Kapitalmarktbrief August - Sommerflaute?
Der Aufwärtstrend an den internationalen Aktienmärkten in Richtung neuer Allzeithochs hält trotz jüngster Volatilität weiter an, während sich der Rentenmarkt im Zuge steigender Inflationsraten bereits auf einen Rückgang des Wirtschaftswachstums einstellt - die realen 10-jährigen Staatsanleiherenditen erreichten historische Tiefststände. Von Sommerflaute kann daher an den Kapitalmärkten keine Rede sein.
Fundamental betrachtet haben sich laut unseren proprietären Indikatoren die weltweiten Wirtschaftsdaten erneut verbessert, allerdings hat sich nach der starken Erholung das konjunkturelle Momentum jüngst abgeschwächt. Das Stimmungshoch in der US-Wirtschaft scheint bereits durchschritten zu sein, während sich u.a. in der deutschen Wirtschaft laut ifo-Geschäftsklimaindex durch anhaltende Lieferengpässe und die Sorge vor der weiteren Ausbreitung der infektiöseren Delta-Variante des COVID-19-Virus eine leichte Sommerflaute breitzumachen scheint. Die Anzeichen eines bevorstehenden Höhepunkts des wirtschaftlichen Optimismus haben somit zugenommen, trotz steigender Impfquoten. Denn während sich die Konsens-Wirtschaftsprognosen für viele Länder auf bereits ambitionierten Niveaus befinden, überraschen auch die (weiterhin verbesserten) globalen Makrodaten nicht länger auf der positiven Seite.
Von Seiten der Inflationsdynamik dürfte eher das Gegenteil zu erwarten sein. Globale Inflationsindikatoren, die sich seit Jahresbeginn bereits beschleunigt haben, stiegen im vergangenen Monat angesichts Basiseffekte, erhöhter Rohstoff- und Frachtpreise, verlängerter Lieferzeiten, schrumpfender Produktionslücken und zunehmender Angebotsengpässe, die bei einer breiteren Öffnung der Volkswirtschaften zunehmend sichtbarer werden, weiter an. Erste Unternehmen warnen bereits vor Preiserhöhungen, während einige Zentralbanken der Schwellenländer zu einer restriktiveren Haltung übergegangen sind und ihren Zinserhöhungszyklus eingeleitet haben (wie z.B. in der Türkei, Brasilien und Russland). In Australien, Kanada oder Neuseeland kündigten die Zentralbanken an, dass sie ihre Anleiheaufkaufprogramme weiter reduzieren werden. Doch obwohl der Inflationsdruck in allen Regionen zugenommen hat, sind viele Zentralbanken dem Beispiel der US-Notenbank (Fed) gefolgt und tolerieren "vorübergehend" höhere Inflationsraten. Immerhin, die Diskussion über ein Zurückfahren der extrem lockeren US-Geldpolitik hat nun auch begonnen.
Auch bei verlangsamter Wachstumsdynamik dürfte das globale Wachstum im zweiten Halbjahr weiterhin über dem Trend liegen. Geld- und teils auch noch die Fiskalpolitik werden weiterhin eine für Rezessionen typische Ausrichtung verfolgen, dass Aktien bis zum Jahresende weiter gut unterstützt sein dürften. Allerdings haben die Wertentwicklung und Bewertung von Risikoassets den konjunkturellen Aufschwung bereits zu großen Teilen vorweggenommen, so dass reinigende Sommergewitter nicht auszuschließen sind.
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