teil auf dieselben Blue-Chips konzentrieren. Dieses Klumpenrisiko macht anfällig für Schockwellen.
Anleihen sind keine attraktive Alternative
Dennoch hält sich die Nasdaq immer noch recht ordentlich auf hohem Niveau, und das ist trotz der ambitionierten Bewertung durchaus gut erklärbar, denn die Alternativen sind rar. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen bröckelt seit dem letzten Dezember wieder und liegt aktuell nur noch knapp über 2 %. Das mittelfristige Chance-Risiko-Verhältnis scheint bei dieser niedrigen Verzinsung (aus der sich ein KGV von 45 errechnet!) keinesfalls besser als im Aktienbereich. Attraktiver scheint hingegen eine begrenzte Sektorrotation. So waren zwischenzeitlich Bankaktien gefragt, die von steigenden Leitzinsen (siehe Intro) profitieren.
Fazit zum DAX
Unter der Verkaufswelle bei Techtiteln hat auch der DAX gelitten, am letzten Montag waren bspw. Infineon, SAP und Siemens die drei Topverlierer im Leitindex. Diese Korrektur stellt eine überfällige Gegenbewegung auf die zuvor hohen Kursgewinne dar. Trotz zyklischer Risiken - der US-Markt befindet sich immerhin im neunten Haussejahr - stufen wir aufgrund der immer noch sehr unattraktiv bewerteten Anleihen die Wahrscheinlichkeit noch nicht als hoch ein, dass die Börse gerade die obere Trendwende vollzieht. Trotzdem könnte nun - im dünneren Sommerhandel - eine nervösere Phase mit einer höheren Volatilität anstehen.
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