Reflationierung
Es war ein kurzes Intermezzo, als der Volatilitätsindex (VIX) in den USA um über 100 Prozent auf das höchste Level seit August 2015 stieg.
Zumindest vorübergehend scheint sich der von vielen Marktteilnehmern auch als Angstbarometer bezeichnete Index wieder erholt zu haben. Denn trotz etwas schwächerer Konjunkturdaten aus den USA und China zu Jahresbeginn hat sich das globale Wirtschaftsumfeld im abgelaufenen Monat weiter verbessert. Damit wurde die Grundlage für anhaltendes, synchrones Wachstum der Weltwirtschaft über Potenzial in den kommenden Monaten untermauert.
Die USA dürften dabei einen wichtigen Beitrag liefern: Die geplante US-Steuerreform und der damit einhergehende Fiskalimpuls bzw. die parteiübergreifende Einigung auf ein 1,5 Bio. US-Dollar schweres Infrastrukturprogramm sollten den Konjunkturzyklus wohl noch verlängern - letzteres dürfte 300 Mrd. US-Dollar an zusätzlichen diskretionären Ausgaben über die nächsten beiden Jahre beinhalten.
Die Schwankungen an den Kapitalmärkten können aber auch als ein Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden, denn das Reflationierungsszenario scheint weiterhin intakt zu sein. Der zugrunde liegende (Kern-)Inflationstrend dürfte in den kommenden Monaten - und da gaben die US- bzw. UK-Verbraucherpreise für Februar einen ersten Vorgeschmack - weiter aufwärts gerichtet sein.
Neben der anhaltenden Einengung von Produktionslücken ist es allmählich auch die Lohnentwicklung, die nach vorn blickend die derzeit noch verhaltene Preisentwicklung steigen lassen dürfte. Höhere Löhne könnten allerdings die US-Notenbank (Fed) dazu veranlassen, schneller an ihrer Zinsschraube zu drehen. US-inflationsindexierte Anleihen preisen jenes Szenario bereits in zunehmendem Maße ein. Und auch die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung auf der nächsten Fed-Sitzung im März stieg auf über 80 % an - aus unserer Sicht der erste von mindestens drei Zinsschritten im laufenden Jahr.
Während in den USA die graduelle Normalisierung der Geldpolitik in vollem Gange ist, scheint sich die sinkende Arbeitslosigkeit im Euroraum noch nicht in einem spürbaren Lohnauftrieb niedergeschlagen zu haben. Das Vertrauen der Europäischen Zentralbank (EZB) in die allmähliche Annäherung der Inflationsraten an das Inflationsziel ist angesichts des zunehmend robusten und breit angelegten Konjunkturaufschwungs weiter gewachsen - letzterer schlug sich auch in den Umsatzzahlen bzw. im Gewinnwachstum im Zuge der laufenden Q4-Berichtssaison nieder. Einzig in Japan scheinen trotz sehr guter Arbeitsmarktbedingungen das Inflationsziel und demnach die geldpolitische Normalisierung noch in weiter Ferne zu liegen.
Vor diesem Hintergrund sollte Marktteilnehmern bewusst sein, dass im Zuge der geldpolitischen Normalisierung die Renditen am (US-) Rentenmarkt steigen dürften. Dies sollte mittelfristig wieder zu einem Anstieg der Volatilität in Richtung des langfristigen Durchschnitts führen. Doch Reflationierung bedeutet implizit auch, dass das reale Wachstum stärker ist. Höhere Löhne sollten den privaten Verbrauch bzw. eine anziehende Inflation, die Preissetzungsmacht sowie das Umsatzwachstum der Unternehmen stützen. In einem breit diversifizierten Portfolio dürften davon risikobehaftete Wertpapiere (Aktien) profitieren, wobei der Blick auf die Erzielung von Kapitaleinkommen (Dividenden) nicht fehlen sollte.
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