Automatisierter Handel könnte Kursrutsch am US-Aktienmarkt ausgelöst haben
Wenige Investmententscheidungen werden heutzutage noch von einem echten Menschen getroffen. Zu- und Verkäufe geschehen oft auf Basis von Algorithmen, die darauf programmiert sind, in guten Situationen zuzugreifen und bei schlechten Aussichten zu verkaufen. Dieser automatisierte Handel ist vermutlich an den Kursrutschen am US-Aktienmarkt schuld.
Mittlerweile mache der automatisierte Handel 80 Prozent von allen Transaktionen, die tagtäglich an den US-amerikanischen Börsen durchgeführt werden, aus, erklärt Guy De Blonay, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management, gegenüber CNBC. Das sei vor allem deshalb problematisch, weil die Algorithmen auf kurzfristige Entscheidungen getrimmt seien und so bei schlechten Meldungen resolut Aktien abstoßen würden.
Kurzfristige Entscheidungen
Im Gegensatz zu menschlichen Managern, für die bei Investmententscheidungen zahlreiche Faktoren wie die Gewinne, der Ausblick, ob das Unternehmen abgeliefert hat oder nicht, ob das Unternehmen in letzter Zeit zugelegt oder Konkurrenten geschlagen hat oder nicht, mit einfließen, würde den Algorithmus-Händlern die menschliche Umsicht fehlen, die Unternehmensmeldungen gut zu durchdenken, erst einmal zu verdauen und dann nach jeweiligem Gusto zu handeln.
Im täglichen Handel komme es so zu "zu wenig Fokussierung auf Ausblicke und du bekommst lediglich kurzfristige Bewegungen, die auf immens speziellen Daten beruhen, die jeden Tag veröffentlicht werden und damit zu Störgeräuschen werden". Denn je öfter ein Algorithmus erkennt, dass irgendjemand zum Verkauf rät oder auf kurze Sicht schlechte Nachrichten über die Werte bekommt, desto schneller stoßen die maschinellen Handelspartner Aktien ab.
Automatisierter Handel wächst
Während der letzten Jahre hat die Sparte des automatisierten Handels immer weiter an Einfluss gewonnen, so dass es immer weniger Handel gibt, der auf bestimmten Entscheidungen beruht, sondern stattdessen mehr Handel, der auf Regeln, also den zuvor festgelegten Algorithmen, basiert. Bereits 2017 schilderte die US-Großbank JPMorgan, dass nur noch zehn Prozent der Händler auf die Performance und den Ausblick der Unternehmen achten, bevor sie sich für eine Transaktion entscheiden.
Erst gestern mussten die US-amerikanischen Börsen wieder einen großen Kursrutsch hinnehmen. Einige Analysten gehen davon aus, dass auch dieser Rückgang von den Maschinen, die das Handeln übernehmen, herrührt. Die maschinellen Händler hätten die Tatsache, dass die kurzfristigen Zinssätze über den langfristigen Zinssätzen gehandelt wurden, als Auslöser für einen Abverkauf angesehen, diese Transaktionen hätten dann zu einem generellen Ausverkauf geführt, wie CNBC schreibt.
Marktteilnehmer sollten über Algorithmus-Handel Bescheid wissen
In solchen Systemen, die automatisiert handeln, liegt viel Potenzial für die Zukunft. Wenn sie allerdings falsch oder einfach zu schnell auf Signale reagieren, können sie gerade für Anleger, die an langfristigen Investments Interesse haben, gefährlich werden. Schnelle Reaktionen, die die Algorithmen durchführen, haben meist nur einen kurzfristigen Blick auf die Lage und hoffen darauf, so schnell wie möglich Gewinn zu machen. Zwar steckt hinter der Maschine immer noch ein Mensch, wie De Bluney erwähnt, der Eingriffe vornehmen kann, falls ein großes Risiko bei den Entscheidungen der Maschine vorliegt. Trotzdem sollten sich Marktteilnehmer bewusst sein, dass viele Entscheidungen von anderen Händlern nicht von menschlicher Logik sondern von technischen Algorithmen gesteuert werden.
Theresa Rauffmann / Redaktion finanzen.net
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